Montag, 7. November 2016
Schule wird zur Irrenanstalt: Schüler sollen nach Gehör schreiben - ohne Rechtschreibregeln!
Die Schule wird immer mehr zu einem Laboratorium zum Experimentieren mit Kindern. Foto: Tribulchay, Wikimedia Commons
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Eine Methode mit fatalen Folgen. ‘Varrat‘ oder Fahrrad? ‘Fata‘ und ‚‘Muta‘ statt Vater und Mutter.
Was die Lernmethode gebracht hat ist mehr als bedenklich: Anstatt Rechtschreibregeln von Anfang an zu lernen, sollen Grundschüler erst einmal so schreiben, wie sie selbst die Worte aussprechen und hören.
Schon seit Langem ist die Methode umstritten. Nicht zuletzt seit den Forschungsergebnissen, die Wolfgang Steinig, Germanistikprofessor an der Universität Siegen, 2013 vorgestellt hat: Er hat Schulaufsätze von Viertklässlern aus den Jahren 1972, 2002 und 2012 miteinander verglichen und etwas herausgefunden, was nachdenklich machte. Einerseits, so seine Ergebnisse, schreiben Kinder heute kreativer und kommentierender als zu Beginn der 70er-Jahre, viele verfügten auch über einen bemerkenswerten Wortschatz. Andererseits stellte er aber fest, dass sich seit den 70er-Jahren die Rechtschreibung vehement verschlechtert hat. Waren es 1972 durchschnittlich sieben Fehler pro 100 Wörter, haben die Schüler 2012 knapp 17 Wörter von 100 falsch geschrieben.
Die Gefahr, dass sich Wörter falsch einprägen, kennt Tassilo Schneider vom Lehrinstitut für Orthographie und Sprachkompetenz (LOS) in Frankfurt: „Wir erleben es regelmäßig, dass bei Kindern die lautgetreues Schreiben lernen, vorhandene Lese- und Schreibschwächen zu spät entdeckt werden. Spätestens in der weiterführenden Schule kommt das böse Erwachen.“
Nach Ansicht von Experten sind die eindeutigen Verlierer die Kinder. Besonders die mit Migrationshintergrund, mit Dialekt oder die aus einem bildungsfernen Elternhaus. Die Rechtschreibfehler, die sich dadurch einprägen, sind schwer zu korrigieren.
So resümiert der hessische Philologenenverband: „Dogmatisch umgesetzt, kann diese Methode nur als unterlassene Hilfeleistung beim Lesen- und Schreiben lernen gewertet werden. Rechtschreibschwächen werden provoziert“, so Reinhard Schwab.
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Eingestellt von Mathias von Gersdorff um 16:05
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