Papst Franziskus und die falsche Anklage gegen die katholische Kirche – Die Wahrheit über die Bartholomäusnacht 15. November 2016
Francois Dubois: Bartholomäusnacht
"Bartholomäusnacht" von Francois Dubois, einem französischen Hugenotten, der allerdings nicht Augenzeuge war.
(Rom) Am vergangenen 11. November konnte Eugenio Scalfari, (Freund vom Papst) der Gründer und Hauptkolumnist der italienischen Tageszeitung La Repubblica wieder einer „Treffer“ landen.
Papst Franziskus gewährte ihm erneut ein Interview, die in katholischen Kreisen bereits als „berüchtigt“ gelten. Scalfari, der Doyen des linken Journalismus aus einer Familie mit freimaurerischer Tradition, hatte in der Vergangenheit zugegeben, daß er die Antworten des Papst selbst formuliert. Sie würden allerdings inhaltlich die Meinung des katholischen Kirchenoberhauptes getreu wiedergegeben. Trotz der ungewöhnlichen Vorgangsweise besteht kein Grund, an Scalfaris Angaben zu zweifeln. Die von ihm dem Papst in den Mund gelegten Worte wurden vom Vatikan bisher nie dementiert. Die ersten Interviews fanden sogar Eingang in einen vom Vatikanverlag herausgegeben Sammelband. Im jüngsten Interview unternimmt Papst Franziskus einen historischen Exkurs und bezichtigt dabei die katholische Kirche, das „grausamste Gemetzel“ aller Religionskriege unterstützt zu haben, weil sie die „weltliche Macht dem Glauben und der Barmherzigkeit vorgezogen“ habe. Das hätten zwar andere Religionen auch getan, die katholische Kirche jedoch „manchmal mehr als die anderen“. Hält Papst Franziskus die katholische Kirche tatsächlich für die graumsamste und machtgierigste aller Religionen? Wie steht es mit den Fakten?
Ein kurzer Blick in die Geschichte soll helfen, Klarheit zu schaffen.
Das Blutbad in der Bartholomäusnacht
„Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit“ (Joh 1,47). Natanaël hieß der Apostel Bartholomäus (Natanaël Bar-Tolmai). Michelangelo hat sein Martyrium, das er unter den Armeniern erlitt, auf einprägsame Weise dargestellt. Der Bruder des armenischen Herrschers Polymios ließ dem Apostel bei lebendigem Leib die Haut abziehen und dann mit dem Kopf nach unten kreuzigen. Die Armenier wurden später das erste christliche Volk der Welt und Armenien das erste christliche Königreich. Die Gebeine des Apostels und Märtyrers wurden von Kaiser Otto II. nach Rom gebracht. Kaiser Friedrich II. überführte einen Teil in den Kaiserdom nach Frankfurt am Main, dem Krönungsort der deutschen Könige, der nach dem Apostel St. Bartholomäus benannt wurde.
Eugenio Scalfari und Papst Franziskus...(Freund vom Papst).
In der Nacht des Gedenktages, an dem die Kirche liturgisch den Apostel Bartholomäus feiert, kam es in Paris, viele Jahrhunderte nach seinem Tod, zu einem Blutbad an Hugenotten. So nannten sich die französischen Calvinisten in Anlehnung an das deutsche Wort „Eidgenossen“. Mehr als 2.000 Hugenotten wurden getötet, die in die französische Hauptstadt gekommen waren, um die Hochzeit ihres Anführers, Heinrich von Bourbon, König von Navarra, mit Prinzessin Margarete von Valois, der Schwester des Königs von Frankreich zu feiern. Die Hochzeit war Teil eines Plans, um das im Krieg zwischen Katholiken und Protestanten zerrüttete Land zu befrieden.
Da die Ehe für die Calvinisten kein Sakrament ist, konnte die Hochzeit nicht in der Kirche geschlossen werden, sondern lediglich auf dem Vorplatz. Heinrich hatte sich geweigert, eine katholische Kirche zu betreten. Die französische Krone kam damit unübersehbar den Protestanten entgegen, obwohl deren Bekenntnis durch dasselbe Edikt von Saint-Germain, das auch die Eheschließung festlegte, ausgeschlossen worden war.
In der Nacht des 24. August 1572 entlud sich eine Gewalt, die ohne Unterschied allen Hugenotten galt. Der enthemmte Volkszorn läßt sich nur als Folge des jahrelangen hugenottischen Mordens und Brandschatzens erklären. In Berichten wird der Satz „Der König will es“ überliefert. Seine Urheberschaft läßt sich allerdings nicht zuordnen, dürfte aber dem Volk den Eindruck der Legitimation für die Rache vermittelt haben. Das Massaker wird in den Geschichtsbüchern als blutrünstiges Verbrechen dargestellt, wobei die Verantwortung dafür den Katholiken zugeschrieben. Die Kirche hatte damit allerdings nichts zu tun.
Luthers Revolution und die Machtgier der Fürsten
1517 hatte Martin Luther seine Revolution gegen die Kirche begonnen. Seither kam es zu einer Plünderung des Kirchenbesitzes in einer kaum vorstellbaren Größenordnung. Im protestantisch gewordenen Teil Deutschlands rissen sich die „reformierten“ Herrscher widerrechtlich ein Drittel des Landes unter den Nagel. Die Raubritter der damaligen Zeit waren im Vergleich zu einem solchen Rechtsbruch geradezu Waisenknaben. Die Armenfürsorge und Krankenpflege brachen weitgehend zusammen, weil sie von der Kirche getragen und aus diesem Besitz finanziert worden waren. Luther unterstützte den Raubzug der Fürsten. Mit dem Kirchenbesitz, der nicht Luther gehörte, „bezahlte“ er den Schutz, den die protestantisch gewordenen Fürsten ihm gewährten.
Dieser illegale Besitzwechsel gigantischen Ausmaßes führte zu Bürgerkriegen, zuerst zum Aufstand der Ritter, dann der Bauern. 1526 kam es zum Bruch zwischen Lutheraner und Reformierten. 1534 begann Calvin seine Reformation in den französischsprachigen Raum zu tragen, und auch er beraubte die Kirche ihres Besitzes, der ihr von unzähligen Gläubigen im Laufe der Jahrhunderte gestiftet worden war. Einige Fürsten waren sofort zur Stelle, um die Gelegenheit zur eigenen Machterweiterung zu nützen. Schließlich ging es darum, eine gigantische Beute zu verteilen. Während in Deutschland die Landesfürsten die eigentlichen Mächtigen waren, die bereits seit 250 Jahren erfolgreich die kaiserliche Macht zu schwächen versuchten, war Frankreich ein zentralistisch ausgerichteter Staat. Die königliche Nebenlinie der Bourbonen trachtete danach mit Hilfe der Reformation die Königsgewalt in ihre Hände zu bringen. Noch aber regierten die Valois.
König Franz I. von Frankreich (1515-1547) bekämpfte die Hugenotten. Unter seinem Sohn Heinrich II. (1547-1559) ändern sich die Dinge. In Frankreich bekämpfte er die Hugenotten, während er sich gleichzeitig mit den protestantischen deutschen Fürsten gegen den Kaiser verbündete, die ihm dafür großzügig Reichsgebiet überließen, konkret die Hochstifte Metz, Toul und Verdun. Seine jung zur Witwe gewordene Frau, Katharina von Medici, übernahm nach seinem Tod die Regentschaft, während sich auf dem Thron Frankreichs drei seiner Söhne (Franz II., Karl IX. und Heinrich III.) durch frühen Tod in schneller Abfolge nachfolgten. Die Folgen waren politische Instabilität, dynastische Unsicherheit und ein blutiger Religionskrieg.
Den frühen Tod Heinrichs II. und die Regentschaft seiner Witwe Katharina, wollten die Bourbonen, der nachfolgende Zweig in der Erbfolge zur Machtübernahme nützen. Ein Teil der Familie hatte sich dem Protestantismus angeschlossen. Eine Entscheidung, die dem Muster deutscher protestantischer Fürsten folgte, sich den Kirchenbesitz zu verschaffen und in Frankreich sogar nach der Königsmacht zu greifen. Der Augsburger Religionsfrieden mit seinem Cuius regio eius religio gefiel den Bourbonen. Darin erkannte sie, und der mit ihnen verbündete Teil des Adels ungeahnte Chancen gegenüber der Krone.
Der Versuch Ludwigs I. von Bourbon das Königtum zu usurpieren, mündete in den katholisch-hugenottischen Religionskrieg.
Die protestantische Internationale
Wegen der „Reinheit“ ihres von Calvin gewollten, reformierten Glaubens lehnten die französischen Calvinisten in ihrer Radikalität andere protestantische Bekenntnisse wie die Lutheraner und die Anglikaner ab. Der Kampf gegen die katholische Kirche führte sie dennoch dazu, mit den anderen protestantischen Kräften internationale Bündnisse zu schließen. Das war offener Landesverrat, dem die politisch zu schwache Königinwitwe als Regentin ihrer noch minderjährigen Söhne nur eine wankelmütige, zweideutige Politik entgegenzusetzen wußte, die in Wirklichkeit die Protestanten begünstigt.
Ein Grund dafür war die französische Erbfeindschaft gegen das Reich und besonders die Habsburger, denen es gelungen war, die Reichsgewalt wiederherzustellen und durch eine glückliche Ehepolitik auch die Länder der spanischen Krone einschließlich der Neuen Welt zu gewinnen. Die katholischen Habsburger waren aus Pariser Sicht die natürlichen Feinde der französischen Könige. Sie waren aber auch die erklärten Feinde des Protestantismus, der durch Luthers Revolution das Reich definitiv zerrissen hatte. Die Habsburger als römisch-deutsche Kaiser waren die Hüter der universalen Reichsidee, und damit auch Hauptverteidiger der Kirche und ihrer Güter.
Frankreich hatte sich im deutschen Bruderkrieg zwischen Staufern und Welfen und dem Investiturstreit von der universalen Reichsidee entkoppelt. Es nützte jede Schwäche des Reiches und strebte selbst die Vormacht in Europa an. Zur Erreichung dieses Zieles verbündete es sich mit allen Feinden der Kirche: den Türken ebenso wie den Protestanten. Damit aber war die innere Abwehr geschwächt.
Waffen, Geld und Truppen für Frankreichs Hugenotten
Das französische Volk blieb katholisch. Anders sah es unter den Eliten aus. Nach dem Tod Heinrichs II. sollte es in Frankreich zwischen 1560 und 1598 zu acht Religionskriegen kommen. Keiner war von den Katholiken gewollt. Ausgelöst wurden sie vom hugenottischen Machtstreben, das von den Lutheranern und Anglikanern mit Truppen, Geld und Waffen unterstützt wurde. Wiederholt überzogen die Protestanten die südlichen und zentralen Regionen Frankreichs mit Gewalt und Brandschatzung. Hunderte von Dörfern, Kirchen und Klöstern fielen dem calvinistischen Wahn zum Opfer.
Zur Verteidigung der Katholiken kämpfte die Familie Guisa, eine in den Dienst Frankreichs getretene Nebenlinie der Herzöge von Lothringen, einer der ältesten Adelsfamilien Europas. Sie besteht noch heute in der Linie Habsburg-Lothringen. Für die Kirche Frankreichs und die französischen Katholiken kämpften zudem der Heilige Stuhl und vor allem Philipp II. von Spanien, der Sohn Kaiser Karls V. 1560 heiratete er Elisabeth von Valois, die Tochter des damals bereits verstorbenen französischen Königs Heinrich II. und der Katharina von Medici. Die Eheschließung war Teil des 1559, nach 16 Jahren Krieg zwischen Spanien und Frankreich, erreichten Friedens, weshalb die Spanien ihre junge Königin Isabel de la Paz nannten. Obwohl die Ehe politisch motiviert war, wurde daraus eine Liebesehe, die 1568 durch den frühen Tod Elisabeths endete.
Gegen das calvinistische Wüten entsteht in Frankreich eine Abwehrbewegung, die zur regelrechten Volksbewegung wird, und der sich bald 90 Prozent des Landes angeschlossen hatten. Man kann von einer nationalen Reaktion gegen die ausländische Aggression sprechen, die von den Hugenotten angezettelt worden war. Der französische Calvinismus wurde in den Augen des Volkes mit Gewalt und mit der Unterstützung und Invasion ausländischer Mächte gleichgesetzt.
Hugenotte wird König
1589 trat jedoch ein, womit niemand gerechnet hatte. Obwohl die männlichen Erben Heinrichs II. zahlreich waren, und ihm drei Söhne als Könige auf den Thron folgten, starb auch der Letzte noch in jungen Jahren. Durch das Aussterben der männlichen Linie des Hauses Valois, fiel die Krone Frankreichs über die weibliche Linie, durch die Ehe ihrer Schwester Margarete, ausgerechnet an den Bourbonen Heinrich von Navarra (gemeint war der zu Frankreich gehörende Teil Nieder-Navarra), den Anführer der hugenottischen Partei. Die zögerliche Politik Katharinas und ihrer Söhne hatte den Weg dazu geebnet. Als Heinrich IV. bestieg der Hugenotte den Thron Frankreichs und regierte bis 1610.
Formal konvertierte Heinrich als Voraussetzung für die Thronbesteigung zur katholischen Kirche. Solche Konversionen in die eine wie die andere Richtung sollte er noch mehrfach wiederholen. In Wirklichkeit blieb er jedoch Protestant. Heinrichs Mutter, Johanna von Albret, 1555-1572 Königin von Navarra, verfolgte die katholische Kirche haßerfüllt und versuchte den katholischen Glauben in ihrem Herrschaftsbereich auszurotten. Bereits die Großmutter hatte in Nieder-Navarra Protestanten um sich gesammelt.
Der blutige Religionskrieg endete 1598 mit dem Edikt von Nantes, das den katholischen Glauben zur Staatsreligion machte und im Gegenzug den den Hugenotten Religionsfreiheit und Bürgerrechte garantierte.
Geschichtsfälschung
Um jedoch die katholische Seite in Mißkredit zu bringen, ordnete Heinrich IV. die Zerstörung der im königlichen Archiv aufbewahrten Dokumente der Katholischen Liga an. Stattdessen ließ er Fälschungen anfertigen, drucken und verbreiten. Damit wollte er die katholische Sache, deren Beweggründe und Entscheidungen aus dem Gedächtnis tilgen, und ihr die Schuld an dem das Land zerrüttenden Religionskrieg zuschieben. Da sich die protestantische Geschichtsschreibung und vor allem die Aufklärung in ihrer Feindschaft gegen den katholischen Glauben nur zu gerne auf die Fälschungen stützten, konnte er damit bis zum heutigen Tag die Geschichtsschreibung beeinflussen.
Das Massaker der Bartholomäusnacht, das als empörte Anklage im kollektiven Gedächtnis verankert wurde, stand in keinem Zusammenhang mit der katholischen Kirche. Unmittelbarer Auslöser war ein mißglücktes Attentat gegen einen hugenottischen Admiral. Grund war die Erschöpfung des Volkes wegen des Zerrüttung des Landes durch den Krieg der Hugenotten. Über die Mitschuld der Königinwitwe Katharina und ihres damals regierenden Sohnes Karl IX., wegen ihrer wankelmütigen Politik gegenüber den Hugenotten, kann trefflich gestritten werden
Tatsache ist, daß das Massaker nicht annähernd mit dem blutigen Treiben der protestantischen Internationale zu vergleichen ist, das vierzig Jahre in weiten Teilen Frankreichs wütete. Während die Bartholomäusnacht als Reaktion darauf bis heute in den Köpfen präsent ist, nicht zuletzt durch den Schulunterricht und Spielfilme, ist der Grund dafür auf wundersame Weise, der Dokumentenfälschung Heinrichs IV. und der antikatholischen Aufklärung „sei Dank“, in Vergessenheit geraten.
Diese Vergessenheit ist so groß, daß sogar ein Papst in seinem jüngsten Interview mit Eugenio Scalfari, das am vergangenen Freitag von La Repubblica veröffentlicht wurde, sich die propagandistisch verzerrte Darstellung der Gegenseite zu eigen machte.
Wörtlich sagte Franziskus laut Scalfari:
„Sicher, es gab von der Kirche gegen andere Religionen unterstützte Kriege und es gab sogar Kriege innerhalb unserer Religion. Der Grausamste war das Gemetzel der Bartholomäusnacht und leider vielen vergleichbare andere. Sie erfolgten, wenn die verschiedenen Religionen und unsere, manchmal mehr als die anderen, die weltliche Macht dem Glauben und der Barmherzigkeit vorgezogen haben.“ „Kein schlechter Schlag, Scalfari. Einer von so vielen gegen die Kirche, an die du uns im Lauf der Jahrzehnte gewöhnt hast“, schrieb dazu ironisch Letizia Laurenzi in der Nuova Bussola Quotidiana. Es ist nicht das erste Mal, daß Papst Franziskus allgemein verbreitete, aber irrige historische Ansichten bekräftigte, mit denen das Wirken der katholischen Kirche in der Geschichte herabgesetzt wurde.
http://www.katholisches.info/2016/11/15/...holomaeusnacht/ Text: Andreas Becker Bild: Wikicommons/MiL http://www.katholisches.info/2016/11/15/...holomaeusnacht/
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