Jugendschützer warnen Islamisten umwerben schon kleine Kinder
Islamistische Propaganda im Kinderbuch-Stil: Ein Ort mit schwarzer IS-Flagge, am Himmel Kampfflugzeuge, die abgeschossen werden können.(Quelle: jugendschutz.net)
Video Islamisten immer jünger von Carsten Behrendt
Die Anwerbemaßnahmen von Terrornetzwerken verlagern sich zunehmend in Messenger-Dienste. Vor allem die Chat-Anwendung Telegram wird dafür genutzt, sagt jugendschutz.net-Vize Stefan Glaser. Experten warnen: Schon kleine Kinder werden infiltriert.
Kniebeugen, Hanteltraining, ein paar Diät-Rezepte. Die Nachrichtenliste in dem Messaging-Kanal sieht harmlos aus, fast banal. Doch dann taucht unter den Dutzenden Sport-Tipps plötzlich die schwarze Flagge des Islamischen Staats auf. Und Links, die zu islamistischen Inhalten führen: Kriegsszenen, Hinrichtungen und Aufrufen zur Unterstützung für den Dschihad, den sogenannten heiligen Krieg.
Erst harmlos, dann Hinrichtung
Mehr als 1.000 Gesetzes-Verstöße hat das Team der der Bund-Länder-Kooperation jugendschutz.net in islamistischen Internetangeboten zwischen Januar und Oktober 2016 registriert. Im gesamten Jahr 2015 waren es 383. Der stellvertretende Leiter von jugendschutz.net, Stefan Glaser, führt dies vor allem auf die missbräuchliche Nutzung des Messenger-Dienstes Telegram zurück. Der Experte beobachtet, dass Jugendliche von Facebook und anderen Plattformen über Links zunächst in harmlos wirkende Gruppen auf Telegram gelockt werden. Nach und nach erhalten die Abonnenten dann Sticker-Kollektionen mit Hinrichtungsszenen, Kalaschnikows oder Logos, die sie dann für ihre eigene Kommunikation verwenden können.
Einige Kanäle setzen ihre Abonnenten mit mehr als 100 Nachrichten pro Tag regelrecht einem medialen Dauerfeuer aus. Glaser und sein Team wissen, dass sie den Kanälen mit ihrer Öffentlichkeitskampagne weitere Aufmerksamkeit bescheren. Die Aufklärung sei dennoch wichtig, meint er. Für Jugendliche, Eltern und um den Anbieter des Nachrichtendienstes unter Druck zu setzen, denn bislang reagiere Telegram so gut wie gar nicht auf die Löschanfragen der Jugendschützer: "Telegram darf sich nicht zur sicheren Plattform entwickeln, über die Dschihadisten ungehindert den Krieg verherrlichen und zur Gewalt aufrufen", so Glaser. Kinderspiel: US-Kampfjets abschießen
Ein völlig neues Phänomen ist, dass nach den Jugendlichen nun auch Kinder gezielt mit islamistischer Propaganda angesprochen werden. Drei arabischsprachige Apps hat jugendschutz.net heute in Berlin beispielhaft vorgestellt. In einer gemalten Landschaft wie aus einem Kinderbuch sind mit dem Finger auf dem Display amerikanische Kampfjets abzuschießen oder Bombenpakete im Kinderzimmer zu entschärfen. Eine andere App vermittelt den Umgang mit Zahlen, indem sie Maschinenpistolen oder Messer zusammenzählt. WEITERE LINKS ZUM THEMA
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"Die Anwendungen richten sich vor allem an bereits radikalisierte Eltern, die ihre Kinder schon früh mit den Symbolen und Feindbildern des IS vertraut machen wollen", erklärt der Islamismusexperte Patrick Frankenberger von jugendschutz.net gegenüber dem ZDF. Die Programme seien auch nicht über die offiziellen App-Stores zu beziehen, sondern nur in einschlägigen islamistischen Kanälen zu finden. Dennoch seien die Entwicklungen Grund zu Sorge, weil auch in Deutschland Kinder mit den spielerischen Angeboten in Kontakt kommen könnten.
Nur in Schulen sind alle Kinder und Jugendlichen zu erreichen
Es gelte, schon früh an die "Entzündungsherde" zu gehen, beschreibt der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, seine Strategie. Schon Grundschüler sollten in der dritten und vierten Klasse im Sachkundeunterricht politische Bildung auf dem Lehrplan haben. Der PISA-Schock habe zu sehr zu einem Schwerpunkt auf Naturwissenschaften und zu einer gezielten Ausrichtung auf den Sprung in den Arbeitsmarkt geführt. Krüger fordert, dass Politik und Geschichte einen größeren Stellenwert erhalten. Die Schüler müssten diskussionsstärker und besser aufgeklärt werden, um Gefahren selbstbewusst erkennen und entschärfen zu können.
Verschenktes Potenzial sieht Krüger auch bei den Berufsschulen. Dort gehe es viel zu sehr um Betriebsnormen, Prüfregularien und den Arbeitsschutz. Das müsse sich ändern, denn: "Die Schulen sind der einzige Ort, an dem wir wirklich alle Jugendlichen erreichen können." http://www.heute.de/jugendschutz.net-isl...r-46000034.html
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