Don Nicola Bux: „Dubia der Kardinäle zu Amoris laetitia legitim und normal“ – Beispiel Liturgiereform 1969 29. November 2016
Papst Franziskus und Glaubenspräfekt Müller: keine Übereinstimmung in Sachen Amoris laetitia. "Die Dubia der vier Kardinäle sind legitim und ganz normal", so der Liturgiker Don Nicola Bux.
(Rom) Das Schreiben von vier Kardinälen an Papst Franziskus, mit dem sie eine Klärung umstrittener Stellen im nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia fordern, sei „eine normale Praxis in der Kirche“.
Das sagte der bekannte Liturgiker, Don Nicola Bux, der bereits vor einigen Tagen die vier Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner in Schutz genommen hatte. Zw Neokardinäle hatten sie öffentlich angegriffen, ein emeritierter griechischer Bischof sie sogar der „Häresie“ bezichtigt, weil sie es wagen, vom Papst Klarheit zu verlangen.
Dubia „legitim und normal“
Die Kardinäle formulierten fünf Dubia (Zweifel), einfache, an den Papst gerichtete Fragen zu Kernthemen der kirchlichen Lehre und Sakramentenordnung. Die Beantwortung soll Klarheit schaffen, nachdem es seit der Veröffentlichung von Amoris laetitia am 8. April zu unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Interpretationen gekommen ist. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zugelassen sind oder nicht. Nach überlieferte Lehre und Praxis sind sie davon ausgeschlossen. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, daß Papst Franziskus mit der Forderung von Kardinal Walter Kasper sympathisiert, sie zuzulassen. Ein solcher Schritt ist mit der kirchlichen Lehre aber nicht vereinbar. Von verschiedener Seite wurde der Papst aufgefordert, eine Klärung herbeizuführen. Die Weigerung von Franziskus, eine solche zu vollziehen, erhöhte die Sorge in der Kirche, daß halb ausgesprochen, halb verschwiegen, durch Amoris laetitia die kirchliche Praxis geändert werden soll, und damit in einem zweiten Schritt auch die Glaubenslehre.
Die vier Kardinäle haben den Papst mit ihren Dubia in die Enge getrieben. Die Fragen sind mit Klarheit formuliert, daß der Papst durch ihre Beantwortung Farbe bekennen müßte. Als nach zwei Monaten noch keine Antwort vorlag, machten die Kardinäle ihre Zweifel öffentlich. Mit jedem Tag, den Franziskus verstreichen läßt, ohne auf die Fragen zu antworten, nährt er neue Zweifel und wirft bedrückende Fragen auf.
Don Bux: „ähnlicher“ Fall bei der Liturgiereform
Don Nicola Bux bei der Buchvorstellung in Neapel Was die vier Kardinäle getan haben, das sei „ganz normal“, bestätigte der bekannte Liturgiker Don Bux. Es gehe darum, das Recht der Redefreiheit zu nützen, wozu der Papst mehrfach aufgefordert habe.
Don Bux, ein enger Vertrauter des vormaligen Papstes Benedikt XVI., gab der italienischen Zeitschrift Roma ein Interview. Anlaß war die Vorstellung der neuen Ausgabe seines Bestsellers mit dem provokanten Titel „Wie man zur Messe geht, ohne den Glauben zu verlieren“ (Come andare a Messa senza perdere la fede).
An der Buchvorstellung nahmen auch Miguel Ayuso, der Vorsitzende der Internationale Vereinigung katholischer Juristen, und der Philosoph Guido Vignelli teil.
Don Bux erinnerte an einen nicht direkt vergleichbaren, aber doch „ähnlichen“ Fall in der jüngeren Vergangenheit, als Kardinäle Einwände gegen die beabsichtigte Liturgiereform vorbrachten. Das habe zu einer Verzögerung des ursprünglichen Zeitplanes geführt und Papst Paul VI. veranlaßt, Korrekturen vorzunehmen und manche Reform nicht oder nicht in der beabsichtigten Form umzusetzen.
„Als man die Liturgiereform produzierte, vor allem die Reform des Missale, haben einige Kardinäle Paul VI. geschrieben, weil sie Einwände gegen die Praenotanda des Missale Romanum hatten, die 1968/1969 veröffentlicht worden waren. Der Papst ließ dieses Dokument zurückziehen. Er setzte es in den Punkten in Kraft, in denen er eine Änderung für möglich hielt, und ließ es fast ein Jahr später neu veröffentlichen.“ Text: Giuseppe Nardi Bild: MiL http://www.katholisches.info/2016/11/29/...giereform-1969/
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