"Der Ablass ist besser als sein Ruf" Warum, erklärt in seiner Predigt zum 3. Adventssonntag der Regensburger Bischof Voderholzer....
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am 25. Dezember 2014 im Dom zu Regensburg
REGENSBURG , 17 December, 2015 (CNA Deutsch).- Der Ablass: Auch wenn Papst Franziskus ihn als Teil des Jahrs der Barmherzigkeit eingeplant hat, ziehen bei seiner Erwähnung zumindest in Europa manche Menschen die Augenbrauen hoch. Bis heute wird mit dem Ablass wenig Gutes verknüpft in Deutschland, im Gegenteil: Damit werden Vorurteile bedient, die am Thema selber vorbeigehen.
In seiner Predigt zum dritten Adventssonntag erklärt der Regensburger Bischof jedoch, wie der Ablass mit der Barmherzigkeit zusammenhängt – und warum der Ablass besser als sein Ruf ist, auch wenn er nicht im Zentrum des Jahrs der Barmherzigkeit steht.
Freude über den nahenden Herrn
Der Advent ist die Zeit der Vorfreude auf den nahenden Christus: So erklärt Bischof Voderholzer mit Blick auf die Lesung zum Sonntag der Freude über die gehörte Lesung. Freut Euch! Gaudete! So heißt dieser Tag ja buchstäblich.
Und wir, die wir heute mit Papst Franziskus das Heilige Jahr eröffnen dürfen, dürfen heute mit Nachdruck hinzufügen: Der barmherzige Herr ist nahe. Seine Barmherzigkeit, seine Erlösungstat sind nicht ferne Geschichte, sondern sind Gegenwart und wollen wirksame Gegenwart werden auch in meinem und Deinem Leben. Das sind das erklärte Ziel und der Wunsch des heiligen Vaters. Papst Franziskus möchte der Kirche neu die Erfahrung von Gottes Barmherzigkeit schenken. Zum Sinn des Ablasses
Zum Angebot der Barmherzigkeit, liebe Schwestern und Brüder, gehört auch, Sie haben es sicher schon gehört, der Jubiläumsablass. Manche Medien greifen das Thema gerne auf, weil sie darin Konfliktpotential und somit Aufmerksamkeit für sich wittern. Liebe Schwestern und Brüder! Der Ablass steht nicht im Zentrum des Heiligen Jahres. Man muss ihn nicht überbetonen. Wir wissen um den schrecklichen Missbrauch, der im Spätmittelalter den Ablass in die Nähe der Geschäftemacherei und somit bleibend in Verruf gebracht hat, so dass er auch mit ein Anlass für die Reformation geworden ist. Aber wer sich einmal mit dem wirklichen Sinn und dem Wesen des Ablasses, nicht nur dem Unwesen, sondern dem Wesen beschäftigt, der wird bald merken: Der Ablass ist besser als sein Ruf. Es steckt eine sehr menschliche, auch eine sehr aktuelle und ich möchte sogar sagen fast moderne Überlegung dahinter. Wie Bischof Voderholzer selber zugesteht, sind die Voraussetzungen für den Ablass, angesichts der "eindimensionalen" Wahrnehmung des Themas, fast unbekannt:
"Erstens: Der Ablass ist nicht die Vergebung der Sünden, die allein durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit geschieht und in der Beichte zugesprochen wird. Kein Ablass ohne Beichte! Das ist das erste, und es sollte auch im ökumenischen Gespräch und in der öffentlichen Darstellung die Regel sein, dass man das nicht ständig verwechselt. So schwer ist es nun wirklich nicht, das einzusehen. Zweitens: Mit der sakramentalen Lossprechung ist zwar die Beziehung zu Gott geheilt, und damit zweifellos das wichtigste und entscheidendste. Aber wir alle wissen, dass es Folgen von Schuld und Versagen gibt, die weiterwirken, in mir, dem Sünder, und in der Welt. Jedes Versagen, jede Schuld hat Folgen, die sich für den Betreffenden auch als Strafe auswirken. Der Ablass ist per definitionem der Erlass dieser zeitlichen Sündenstrafen, eine Hilfe in der oft sehr komplexen Aufarbeitung von Schuld und eine Hilfe auf dem Weg zur Erneuerung des Menschen und zu seiner Heiligung." Daher bleibe auch nach der sakramentalen Vergebung manches wiedergutzumachen, falls es überhaupt möglich sei, so der Bischof. "Da muss man an sich arbeiten. Das kostet geistliche Mühe. Hierfür hat die Kirche eine Hilfe anzubieten".
Wie dies die Gemeinschaft der Kirche, nicht nur den Einzelnen betrifft, und was der "Schatz der Kirche" damit zu tun hat, lesen Sie im Wortlaut der Predigt, die wir hier in voller Länge dokumentieren:
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