Papst Franziskus: „Alles in Amoris laetitia wurde von zwei Drittel der Synode gebilligt. Das ist Garantie“
Papst Franziskus mit den Tertio-Redakteuren aus Flandern
http://www.katholisches.info/2016/12/09/...s-ist-garantie/
(Rom) In einem Interview mit der belgischen Zeitschrift Tertio begründete Papst Franziskus indirekt seine Weigerung, auf die Fragen der vier namhaften Kardinälen Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner zu antworten, die ihn mit fünf Dubia (Zweifeln) um Klärung umstrittener Stellen im nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia ersucht haben. „Zwei Drittel der Synodenväter haben alles, was in Amoris laetitia steht, gebilligt. Das ist eine Garantie“.
Das scheint für Franziskus offenbar auch „Garantie“ genug, um sich einer Klärung zu verweigern und das Fortbestehen eines offensichtliche Interpretationschaos zu Amoris laetitia in Kauf zu nehmen. Eine Duldung, die sich nur erklärt, wenn das Interpretationschaos einen Zweck erfüllt, der jedenfalls nicht die Klarheit der kirchlichen Ehe- und Sakramentenlehre ist. Der Schlußbericht der Synode vom 24. Oktober 2015 war ein Kompromiß, der in einem Punkt nur wegen einer einzigen Stimme zustande kam, um Papst Franziskus vor einer
Abstimmungsniederlage und damit einem Gesichtsverlust zu bewahren. Es handelt sich um Absatz 85, der die strittige Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten behandelt. Der Schlußbericht kam zustande, nachdem die progressiven Kasperianer mit ihrer Fassung des Schlußberichts am 23. Oktober eine Niederlage erlitten hatten und unter großem Zeitdruck eine Formulierung gesucht werden wurde, die zumindest für zwei Drittel irgendwie akzeptabel war, ohne daß die progressive oder die konservative Seite gewonnen hätte. Papst Franziskus brachte seinen Unmut über die progressive Niederlage in seiner Schlußrede am 24. Oktober deutlich zum Ausdruck. Die Strategie, dennoch so zu tun „als ob“, die durch das Schreiben Amoris laetitia und dessen praktische Umsetzung verfolgt wird, wurde erst in den Wochen und Monaten danach geschmiedet. Hauptstichwortgeber dazu war P. Antonio Spadaro, der Schriftleiter der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica.
Die dabei gefundene Formel war ebenso wie später Amoris laetitia sofort Gegenstand heftiger Auslegungskonflikte. Bereits damals wurde Papst Franziskus, darunter auch vom emeritierten Primas von Belgien, Erzbischof Léonard, aufgefordert, ein klärendes Wort zu den „zweideutigen“ Stellen zu sprechen. Weihbischof Athanasius Schneider kritisierte, daß der Schlußbericht der Synode eine Hintertür zu einer neo-mosaischen Praxis öffnet.
Unwürdiges Versteckspiel
Das seltsam unwürdige Versteckspiel begann bereits in den letzten Stunden der Synode über die Familie, indem den Synodenvätern der Schlußbericht erst im letzten Augenblick und nur in italienischer Sprache vorgelegt wurde. Der Schlußbericht hat zwar keinen lehramtlichen, sondern nur beratenen Charakter, doch – wie der neuerliche Hinweis von Papst Franziskus zeigt – für die ganze Entwicklung eine zentrale Bedeutung.
Italienisch gilt in der Kirche aus praktischen Gründen zwar als inoffizielle Verkehrssprache, genießt aber keinen offiziellen Status. Kein Synodale, deren große Mehrheit aus den verschiedensten Weltgegenden kamen, war verpflichtet, der italienischen Sprache mächtig zu sein, um den Schlußtext verstehen und darüber abstimmen zu können. Selbst das Tertio-Interview wurde vom Vatikan innerhalb kürzester Zeit in andere Sprache übersetzt. Der Synodenschlußbericht steht auf der Internetseite des Vatikans nach mehr als einem Jahr noch immer nur in italienischer Sprache zur Verfügung. Die Deutsche Bischofskonferenz erstellte nachträglich eine nicht offizielle deutsche „Arbeitsübersetzung“.
Weder Papst Franziskus noch das von seinem Vertrauten, Kardinal Beniamino Stella, geleitete Generalsekretariat der Bischofssynoden, hatten ein Interesse daran, diesen wichtigen Text den Synodenvätern, aber auch der internationalen Öffentlichkeit angemessen zugänglich zu machen. Dabei beruft sich Franziskus im Tertio-Interview zur Rechtfertigung von Amoris laetitia und seiner Weigerung auf die Dubia der Kardinäle zu antworten, auf den Synodenschlußbericht.
Nicht nur in „konservativen“ Kirchenkreisen stellt man sich die Frage, wie lange Papst Franziskus dieses unwürdige Spiel noch fortsetzen will. Seit dem 8. April 2016 antwortet Franziskus auf Fragen statt mit einer Antwort mit Verweisen auf die Stellungnahme und Texte von diesem oder jenem. Sein Umfeld beschimpft Fragende sogar mit der polemischen Formel, wer nicht verstehen wolle, der könne auch nicht verstehen. Ausflüchte über Ausflüchte, um dem aus dem Weg zu gehen, was selbstverständlich geboten sein sollte: nämlich auf eine Frage eine Antwort zu geben.
Einige Artikel zum Schlußbericht der Synode vom Herbst 2015:
hier geht es weiter http://www.katholisches.info/2016/12/09/...s-ist-garantie/
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