Kardinal Cordes: Zweifel an Amoris laetitia „sachlich“ – „In Fußnote soll Lösung stecken, nach der seit 2000 Jahren gesucht wird?“ 13. Dezember 2016 0
Kardinal Paul Josef Cordes: Zweifel an Amoris laetitia wurden sachlich vorgebracht. Manchmal auch schmerzliche Klärungen seien wichtig und gehören zur Geschichte der Kirche.
(Rom) Mit Paul Josef Cordes ist ein weiterer deutscher Kardinal zur Verteidigung des Ehesakraments in den Ring gestiegen. In einem gestern von Kath.net veröffentlichten Interview stellte sich der emeritierte Kurienkardinal hinter die vier Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner und deren Dubia (Zweifel) zum nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia.
Mit Brandmüller, Meisner, Cordes und Müller stehen vier deutsche Kardinäle an vorderster Front. Kein Zufall. Es ist die Reaktion darauf, daß der Angriff gegen das Ehesakrament und die kirchliche Morallehre vor allem von deutschen Kreisen ausgegangen ist. Kardinal Walter Kasper war am 20. Februar 2014 der offizielle Stichwortgeber für die Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten. Insgesamt gilt das Pontifikat von Papst Franziskus auch als „Kasper-Pontifikat“.
Der emeritierte deutsche Kurienkardinal und ehemalige Bischof von Rottenburg-Stuttgart hatte die Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene und damit die Anerkennung von Scheidung und Zweitehe durch die Kirche bereits in der ersten Hälfte der 90er Jahre gefordert. Er und ein anderer deutscher Kardinal, Karl Lehmann, der inzwischen emeritierte Bischof von Mainz, gehörten zum Geheimzirkel Sankt Gallen. Als Team Bergoglio bereiteten Kasper und Lehmann die Wahl Jorge Mario Bergoglio zum Papst vor.
Dieser bedankte sich am 17. März 2013, beim ersten Angelus als Papst, mit einem Lob für Kasper („ein tüchtiger, ein guter Theologe“) und kündigte durch einen Verweis auf Kaspers Buch über die Barmherzigkeit bereits an, was dann unter dem Stichwort „Neue Barmherzigkeit“ folgen sollte.
Dubia in „sachlichem Ton“ vorgelegt, doch „mit unverhältnismäßigem Protest bedacht“
Kardinal Cordes, der ehemalige Vorsitzende des Päpstlichen Rats Cor unum sprach in dem von Petra Lorleberg geführten Interview von einem „sachlichen Ton“, in dem die vier Kardinäle ihre Zweifel an Amoris laetitia vorgelegt und den Papst um eine Klärung gebeten haben. Dafür seien sie „mit unverhältnismäßigem Protest bedacht“ worden. Müßte stattdessen nicht die „Gottvergessenheit“, die sich durch leerer werdende Kirchen im deutschen Sprachraum zeige, „auf der Tagesordnung der Deutschen Bischofskonferenz obenan stehen und einen Dauerplatz haben?“, fragte der Kardinal.
Grundsätzlich betonte Kardinal Cordes die Wichtigkeit „klärender Diskussionen“, die manchmal auch „schmerzhafte Konflikte“ ein könnten. Das gehöre „zur Geschichte der Kirche“.
In den vergangenen Wochen verglichen verschiedene hochrangige Kirchenvertreter die aktuelle Situation mit dem „arianischen Streit“ des 4. Jahrhunderts. Ein Vergleich, den auch Kardinal Cordes zieht und daran erinnert, daß „der Häretiker“ Arius damals „fast die ganze Kirche auf seine Seite gebracht“ hatte.
„Kölner Erklärung“ und „romantische Sentimentalität“
Kardinal Cordes ließ zudem die Verantwortung der Deutschen für eine Fehlentwicklung anklingen, indem er die Kölner Erklärung deutscher Professoren von 1989 gegen Papst Johannes Paul II. erwähnte. Cordes erwähnte es nicht, doch war es Papst Franziskus, der am vergangenen 24. Oktober vor der Generalkongregation des Jesuitenordens ausgerechnet den Initiator dieser „Erklärung“, den deutschen Moraltheologen Bernhard Häring lobte.
Der ehemalige Vorsitzende von Cor Unum widerspricht auch der Verklärung einer „Urgemeinde“, in der Eintracht geherrscht habe, weshalb jeder Konflikt als störend empfunden werde. Das sei „romantische Sentimentalität“. Da mangle es „der Kirche gegenüber wohl an Glaubens-Realismus“.
Der Kardinal widersprach „Gruppenkampf und Mehrheitsentscheidungen“, diese „dienen der Sendung der Kirche nicht.“ Gefragt sei „der größere Glauben, die vom Glauben erleuchtete Nächstenliebe“ und „ein authentisches Zeugnis“. In der Kirche dürfe kein abwägendes „politisches Denken“ herrschen, wenn es um die Grundwahrheiten des Glaubens geht.
„Aktualisten fehlt es an Logik und Überzeugungskraft“
Der „Wirbel“, jenen machen, die sich vom „Glauben der Gesamtkirche abtrennen“, sei „kein Kriterium ihrer Verläßlichkeit“. Den „Aktualisten“, die behaupten, den Glauben aktualisieren zu wollen, „fehlt es an Logik und Überzeugungskraft: Wie kann die Kirche heute für eine Glaubensaussage Zuverlässigkeit fordern, wenn ihre gestrige überholt ist und falsch war?“
Die Theologen würden sich seit „der Frühzeit der Kirche“ damit „nachweislich quälen“, einen „Weg“ zu finden, um Männer und Frauen, die „in einer kanonisch irregulären Situation“ leben, zu den Sakramenten zuzulassen. „Niemand sah eine Möglichkeit“ in den bald zweitausend Jahren der Kirchengeschichte. „Und nun soll plötzlich eine lehramtliche Lösung gefunden worden sein!“, um ironisch hinzuzufügen, daß sich diese „plötzliche Lösung“ nur in einer „Fußnote“ von Amoris laetitia stehe.
Dazu hätten die vier Kardinäle mit ihren „Zweifeln“ um Klärung ersucht. Insgesamt könne „man kaum besser Stellung beziehen als der Präfekt der Glaubenskongregation, der deutsche Kardinal Müller: Das Schreiben dürfe nicht so interpretiert werden, als ob frühere Aussagen des Lehramts und der Päpste ungültig seien“.
Text: Martha Burger-Weinzl Bild: MiL http://www.katholisches.info/2016/12/13/...n-gesucht-wird/
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