Wochenkolumne: Der Kardinal und die maltesischen Falken und Tauben (Update) Warum Kardinal Müller die "Dubia", aber auch Maltas Lösung nicht gefallen dürfte – und: Welche Optionen Papst Franziskus hat im Streit mit einem alten Ritter-Orden
Nicht der Heilige Geist sondern eine Möwe ist es, die in diesem Schnappschuss vom Petersplatz auf eine Statue des ersten Papstes zufliegt. Foto: CNA/Alexey Gotovskiy (bearbeitet)
MÜNCHEN , 14 January, 2017 / 12:03 AM (CNA Deutsch).- (UPDATE Sonntag, 7.45 Uhr: Ergänzt mit neuen Informationen über Hintergründe des Streits um den Orden der Malteser) Eiskalt und frostig mag der Himmel über dem Vatikan und vielen Teilen der Weltkirche sein; doch "wo die katholische Sonne scheint, gibt es immer Gelächter und guten Rotwein", wußte schon Hilaire Belloc – und natürlich jede Menge Debatten, die, wenn man ehrlich ist, auch jede Menge heißer Luft produzieren. Fast schon eine eigene Klimazone an heißer Luft produzieren seit Monaten die Debatten um Amoris Laetitia. Von allen Seiten und auf jeder Flughöhe werden in deren Atmosphäre friedliche Tauben, kriegerische Falken und anderes Flügeltier geschickt – diese Woche vor allem durch die Bischöfe auf Malta; während der alten Ritterorden, der seinen Namen ihrer Insel verdankt, direkt Kurs auf den Vatikan genommen hat.
Wobei Uneinheit herrscht darüber, ob nun Maltas Bischöfe eine Taube kreisen lassen und die Malteser einen Falken, oder umgekehrt – und welche Art von Lufthoheit die jüngsten Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller haben. Denn was der Präfekt der Glaubenskongregation einem italienischen TV-Sender sagte, das war nicht nur kritisch gegenüber den "Dubia" der vier Kardinäle. Es flog auch einen anderen Kurs als die Bischöfe Maltas in Sachen Amoris Laetitia nun eingeschlagen haben.
http://www.catholicherald.co.uk/issues/j...o-wont-retreat/ Zusammenarbeit abgelehnt
Zuerst jedoch zu den Schlagzeilen, die ein uralter Ritterorden macht, eine Ordensgemeinschaft, die sonst eher für Werke der Nächstenliebe in aller Welt bekannt ist, und auch im deutschsprachigen Raum als Hilfsdienst eine wichtige, rühmenswerte Rolle spielt - die Malteser.
Eben diese Malteser wollen nicht mit der Untersuchungskommission des Vatikan kooperieren; das hat der Ritterorden auf seiner Webseite mitgeteilt. Die Nachricht ist die jüngste Meldung zur Auseinandersetzung zwischen der Ordensgemeinschaft und dem Vatikan über den Umgang mit dem ehemaligen Großkanzler, Freiherr Albrecht von Boeselager.
Diese Verweigerung einer Zusammenarbeit erfolge aus "rein rechtlichen Gründen", betonte Presse-Sprecher Eugenio Ajroldi di Robbiate gegenüber CNA-Romkorrespondentin Elise Harris am 12. Januar.
Gleichzeitig unterstrich Robbiate, dass Freiherr von Boeselager nicht nur gebeten worden sei, von seinem Amt wegen des Skandals über die Verteilung von Verhütungsmitteln zurückzutreten: "Die Gründe für die Entlassung sind vertraulich", so Robbiate; aber sie seien weitreichender und "komplexer" als allein der Umgang mit einem Fall der Verteilung von Verhütungsmitteln.
Vielmehr habe Boeselager anfangs gar nicht gewußt, dass Kondome im Rahmen eines Projektes verteilt würden, und als er davon erfahren habe, "stoppte er sofort alle Programme", so Robbiate zu CNA.
Dieser Vorfall habe somit zwar eine Rolle bei der Entscheidung gespielt, Boeselager um seinen Rücktritt zu bitten. Doch dessen zweimalige Weigerung, der Aufforderung Folge zu leisten und zurückzutreten: Das habe letztlich zu seiner Absetzung geführt, sagte Robbiate; denn damit habe Boeselager sein Gehorsamkeitsgelübde verletzt.
Wie der Ritter-Orden in seiner Stellungnahme vom 13. Dezember zudem schrieb, habe die "Verheimlichung (...) vor dem Großmagisterium" von "schwerwiegenden Problemen, die sich während [seiner] Amtszeit als Großhospitaller des Ordens der Malteser ereigneten" eine Rolle gespielt.
Wer verstehen will, warum das so ist, dem empfehlen die Malteser einen Blick in das Annuario Pontifico, das "Päpstliche Jahrbuch". Dort finde man die Malteser nur einmal, und zwar unter den Staaten, die Botschafter am Heiligen Stuhl akkreditiert haben – nicht etwa unter Orden oder anderen religiösen Einrichtungen.
Der Orden ist bekanntlich nicht "nur ein Orden". Vielmehr ist der bald tausend Jahre alte "Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta – früher zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta", wie er mit vollem Titel heißt, ein souveränes Völkerrechtssubjekt.
Der Vatikanist Christopher Lamb schrieb im "Tablet", dass der Papst vor diesem Hintergrund dennoch Handlungsspielräume hat. Er sieht fünf mögliche Optionen für Franziskus:
Freiherr von Boeselager wieder in sein Amt zu berufen und eine Art Mediation innerhalb des Ordens versuchen. Nachdem mehrere Medien berichten, der Papst habe vor der Entlassung Boeselagers den Großmeister Fra' Matthew Festing in einem Brief gebeten, diesen nicht abzusetzen, wäre dies möglicherweise die Lösung, die sich Franziskus am ehesten wünschen würde, weil er sich Einheit unter den Rittern wünschte, meint Lamb. Einen externen Bevollmächtigen einsetzen. Damit würden alle religiösen Aspekte des Ordens der Autorität des Vatikans unterstellt. Die diplomatischen Beziehungen und karitativen Tätigkeiten des Ordens wären davon nicht tangiert, schreibt Lamb. Dieses Szenario erfordere jedoch den Rücktritt des jetzigen Großmeisters, Fra' Festing. Den Großmeister und seine Verbündeten von ihren religiösen Gelübden entbinden. Sollte sich Festing weigern, zurück zu treten, könnte ihn der Papst von seinem Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams entbinden. Damit könnte Festing nicht mehr in seinem Amt weiter fungieren. Doch nur etwa 50 Personen des 14.000 Mitglieder starken Ordens hätten diese Gelübde abgelegt, betont Lamb: Die Frage nach der Wirksamkeit eines solchen Schritts sei somit eine offene. Kardinal Burke versetzen. Zwar spielt dieser als Cardinalis Patronus, entgegen mancher Medien- und "Experten"-Kommentare, keinerlei direkte Rolle in Personalentscheidungen des Ordens. Papst Franziskus könnte den kritischen Kopf zwar mit der Begründung, dieser habe den päpstlichen Wunsch, Boeselager nicht abzusetzen, nicht richtig weitergegeben, meint Lamb. Doch erreichen würde Franziskus mit einer erneuten Degradierung Burkes nur, dass innerkirchliche Spannungen, etwa um Amoris Laetitia weiter eskalieren, warnt Lamb. Nichts tun. So könne der Papst weiterhin die Kommission arbeiten lassen, aber dann einfach nichts unternehmen, schreibt Lamb. Das Risiko dabei: Der Orden könnte dies als Sieg über den Vatikan sehen und darstellen. Natürlich habe der Papst theoretisch auch "Atombomben"-Lösungen in der Hand, so Lamb weiter: Er könnte die diplomatischen Beziehungen abbrechen, den Orden aufheben. Doch damit scheint auch der Vatikanist des Tablet nicht zu rechnen, auch wenn er nicht darauf verweist, was Edward Pentin berichtet: Dass beide Seiten, Orden wie Vatikan, an einer schnellen, einvernehmlichen Lösung interessiert seien, und darauf hin arbeiteten.
Andererseits meldete Austen Ivereigh auf "Crux", dass hinter dem Streit eine persönliche Motivation des Papstes stecken könnte: Franziskus habe bereits als Erzbischof von Buenos Aires schwere Auseinandersetzungen mit Maltesern gehabt. Ivereigh wirft somit die Frage auf, ob Franziskus möglicherweise eine "Reform" des Ordens anstrebe, weil er noch eine Rechnung offen habe.
Einer Lösung harrt auch diese Woche die seit Monaten andauernde Debatte um Amoris Laetitia (AL), zu der nun sowohl die Bischöfe Maltas – der Insel, die dem Ritterorden seinen jetzigen Namen gab – als auch der Leiter der Glaubenskongregation einen Beitrag leisteten.
Kardinal Müller über "Dubia" und Amoris Laetitia
Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, erklärte in einem italienischen TV-Interview, es habe ihm "nicht gefallen", dass die offenen Fragen zu AL veröffentlicht wurden, die mehrere Kardinäle an Papst Franziskus gestellt hatten. Ein solcher Schritt schade der Kirche, so der Kardinal.
Der deutsche Kardinal wiederholte, dass aus seiner Sicht "Die Freude der Liebe", wie Amoris Laetitia auf deutsch heißt, weder die Lehre noch die pastorale Praxis ändere.
Sehr wohl ändert sich die Praxis dank "Freude der Liebe" freilich auf Malta: Die Bischöfe der Insel-Nation haben am gestrigen Freitag neue Leitlinien veröffentlicht, die sich ausschließlich mit dem kontroversen achten Kapitel von Amoris Laetitia befassen.
Mit diesen neuen Leitlinien ist es geschiedenen Wiederverheirateten möglich, nach "ehrlicher Prüfung" unter Umständen zur Kommunion zu gehen – wenn sie "im Frieden mit Gott" sind. http://de.catholicnewsagency.com/story/w...ryRktI4.twitter
*** Kardinal Müller bedeckt seine Augen ab.
hier geht es weiter http://www.cfnews.org/page88/files/450f8...1d12b4-661.html
http://www.cfnews.org/page88/files/450f8...1d12b4-661.html
Beliebteste Blog-Artikel:
|