Protestanten dürfen Reformation nicht im Münster feiern Die Evangelische Kirche wollte ihr Reformationsjubiläum in der Freiburger Kathedrale feiern, doch die Katholische Kirche lehnte ab. Nun weichen die Protestanten auf nicht-kirchliches Terrain aus.
Eigentlich wollte die Evangelische Kirche ihren Gottesdienst zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober im Freiburger Münster feiern. Beim katholischen Stadtdekan stieß die Idee zunächst offenbar auf offene Ohren, nach Rücksprache mit Ordinariat und Erzbischof kam dann doch die Absage. Das protestantische Fest sollte in einer evangelischen Kirche gefeiert werden und nicht in einer Bischofskirche. Nun feiern die Protestanten ihr Jubiläum auf nicht-kirchlichem Terrain: im Stadttheater.
Verständnis: Die Reformation sei teils immer noch schmerzhaft
"Das Münster ist weit mehr als eine Bischofskirche", sagt der evangelische Stadtdekan Markus Engelhardt, "vielmehr ist es eine Bürgerkirche." Deshalb hielt er das Münster für den richtigen Ort, um das für die Protestanten so bedeutende Jubiläum zu begehen. Mit seiner Bitte sei er bereits 2015 bei Dompfarrer Wolfgang Gaber – die beiden sind befreundet – auf offene Ohren gestoßen. Engelhardt geht davon aus, dass letztlich der Erzbischof dem Vorhaben kritisch gegenüberstand. "Anfangs habe ich das bedauert", sagt er, "jetzt habe ich aber auch Verständnis." Für die Katholische Kirche sei die Reformation teilweise noch immer schmerzhaft.
Dompfarrer und Ordinariat halten sich dagegen bedeckt. Gaber bestätigt zwar, dass er sich mit Erzbischof Stephan Burger darauf verständigt habe, das Münster nicht zur Verfügung zu stellen. "Das Reformationsjubiläum ist ja doch ein eminent evangelisches Gedenken", sagt der Hausherr des Münsters und Vorsitzender des Münsterfabrikfonds. Eine zentrale evangelische Kirche sei dafür besser geeignet. Vom Ordinariat selbst gibt es keine offizielle Stellungnahme. Pressesprecherin Lisa Plesker teilt lediglich mit, dass Gaber das Hausrecht im Münster habe und es deshalb letztlich seine Entscheidung gewesen sei.
"Wenn man ein Fest feiert, feiert man es doch in seinem eigenen Haus und lädt sich nicht woanders ein." Stimmen im Ordinaria
Wenn man sich allerdings im Ordinariat umhört, wird dort zwar das gute Miteinander mit der evangelischen Kirche betont – man wundert sich aber schon sehr, dass überhaupt die Anfrage wegen des Münsters gekommen ist. Auch bei der Evangelischen Landeskirche in Karlsruhe wisse man nicht, warum die Evangelische Kirche Freiburg ins Münster wolle, heißt es aus dem Domkapitel. Es sei auf höherer Ebene besprochen worden, dass das 500-Jahr-Gedenken in den evangelischen Kirchen stattfinde. Davon gebe es ja in Freiburg auch genügend. "Wenn man ein Fest feiert, feiert man es doch in seinem eigenen Haus und lädt sich nicht woanders ein", heißt es im Ordinariat. Auf katholischer Seite sind bis in höchste Kreise der Bischofskonferenz hinein frühere Reformationsgedenktage noch nicht vergessen, die oft auch antikatholisch geprägt gewesen seien.
Protestanten weichen aufs Stadttheater aus
Es werden auch praktische Gründe angeführt, die gegen die Reformationsfeier im Münster sprechen. So würden in der Kathedrale am 31. Oktober, dem Reformationstag, auch Gottesdienste stattfinden. Es sei der Vorabend des katholischen Festes Allerheiligen.
Nun weichen die Protestanten aus – nicht auf eine eigene Kirche, sondern auf das Stadttheater. "Wir wollen als Kirche raus in die Welt, dahin, wo das Leben spielt", sagt Engelhardt, der den Gottesdienst zu 500 Jahre Luther mit einem "starken ökumenischen Ansatz" begehen will. Auch Stadtdekan Wolfgang Gaber hat sein Kommen und Mitwirken bereits zugesagt. "Das ist selbstverständlich", sagt er und betont – wie auch das Ordinariat – die "freundschaftliche Verbundenheit" zur evangelischen Seite.