„Eine Last, die die Pfarrer gar nicht tragen können“
Kardinal Carlo Caffarra bekräftigt Brief an Papst mit den Fragen zu „Amoris laetitia“ und spricht von großer Verwirrung – Kirche auf Malta: Wiederverheiratete sollen selber über Kommunionempfang entscheiden. Von Guido Horst
http://infocatolica.com/?t=noticia&cod=28315 http://www.obispadoalcala.org/testigossa...matrimonio.html
16. Januar 2017 15:00 Uhr
Sorgt sich um die Glaubwürdigkeit der Kirche: Kardinal Carlo Caffarra. Foto: dpa Rom (DT) Nach Kardinal Raymond Burke hat sich nun mit Kardinal Carlo Caffarra ein zweiter der Autoren des Schreibens der vier Kardinäle an Papst Franziskus mit den „dubia“, den „Zweifeln“ zu „Amoris laetitia“, zu Wort gemeldet. Caffarra, früherer Professor für Moraltheologie und von 1981 bis 1995 Gründer und Leiter des päpstlichen Instituts Johannes Paul II. für Ehe- und Familienfragen sowie von 2004 bis 2015 Erzbischof von Bologna, hat in einem ausführlichen Gespräch mit dem Journalisten Matteo Matzuzzi für die italienische Tageszeitung „Il Foglio“ bekräftigt, dass es nötig war, den Papst um die Klärung bestimmter Aussagen des achten Kapitels von „Amoris laetitia“ zur kirchlichen Ehelehre und zur Sakramentenpastoral zu bitten. Die vier Kardinäle seien sich bewusst gewesen, meinte Caffarra weiter, dass ihr Brief „eine sehr ernste Angelegenheit“ gewesen sei. Aber zwei Sorgen hätten sie getragen. Zum einen, bei den einfachen Gläubigen keinen Skandal zu erwecken. Und das Schreiben so abzufassen, dass niemand innerhalb wie außerhalb der Kirche darin auch nur den geringsten Mangel an Respekt gegenüber dem Papst erkennen konnte.
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************************* Leitartikel: Faktisches Schisma Von Guido Horst
16. Januar 2017 15:10 Uhr Wer in diesen Tagen durch den Vatikan geht und einzelne Geistliche nach den Weiterungen der Auseinandersetzung um „Amoris laetitia“ fragt, stößt auf Sprachlosigkeit, die sich – je nach Gespür des Einzelnen für theologische Schärfe und das Gewicht des Dogmas – bis zur Fassungslosigkeit ausweiten kann. Mit seinem im italienischen Fernsehen vorgebrachten Votum, dass gewisse Unklarheiten im achten Kapitel des nachsynodalen Schreibens keine „Gefahr für den Glauben“ darstellen und eine Korrektur des Papstes derzeit unmöglich sein, hat Kardinal Gerhard Müller eine womöglich weitreichende Entscheidung getroffen. Eine Antwort von Franziskus auf die Fragen beziehungsweise Zweifel der vier Kardinäle wird es nicht geben. Sonst hätte der Präfekt der Glaubenskongregation nicht so eindeutig gesprochen. Aber die Antworten kommen jetzt von anderer Seite. Die Kirche auf Malta ist eine kleine Ortskirche am Rande Europas, aber Maltas Erzbischof Charles Scicluna ist ein respektabler Mann, der als führender Mitarbeiter der Glaubenskongregation in der Zeit der Missbrauchsskandale eine entscheidende Funktion hatte. Wenn er jetzt zusammen mit dem Bischof von Gozo die Seelsorger des kleinen Inselstaats anweist, jeder wiederverheiratet Geschiedener könne es selber mit dem lieben Gott ausmachen, ob er zur Kommunion gehen kann (siehe Seite 5), heißt das ganz klar, dass jede Ortskirchen nun machen kann, was sie will. Der Graben wird tiefer. Florenz gegen Rom, Polen gegen Argentinien, Malta gegen Mailand. Das nennt man ein faktisches Schisma.
Der Vatikan, der einmal in der Lage war, etwa im Streit um die deutsche Schwangerenkonfliktberatung nach einem langen Ringen eine Entscheidung durchzusetzen, die der Klarheit des Zeugnisses – damals für das Leben – verpflichtet war, ist jetzt nicht mehr in der Lage, für Klarheit zu sorgen. Der Papst schweigt zu dem Brief der Kardinäle und verweigert damit indirekt eine eindeutige Aussage, dass die umstrittenen Paragrafen von „Amoris laetitia“ im Licht der Verkündigung der bisherigen Päpste gelesen werden müssen. Auch das ist eine Antwort. Und der Präfekt der Glaubenskongregation erklärt die Debatte über die vom Papst gewünschte Präzisierung für beendet. Rom ist nicht mehr klärende Instanz, sondern stiller Betrachter, der schweigend zuschaut, wie die Einheit des seelsorglichen Handelns der Kirche zerbricht.
Wie so oft geschieht das auf dem Rücken der „kleinen Leute“. In diesem Fall sind das die vielen Pfarrer, die vor den Gläubigen und dann eben auch der Kirche Fernstehenden erklären müssen, was sich denn jetzt geändert hat. Die Moral, die Sakramente, die Pastoral? Das große Anliegen des Papstes, dass sündige und schwache Menschen sich nicht mehr selber exkommunizieren, sondern erkennen, dass es auch für sie einen Platz in der Kirche gibt, droht so in der Ratlosigkeit der Seelsorger und einer immer giftiger werdenden Auseinandersetzung zwischen Theologen und Bischöfen unterzugehen. Kardinal Carlo Caffarra (siehe Seite 5) hat Recht wenn er sagt, dass das vor allem eine Last für die Priester ist, die sie gar nicht tragen können. Aber man lässt sie nun alleine.
http://www.die-tagespost.de/politik/Leit...a;art315,175459 * http://www.katholisch.de/aktuelles/aktue...kus-ist-fehlbar
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