CDU/CSU: Weibliche Genitalverstümmelung auch in Deutschland wirksam bekämpfen
Veröffentlicht: 4. Februar 2017 | Autor: Felizitas Küble | Abgelegt unter: AKTUELLES
Weltweit sind rund 200 Millionen Mädchen und Frauen in ca. 30 Ländern von Genitalverstümmelung betroffen. Jährlich wächst die Zahl der Betroffenen um weitere drei Millionen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben 25 Prozent der Mädchen und Frauen während des Eingriffs oder an dessen Folgen. bundestag
Die Hälfte der Opfer lebt nach Angaben von UNICEF in Ägypten, Indonesien und Äthiopien. Das Land mit der höchsten Rate ist Somalia. Dort sind 98 Prozent aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren betroffen.
Zum „Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung“ am 6. Februar erklärt der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Brand:
„Alle elf Sekunden wird auf unserer Erdkugel ein Mädchen an ihren Genitalien verstümmelt. Der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung ist eine dringende Aufforderung, dieser schweren Art der Menschrechtsverletzung ein Ende zu setzen.
Das Ritual ist ein Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Deutschland muss sich weiter gemeinsam mit seinen Partnern in der EU entschlossen dafür einsetzen, dass diese grausame Praxis endlich beendet wird. RTEmagicC_Afrika-frau-theirc_org_01_jpg
Aufklärung und Prävention haben dabei einen hohen Stellenwert, denn Gesetze allein reichen oft nicht aus. Den engagierten Nichtregierungsorganisation, Vereinen und Aktivisten gegen Genitalverstümmelung gilt unser besonderer Dank für ihre wichtige Arbeit.
Genitalverstümmelung ist auch in Europa und Nordamerika ein Problem. So lassen Zuwanderer aus Ländern, in denen Genitalverstümmelung grausame ‚Tradition‘ ist, oftmals während eines Urlaubs in der Heimat ihre Töchter beschneiden. EU-weit ist von 500.000 Opfern auszugehen, in Deutschland sind etwa 30.000 Frauen betroffen, bis zu 5.000 weitere sollen nach Angaben des Netzwerks Integra bedroht sein.
Die Genitalverstümmelung an Mädchen und Frauen ist in Deutschland seit 2013 durch einen eigenen Straftatbestand verboten.
Wir begrüßen den aktuellen Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Passgesetzes ausdrücklich. Danach kann Personen zukünftig der Reisepass entzogen werden, wenn sie mit einem Mädchen ins Ausland reisen wollen, um es dort der Genitalverstümmelung auszusetzen.“
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Lebenslange Schmerzen - Jawahir Cumar kämpft gegen Genitalverstümmelungen in Afrika Von Christian Geuenich
Jedes Jahr werden nach UNICEF-Angaben etwa 3 Millionen Mädchen im Alter zwischen 5 und 9 Jahren an ihren Genitalien verstümmelt, die meisten davon in 28 afrikanischen Ländern. Obwohl gesetzlich verboten, müssen täglich etwa 8.000 Mädchen dieses grausame Ritual über sich ergehen lassen. In vielen afrikanischen Dörfern glaubt man immer noch, dass sie nur so rein und gesund bleiben und die weibliche Sexualität bis zur Hochzeit im Zaum zu halten ist.
Die Somalierin Jawahir Cumar ist im Alter von 5 Jahren in Mogadischu beschnitten worden. Zwar war ihr Vater gegen diese Tradition, aber als er verreist war, hat ihre Großmutter Cumar im Krankenhaus unter Vollnarkose beschneiden lassen. Die heute 29-jährige Mutter von 3 Kindern erinnert sich immer noch an die unerträglichen Schmerzen, als sie mit zusammengebundenen Beinen aus der Narkose aufwachte. Wie die meisten afrikanischen Frauen leidet sie auch heute noch unter den gesundheitlichen Folgen ihrer Beschneidung.
Jawahir Cumar hat in Düsseldorf den Verein Stop Mutilation (Stoppt Verstümmelung) gegründet. Gerade baut der Verein eine Mutter-Kind-Klinik in Somalia und errichtet Schulen für Mädchen und Frauen. Bildung sei eine wichtige Voraussetzung, erklärt Cumar, um Dorfgemeinschaften aufzuklären und von der Sinnlosigkeit der Genitalverstümmelung zu überzeugen.
Aber auch in Deutschland hilft Cumar. Sie berät betroffene Frauen, die oft aus Scham nicht zum Frauenarzt gehen wollen. Aus Gesprächen in ihrer Beratungsstelle weiß sie, wie traumatisch dieses Ritual für die Frauen ist. Die meisten sagen: "Diese Bilder und Schmerzen kann ich nicht vergessen. Das verfolgt einen ein ganzes Leben lang."
Christian Geuenich arbeitet als freier Journalist und Autor für den WDR-Hörfunk. Er lebt in Dortmund.
Foto: Christian Geuenich http://www.stop-mutilation.org/medien/0010.asp
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