Kardinal Marx und die DBK-Richtlinien zu Amoris laetitia: „Ich glaube, daß Einstimmigkeit herrschte“ 7. Februar 2017 Nachrichten, Papst Franziskus, Sakrament der Ehe 5
Kardinal Marx bei der Pressekonfernz mit ungewöhnlicher Körpersprache: "Ich glaube, daß in der Bischofskonferenz Einstimmigkeit herrschte" (Rom) Gestern empfing Papst Franziskus eine „ökumenische Delegation“, wie es im italienischen Teil des offiziellen Internetauftritts des Heiligen Stuhls heißt, bzw. eine „Delegation des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland“, wie es im deutschen Teil desselben Internetauftritts heißt, was schließlich nicht dasselbe ist.
Tatsache ist, daß die EKD-Delegation von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München-Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, begleitet wurde, was aus der evangelischen Delegation in den Augen einiger offenbar eine „ökumenische“ werden ließ. Manche lieben das Wort „Ökumene“ wirklich.
Bei der anschließenden Pressekonferenz nahm Kardinal Marx auch zur „Interpretation“ der deutschen Bischöfe zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia von Papst Franziskus Stellung. Am 1. Februar gab die Deutschen Bischofskonferenz ihre Richtlinien zur Umsetzung von Amoris laetitia bekannt. Die Bischöfe sprechen von einer „erneuerten Ehe- und Familienpastoral im Licht von Amoris laetitia“. Mit „erneuert“ meinen ist konkret das besonders umstrittene VIII. Kapitel gemeint. Laut der DBK-Interpretation sind nun auch wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zugelassen.
Kardinal Müller an deutsche Bischöfe: „Wenn Blinde Blinde führen“
Zeitgleich meldete sich am selben Tag ein anderer deutscher Bischof und Kardinal, der Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Müller, in einem Interview mit dem Monatsmagazin Il Timone zu Wort und erklärte, daß die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene „unmöglich“ ist. Ohne sie beim Namen zu nennen, bezeichnete er seine deutschen Mitbrüder im Bischofsamt als „Blinde, die Blinde führen“. Es sei aber „nicht Aufgabe der Bischöfe, Verwirrung zu stiften“. Wörtlich sagte Kardinal Müller zudem:
„Für uns ist die Ehe Ausdruck der Teilhabe an der Einheit zwischen Christus dem Bräutigam mit Seiner Braut der Kirche. Das ist nicht, wie einige während der Synode gesagt haben, nur eine vage Analogie. Nein! Das ist die Substanz des Sakraments, und keine Macht im Himmel und auf der Erde, weder ein Engel noch ein Papst noch ein Konzil noch ein Gesetz der Bischöfe hat die Vollmacht, es zu ändern.“ Kardinal Müller legte „allen nahe, nachzudenken“, vor allem „jenen, die zuviel reden“, und die Konzilstexte, besonders des Konzils von Trient, und das Lehramt der Kirche „zu studieren“.
Kardinal Marx: „Ich glaube, daß Einstimmigkeit herrschte“
An Kardinal Marx scheinen solche „Empfehlungen“ aber regelrecht abzuperlen. Er zeigte bei der Pressekonferenz vielmehr – wahrscheinlich ganz unbewußt, aber auffällig – mit dem Stinkefinger, wie ein AFP-Fotograf auch im Bild festhielt. Ob er damit Kardinal Müller oder die überlieferte Ehe- und Morallehre meinte?
Er jedenfalls großen Wert auf die Feststellung, daß die neuen Richtlinien zu den wiederverheirateten Geschiedenen von den deutschen Bischöfen „einstimmig“ genehmigt worden seien. Genau dazu gibt es jedoch Zweifel.
Die Presseagentur Askanews berichtete über die Pressekonferenz mit Kardinal Marx:
“Dem Journalisten, der darauf verwies, daß tausend Priester sagen, daß der päpstliche Text nicht klar ist, antwortete der Purpurträger: ‚Sie können Amoris laetitia lesen, und ich denke, daß in unserer Bischofskonferenz Einstimmigkeit herrschte, einige Bischöfe haben Fragen gestellt, aber ich glaube, die Position ist klar, und die Linie des Papstes ist sehr klar. Ich war Mitglied von zwei Synoden, und die Diskussionen zwischen den Synoden, und die Diskussionen in der Synode, und dann habe ich Amoris laetitia gelesen und gesagt: Das ist auf der Linie. Ich kann nicht verstehen, warum die Antwort nicht klar sein soll.“
Die Presseagentur SIR der Italienischen Bischofskonferenz gab dieselbe Aussage von Kardinal Marx mit den Worten wieder:
„Ich denke, daß in unserer Bischofskonferenz Einstimmigkeit herrschte. Einige Bischöfe haben Fragen gestellt, aber ich glaube, daß die Position und die Linie des Papstes sehr klar sind. Ich verstehe nicht, warum laut einigen die Antwort nicht klar ist.“ Laut anderslautenden Angaben herrschte in der Deutschen Bischofskonferenz weder Einstimmigkeit noch Einhelligkeit. Die ungewöhnliche Formulierung von Kardinal Marx, er „glaube“, daß „Einstimmigkeit“ herrschte, deutet es an. Mindestens sechs Bischöfe sollen die neuen Richtlinien abgelehnt haben, vor allem die Interpretation des VIII. Kapitels von Amoris laetitia.
Damit steht die Frage im Raum, ob die Angabe von Kardinal Marx, die Bischofskonferenz habe die Richtlinien einstimmig oder auch nur einhellig beschlossen, den Tatsachen entspricht. Oder wird versucht, es wäre nicht zum ersten Mal, die Bischofskonferenz, der keine Jurisdiktion zukommt, an die Stelle der einzelverantwortlichen Bischöfe treten zu lassen? Fragen, die nach einer Klärung verlangen. http://www.katholisches.info/2017/02/07/...keit-herrschte/
Text: Giuseppe Nardi Bild: AFP/SMM (Screenshot)
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