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  • 07.03.2017 00:28 - Marco Pannella – der Mann, der Italien zum Schlechteren veränderte
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Marco Pannella – der Mann, der Italien zum Schlechteren veränderte

20. Mai 2016 Genderideologie, Hintergrund, Lebensrecht, Nachrichten, Papst Franziskus, Top 0


Maco Pannella, die Verkörperung der Radikalen Partei Italiens, dessen Lebensziel die Bekämpfung der katholischen Kirche war, ist tot

(Rom) Im Alter von 86 Jahren ist Marco Pannella, der historische Anführer der Radikalen Partei Italiens, am Donnerstag in Rom gestorben. Zusammen mit Eugenio Scalfari, dem späteren Gründer und Chefredakteur der Tageszeitung La Repubblica und heutigen Papst-Freund, gründete er 1955 den Partito Radicale (PR). Sein Name ist untrennbar mit der Legalisierung von Scheidung und Abtreibung, dem Kampf für die Legalisierung der Euthanasie und der „Homo-Ehe“, für die Drogenliberalisierung, für die Abschaffung der Wehrpflicht und die Freigabe der Pornographie verbunden, vor allem aber mit einer unstillbaren Abneigung gegen die katholische Kirche.

Am vergangenen 1. Mai veröffentlichte der Religionssoziologe Massimo Introvigne ein Porträt des Mannes, der Italien zum Schlechteren veränderte, der nun zum Nachruf wurde.

Der Mann, der Italien zum Schlechteren veränderte

von Massimo Introvigne

Der ökumenische Pilgerzug zum Rockzipfel des schwerkranken Marco Pannella, der die unterschiedlichsten Personen umfaßt, weist alle Merkmale einer laizistischen Religiosität auf. Die Soziologen haben dies früh bemerkt: Während die Religion „in der Kirche“ im Westen nur mehr von einer Minderheit praktiziert wird, zeigt sich das religiöse Empfinden heute in laizistischen und impliziten Formen, vom Kult der Berühmtheiten bis zum Sport- und dem Kunstkult. Eine der am meisten untersuchten Erscheinungsformen dieses Phänomens ist der Kult um die verstorbene Prinzessin Diana von England, die keine besonders religiöse Person war.

Benannt nach einem Onkel, der katholischer Priester war

Das Verhältnis zwischen Marco Pannella und der Religion ist jedoch komplexer. Auf den offiziellen Kandidatenlisten bei Wahlen konnte man seinen eigentlichen Namen lesen: „Giacinto Pannella, genannt Marco“. In der Geburtsstadt des radikalen Parteiführers, in Teramo in den Abruzzen, gibt es eine „Via Giacinto Pannella“. Nein, noch wurde keine Straße nach dem Lebenden benannt, was allerdings aufgrund der überzogenen Apologetik, die derzeit um ihn betrieben wird, nicht einmal verwundern würde. Die Straße, in der Pannellas Geburtshaus steht, ist nach einem Großonkel benannt. Dieser Großonkel, Giacinto Pannella, war ein katholischer Priester, ein geachteter Intellektueller in seiner Heimat und ein katholischer Ansprechpartner von Benedetto Croce und Giovanni Gentile1

Der spätere Anführer der Radikalen wurde zu Ehren dieses Großonkels Giacinto genannt. Er lernte ihn allerdings nicht persönlich kennen, da er erst drei Jahre nach dessen Tod geboren wurde. Seine Eltern aber kannten ihn sehr gut. Der Vater von Marco Pannella, Leonardo Pannella, ein wohlhabender Grundbesitzer, wurde in Teramo zum Skandal, weil er eine Französin heiratete, die er während einer Geschäftsreise kennengelernt hatte. Vor allem benahm und kleidete sie sich zu freizügig für eine Kleinstadt des Südens der 1920er Jahre. Es war der einflußreiche Onkel, der seinen Neffen und dessen Frau verteidigte und dem jungen Paar half. Marco Pannella schrieb später darüber, er habe die Kirche immer bekämpft, ohne sie zu hassen. Der Grund? „Wegen dieser Episode der Familienchronik, weil die beste Person in meiner Familie dieser Priester war.“2

Liberales, antiklerikales Familienumfeld


Marco Pannella als Student
Dennoch kann kein Zweifel bestehen, daß Pannella sein ganzes Leben darauf verwendete, die Kirche zu bekämpfen. Er wuchs in einem Umfeld auf, in dem Faschismus und Antifaschismus miteinander koexistierten. Gleichzeitig wurde er regelmäßig in den Ferien zu den Verwandten der Mutter nach Frankreich geschickt, wo er frühzeitig laizistischen und liberalen Ideen ausgesetzt ist.3 Bei Kriegsende hatte er sich im Alter von 15 Jahren bereits seine politische Familie ausgewählt: die Liberale Partei, die seit dem Ersten Weltkrieg das gemäßigtere Erbe des Risorgimento, jenes von Camillo Cavour vertrat. Er legte in der Partei eine Blitzkarriere hin und wurde 1950, im Alter von 20 Jahren, Vorsitzender der Liberalen Studenten. Einige Jahre später schloß er erfolgreich an der Universität Urbino sein Jurastudium. Seine Schlußarbeit war eine Kritik daran, daß dem Konkordat mit der katholischen Kirche Verfassungsrang eingeräumt wurde. Von ihr sollte er später behaupten, daß sie in Wirklichkeit von anderen geschrieben wurde, weil er zu sehr mit der Politik beschäftigt war.

Eugenio Scalfari und die Kaderschmiede künftiger Parteiführer

Die Liberale Partei, vor allem in Rom, wohin Pannella mit seiner Familie während seiner Gymnasialzeit übersiedelt war, vertrat sehr antiklerikale Positionen. Pannella wurde zu einem der Anführer des linken Parteiflügels, wo er in einem sechs Jahre älteren Parteivertreter einen Freund, aber auch Rivalen fand, der sich gerade mit den Ellbogen Aufmerksamkeit verschaffte: einem gewissen Eugenio Scalfari.

Pannella genügte die Liberale Partei bald nicht mehr. Er erkannte, daß dem an den Universitäten bestehenden Goliardentum, einer spezifisch italienischen Form studentischer Vereinigungen, mit seiner heiter-jugendlichen Ausgelassenheit auch ein anarchischer Zug innewohnte, in der eine politische Kraft steckte. Er wurde zum Vorsitzenden der Italienischen Goliardischen Vereinigung gewählt und verwandeltet sie zur Kaderschmiede der künftigen Radikalen Partei, aber auch der Sozialisten und der Kommunisten, darunter Bettino Craxi4 und Achille Occhetto5. Er schreibt damals, wie auch Scalfari, in der antiklerikalen Wochenzeitung Il Mondo. Als 1954 Giovanni Malagodi neuer liberaler Parteivorsitzender wurde und die Partei auf einen zwar laizistischen, aber weniger antiklerikalen Kurs führt und sich dialogbereiter gegenüber den Katholiken zeigt, vollziehen Pannella und Scalfari 1955, der im selben Jahr mit dem Wochenmagazin L’Espresso startet, die Gründung der Radikalen Partei. Die sehen sich als Erben des Partito d’Azione (Aktionspartei), und damit des radikaleren Erbes des Risorgimento, jenem von Giuseppe Mazzini. Die Radikale Partei erhob die „Entvatikanisierung“ Italiens auf ihr Banner. Konkret war damit gemeint, das katholische Erbe des Landes zu zertrümmern, um Italien nach den Maßstäben des europäischen Laizismus zu „modernisieren“.

Der Antiklerikalismus macht sich bei den Wahlen aber nicht bezahlt. Mitten im Kalten Krieg, in dem es der christdemokratischen Partei gelungen war, eine kommunistische Machtübernahme abzuwenden, waren jene Teile der italienischen Gesellschaft, die nicht zur Volksfront gehörten, um Zusammenarbeit und Konsens bemüht. Das hatte ja auch dazu geführt, daß die Liberale Partei ihren akzentuierten Antiklerikalismus abschwächte.

Bündnisplan mit den Kommunisten

Die Radikalen erhielten in den ersten 20 Jahren bei Wahlen durchschnittlich nur 0,8 Prozent der Stimmen. Schon früh kam es zu Spaltungen: Auf der einen Seite stand der von Scalfari geführte Flügel, der unter dem Eindruck des sowjetischen Einmarsches in Ungarn ein Bündnis mit den Sozialisten gegen die Kommunisten anstrebte. Auf der anderen Seite stand der von Pannella geführte Flügel, der unerbittlich auf dem Kampf gegen die Kirche als entscheidenden Programmpunkt beharrt, dem sich alles anderen strategischen oder taktischen Überlegungen unterzuordnen hatten. Sein Feind war die Christdemokratie, die er als politischen Arm der katholischen Kirche sah, und nicht der Kommunismus. Folglich forderte er 1959 ein Bündnis mit den Kommunisten gegen die regierenden Christdemokraten.

Deshalb wurde Pannella aus der Parteileitung ausgeschlossen und ging nach Belgien und Frankreich. 1962 konnte er die Radikale Partei wieder unter seine Kontrolle bringen. Nach einer Krise war kaum mehr als der Parteiname übriggeblieben. Viele führende Parteivertreter hatten sich der Sozialistischen Partei oder der linksliberalen Republikanischen Partei angeschlossen. Pannella hält damit unerwartet wieder ein kleines Instrument in der Hand, mit dem nun aber machen kann, was er will.

Scheidung, Drogen, Abtreibung


Pannellas Kampagne für die Scheidung 1969
Die antikatholischen Themen setzte er wieder ganz oben auf die Parteiprogrammatik. Das waren damals: die Abschaffung des Konkordats und die Einführung der Ehescheidung. 1967 erklärte er zum „antiklerikalen Jahr“. Im Jahr zuvor hatte er den Italienischen Bund für die Scheidung (LID) gegründet, dem eine entscheidende Rolle bei der Einführung der Ehescheidung im Jahr 1970 und bei deren Bestätigung bei einem Referendum 1974 zukommen sollte.

Mit der Scheidung war es für Pannella aber nicht getan. Kaum hatte er die Volksabstimmung gewonnen, mit der die Scheidung wieder abgeschafft werden sollte, ließ er sich 1975 verhaften, weil er öffentlich einen Joint geraucht hatte. Damit setzte er den Auftakt zu einer Kampagne für die Drogenliberalisierung, oder das, was Pannella „leichte“ Drogen nannte. 1993 konnte er eine Entkriminalisierung durchsetzen. Seinen Kampf setzte er jedoch bis an sein Lebensende fort. Denn war auch ein Aspekt eines Thema durchgesetzt, gab es immer weitere Aspekte zum selben Thema, die noch durchzusetzen waren.

Nach der Scheidung entdeckten die Radikalen das Abtreibungsthema. Sie fordern die Legalisierung der Tötung ungeborener Kinder, beginnen ihre Kampagne und keine vier Jahre danach sollten sie ihr Ziel auch schon erreicht haben. Das Abtreibungsgesetz wird 1978 beschlossen und kann bei der Volksabstimmung, mit der katholische Organisationen 1981 seine Abschaffung versuchen, verteidigt werden. An der Seite Pannellas kämpft nun Emma Bonino.6

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http://www.katholisches.info/2016/05/mar...en-veraenderte/




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