Kardinal Burke: „Wir werden weiter darauf beharren, daß diese so ernsten Fragen eine Antwort bekommen“ 27. März 2017 Liturgie & Tradition, Nachrichten, Papst Franziskus, Sakrament der Ehe, Videos 1
Kardinal Raymond Burke in Springfield, Virginia
(Washington) Kardinal Raymond Burke, offiziell Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens, nahm am vergangenen Freitag, dem 24. März in Springfield im Staat Virginia zur „brüderlichen Zurechtweisung“ von Papst Franziskus Stellung. Der Kardinal ist einer der vier Unterzeichner der berühmten Dubia (Zweifel) zum umstrittenen Apostolischen Schreiben Amoris laetitia von Papst Franziskus. Die Dubia, die aus fünf Fragen bestehen, wurden dem Papst am 19. September 2016 zugestellt und in Ermangelung einer päpstlichen Antwort am 14. November öffentlich publik gemacht.
Um Weihnachten ließen die vier Kardinäle durch ihn wissen, daß eine formale Zurechtweisung des Papstes notwendig werde, falls er weiterhin nicht auf die Fragen zu zentralen Glaubens- und Moralthemen antworten sollte.
Der Kardinal widersprach falschen, ausgestreuten Meldungen, die vier Unterzeichner würden auf die Dubia verzichten. Der ehemalige Präsident des Obersten Gerichtshofes der Apostolischen Signatur bekräftigte, daß die Dubia natürlich weiterhin Gültigkeit haben und nach wie vor unbeantwortet im Raum stehen.
„Ich hoffe sehr, daß es sie geben wird [die Antwort des Papstes], weil es sich um wirklich grundlegende Fragen handelt, die durch den Text des nachsynodalen Apostolischen Schreibens Amoris laetitia aufgeworfen wurden. Solange diese Fragen keine Antworten bekommen, wird sich in der Kirche weiter eine sehr schädliche Verwirrung ausbreiten. Eine der Fragen betrifft die Wahrheit, daß es bestimmte Handlungen gibt, die immer und in jedem Fall falsch sind – jene Handlungen, die wir als in sich schlecht bezeichnen – und deshalb werden wir Kardinäle weiterhin darauf beharren, daß diese so ernsten Fragen eine Antwort erhalten.“ Kardinal Burke wies in diesem Zusammenhang Vorwürfe zurück, die Dubia seien respektlos und arrogant. Vielmehr handle es sich dabei um eine in der Tradition der Kirche verankerte Form, vom Papst Klärungen zur beständigen und immerwährenden Lehre der Kirche zu fordern. Kardinal Burke erklärte erneut, daß die Kardinäle die Dubia deshalb öffentlich bekannt machten, weil sie von Papst Franziskus keine Reaktion erhalten hatten.
„Wir haben es für notwendig erachtet, die Sache [der Dubia] öffentlich bekannt zu machen, weil viele Gläubige, denen wir begegneten, sich mit diesen Fragen an uns gewandt haben und uns gesagt haben, was an Falschem enthalten ist [in Amoris laetitia].“ Gläubige hatten diese Fragen und hätten sich schon gewundert, daß keine Kardinäle sich diese Fragen stellten.
„So haben wir sie publik gemacht, was in großem Respekt geschehen ist.“ In Springfield stand auch die brennende Frage im Raum, was aber geschehen werde, wenn Papst Franziskus auch weiterhin keine Antwort gibt.
„Wir müssen nichts anderes tun, als die Situation zu bereinigen, wiederum auf respektvolle Weise, was einfach bedeutet, die Antworten auf die Fragen [der Dubia] auf der Grundlage der beständigen Lehre der Kirche zu formulieren und zum Wohl der Seelen öffentlich bekannt zu machen.“ Kardinäle arbeiten an „formaler Zurechtweisung“ des Papstes, der seinen Pflichten nicht nachkommt
Der Kardinal nannte keine konkreten Termine, sagte aber, daß die Kardinäle an dieser „formalen Zurechtweisung“ des Papstes arbeiten würden. Sollten die Kardinäle anstelle des Papstes die lehrmäßigen Fragen zu zentralen Themen von Glauben und Moral beantworten, und damit tun, was eigentlich Aufgabe von Franziskus wäre, würde dessen Autorität jedenfalls Schaden leiden. Ein Papst, der seine Aufgaben nicht erfüllt wird zum Widerspruch in sich.
Kardinal Burke äußerte die Hoffnung, daß der Papst die Bedeutung der Situation erkennt und die an ihn als Kirchenoberhaupt gerichteten Fragen doch noch in Übereinstimmung mit der ewiggültigen Lehre der Kirche beantwortet.
Was „andernfalls“ geschieht, wurde vom Kardinal nicht weiter ausgeführt. Es kann aber kein Zweifel bestehen, daß das Pontifikat des ersten Jesuiten und Argentiniers auf dem Papstthron schweren Schaden nehmen würde. Die Situation wäre bedrückend: Weil der Papst seinen Pflichten nicht nachkommt, wird er von Kardinälen faktisch in einem bestimmten Bereich entmachtet, indem sie an seiner Stelle das kirchliche Lehramt bekräftigen. Das wäre kein Schisma, würde aber letztlich vor der Weltöffentlichkeit eine zumindest teilweise Amtsunfähigkeit von Franziskus bloßstellen.
In diesem ungewöhnlichen Pontifikat gibt es zahlreiche Baustellen, Aussagen und Entscheidungen, die Zweifel aufwerfen. Die vier Kardinäle sind im Bereich des Ehesakraments mit Auswirkungen auf das Altar- und das Bußsakraments eingeschritten, weil sich Franziskus hier am weitesten in Abweichung von der kirchlichen Lehre aus dem Fenster gelehnt hat. Hier sind die Glaubenslehre und Sakramentenordnung am meisten bedroht.