Tagung zu „Amoris laetitia“: Appell an Papst Franziskus Verwirrung zu beenden und Klarheit zu schaffen...24. April 2017
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Liberius und Honorius I. verfielen der Häresie, auch Papst Franziskus schramme in Amoris laetitia hart an der Häresie entlang, so einer der Referenten der Tagung "Ein Jahr nach Amoris laetitia", die am vergangenen Samstag, dem 22. April in Rom stattfand.
Die Bildmontage der drei Päpste wurde von Rorate Caeli veröffentlicht. (Rom) Am vergangenen Samstag fand im Hotel Columbus in unmittelbarer Nähe zum Petersplatz eine Tagung zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia statt. Bei der von der Internet-Tageszeitung La Nuova Bussola Quotiadiana und vom Monatsmagazin Il Timone organisierten Veranstaltung sprachen bewußt nur Laien. „Nach den vier Kardinälen sprechen sechs Laien, wer weiß, ob der Papst wenigstens auf sie hört“, schrieb dazu der Vatikanist Sandro Magister.
Deutliche Kritik an Franziskus
Während renommierte Referenten aus aller Welt eine stets sachliche, inhaltlich allerdings teils vernichtende Kritik am päpstlichen Schreiben übten, versuchte Papst Franziskus keine zwei Kilometer entfernt auf der Tiberinsel ein mißglücktes Husarenstück, indem er den Genozid an Christen durch islamische Dschihadmilizen zu einer brutalen Generalanklage gegen Europa und den Westen ummünzte, weil diese die Masseneinwanderung behindern würden. Die Ermordung der Christen durch Islamisten schrieb er einem abstrakten, nicht faßbaren „Geist der Welt“ zu, jedenfalls nicht dem Islam, den er ebenfalls als Opfer präsentierte. Durch die Gleichung, alle Migranten seien Flüchtlinge und würden vom bösen Westen an der Einwanderung gehindert und in Konzentrationslager gesperrt, war die eigentliche Botschaft jedoch eindeutig. Dabei sollte das Treffen, bei dem Franziskus sprach, eigentlich den neuen Märtyrern gelten.
Dennoch besteht kein Zweifel, daß sich das Kirchenoberhaupt über die Tagung im Hotel Columbus informieren ließ. Zu bezweifeln ist vielmehr, daß er sich dadurch in seinen Entscheidungen beeinflussen lassen könnte.
Appell an den Papst
Die Botschaft der Tagung, ausgesprochen von sechs namhaften Referenten aus ebenso vielen unterschiedlichen Ländern, richtete sich direkt an den Papst und war ein Appell, der durch Amoris laetitia ausgelösten Verwirrung ein Ende zu bereiten und Klarheit zu schaffen. Diese Forderung, wenn auch anders vorgetragen, trifft sich mit den Dubia (Zweifeln), die seit dem 19. September 2016 unbeachtet auf dem Schreibtisch des Papstes liegen. Vier namhafte Kardinäle, Walter Brandmüller, Raymond Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner, forderten den Papst damit auf, die „große Verwirrung“ in der Kirche zu beseitigen und legten ihm dazu fünf Fragen vor. Der Papst verweigert jedoch jede Antwort und hütet sich, die vier Unterzeichner zu sich zu rufen, um ihr Anliegen anzuhören und das zu suchen, was er zu einem Leitbegriff seines Pontifikats gemacht hat: den Dialog.
Tagung ruft Papst auf, Klarheit zu schaffen.
Die sechs Referenten, Anna Silvas aus Australien, Claudio Pierantoni aus Chile, Jürgen Liminski aus Deutschland, Douglas Farrow aus Kanada, Jean-Paul Messina aus Kamerun und Thibaud Collin aus Frankreich beleuchteten die Kernfragen aus verschiedenen Blickwinkel. Die Bilanz, die sie „ein Jahr“ danach zogen, war jedoch einhellig. Amoris laetitia, das am 8. April 2016 veröffentlicht wurde, hat die Kirche in eine Krise geführt.
Pierantoni: Franziskus schrammt hart an der Häresie
Claudio Pierantoni (Universidad de Chile) griff ein Thema auf, das seit der Wahl von Papst Franziskus bereits von verschiedener Seite beachtet wurde und wie ein dunkler Schatten über dem derzeitigen Pontifikat liegt. Er behandelte zwei Päpste (Liberius und Honorius I. ), die im Zuge der heftigen trinitarischen und christologischen Auseinandersetzungen der ersten christlichen Jahrhunderte, in die Häresie fielen. Liberius (366-384) wurde gezwungen, den Irrtum zu korrigieren, Honorius I. (625-638) wurde nach seinem Tod von einem ökumenischen Konzil (Drittes Konzil von Konstantinopel) verurteilt.
Pierantoni spannte den Bogen bis zu Papst Franziskus, der sich vielleicht dessen nicht ganz bewußt sei, aber hart an der Häresie entlangschramme. Er laufe dabei Gefahr, auch die Kirche in die Häresie zu führen, weil er die Grundpfeiler des christlichen Glaubens untergrabe. Der italo-chilenische Referent sprach sich für die Notwendigkeit einer brüderlichen „Zurechtweisung“ aus, um der Wahrheit wieder den ihr gebührenden Glanz zurückzugeben.
Silvas: „Barmherzigkeit ohne Wahrheit ist die Mutter der Zersetzung“
Anna Silvas aus Australien (University of New England), selbst Angehörige einer mit Rom unierten Ostkirche, warnte davor, daß die katholische Kirche, die als einzige die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe bewahrt hat, Gefahr laufe, dieselben Fehler zu begehen, die in der Vergangenheit bereits von den Orthodoxen und von den Protestanten begangen wurden, indem diese die Scheidung und die Zweitehe anerkannten. Ein solcher Schritt wäre besonders fatal, da gerade die koptische Kirche den Weg zur Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe zurückfindet. „Barmherzigkeit ohne Wahrheit ist die Mutter der Zersetzung“, so die australische Patristikerin.
Collin: Zusammenhang zwischen Widerstand gegen Humanae vitae und umstrittenen Teilen von Amoris laetitia
Der Franzose Thibaud Collin (Collège Stanislas, Paris) wies auf jenen teils überirdischen, oft aber unterirdischen Strang von Theologen, Kirchenvertretern oder ganzen Bischofskonferenzen, die offenen oder verdeckten Widerstand gegen die prophetische Enzyklika Humanae vitae geleistet haben und leisten. Ihrem Boykott sei es geschuldet, daß diese Enzyklika, trotz ihrer immensen Aktualität, bis heute nicht wirklich zum Tragen kommen konnte. Collin zeigte auf, daß die Gegner von Humanae vitae sich hinter einer Betonung „pastoraler“ Ansätze verborgen haben und eben diese Betonung mit Amoris laetitia erstmals in einem päpstlichen Dokument auftauche, um die Unauflöslichkeit der Ehe auszuhebeln und bereits absehbar bald auch die kirchliche Lehre zur Homosexualität.
„Viele der Argumente, die bei der Synode über die Familie verwendet wurden, sind dieselben, die Humanae vitae entgegengesetzt wurden.“ Die Verzerrung der Lehre, die sich „in einigen Passagen von Amoris laetitia widerspiegle“, sei nicht von heute, sondern rühre von weiter her. Die heutige Krise der Kirche im Zusammenhang mit Amoris laetitia, sei zum Teil etwas „bisher nicht dagewesenes“.
Liminski: Das Erkennen der menschlichen Natur macht den Unterschied
Jürgen Liminski betonte in einem historischen Abriß die Bedeutung der christlichen Ehe und der Familie. „Die Ehe zwischen Mann und Frau sichert die Zukunft.“ Dazu zeigte er die Rolle der 68er Bewegung auf und die daraus folgenden Angriffe auf die Ehe, die Familie und das Lebensrecht ungeborener Kinder. Dazu zitierte er den „praktizierenden Nihilisten“ Jean Paul Sartre, der als Ahnherr der 68er-Bewegung tatsachenwidrig behauptete, „La nature de l´homme n’existe pas“ (Es gibt keine Natur des Menschen). Dem stellte Liminski die Feststellung entgegen, daß gerade die Anerkennung der menschlichen Natur „den Unterschied ausmacht. Die Familie geht jeder öffentlichen Autorität voraus.“ Wörtlich sagte er zudem: „Jeder Fall ist einzig, aber die Unauflöslichkeit hat eine generelle Tragweite.“ Diesen „Grundsatz zu untergraben bedeutet, Gott zu vermenschlichen“. Auf Amoris laetitia und Papst Franziskus ging er nicht direkt ein.
Jean-Paul Messina (Katholische Universität Zentralafrika) warnte davor, in der Kirche „unterschiedliche pastorale Lösungen für ähnliche Situationen“ anzuwenden. Die Polygamie, so der Redner aus Kamerun, „ist ein großes Problem für die christliche Berufung in Afrika. Die Hauptopfer sind die Frauen.“ Die christliche Moral über Ehe und Familie „ist das Herz der Evangelisierung“, so Messina.
Farrow: „Neo-Marcionismus am Werk.“ Wie verträgt sich Amoris laetitia 303 mit Veritatis splendor 56?
Deutliche Wort fand auch Douglas Farrow (McGIll-University, Montreal): „Die Kirche befindet sich in der Krise, weil sie erneut in ihrem Inneren die Frage ihrer Treue zu Gott Vater und unserem Herrn Jesus Christus zu klären hat.“ Es sei eine „gnostische Gefahr, den richtenden Gott von einem barmherzigen Gott zu trennen“. Heute sei „offenkundig ein Neo-Marcionismus am Werk, der die Barmherzigkeit der Gerechtigkeit entgegensetzt“. Es gebe im Zusammenhang mit einem anhaltenden moralischen Problem „fast immer ein doktrinelles Problem: Das ist typisch für den gefallenen Menschen.“ Farrow legte den Finger auf die Wunde mit den Worten: „Die Nr. 303 von Amoris laetitia wirft das Problem auf, wie man das Gewissen versteht in Bezug auf Veritatis splendor Nr. 56.“ Und weiter: „Das Verständnis von Gewissen kann nicht in einem schwarzen Loch der Subjektivität verschwinden.“
Anna Silvas äußerte übrigens starke Zweifel, daß Papst Franziskus auf die Dubia der vier Kardinäle antworten werde. Auch war sie skeptisch, was eine brüderliche Zurechtweisung anbelangt. Sie plädierte vielmehr unter Verweis auf den Mönchsvater für eine „Option Benedikt“. Die nachchristliche Ära ähnle dem Zusammenbruch der Antike. Das Mönchstum sei damals der Brückenschlag gewesen, ein demütiges und gemeinschaftliches „Ausharren“ bei Jesus und dem Vater (Joh 14, 23), im ora et labora, bis der Sturm vorüber ist, der die heutige Welt erschüttert. „Das Gebet ist die dringendste politische Handlung.“
Laien ohne Minderwertigkeitskomplex übernehmen Verantwortung in Treue zum Lehramt
„Eine Sache ist sicher. Die Tagung im Columbus hat gezeigt, daß es eine Welt der Laien und der Gläubigen gibt, die entschlossen ist, die Verantwortung zu übernehmen und frank und frei über die Probleme zu sprechen, die die Kirche gerade durchlebt. Ein Volk Gottes, wohlvorbereitet, frei, mitnichten eingeschüchtert und vor allem verliebt in die Kirche, das die Hand erhoben hat, um zu sagen, daß mit dem VII. Kapitel von Amoris laetitia nicht nur etwas passiert ist, das man nicht versteht, sondern die Gefahr besteht, das Wesen von gleich drei Sakramenten zu gefährden“, so La Nuova Bussola Quotidiana.
Im Hotel Columbus, so die Internet-Tageszeitung, „versammelte sich die Vertretung eines Volkes, das weder Herren noch Minderwertigkeitskomplexe kennt, aber bemüht ist und versucht, dem Lehramt und der Lehre zu folgen, die es im eigenen Leben als richtig und fruchtbar erkannt hat.“
Wird Papst Franziskus, der die Kardinäle ignoriert, zumindest auf die Laien hören? http://www.katholisches.info/2017/04/tag...it-zu-schaffen/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Rorate Caeli (Screenshot)
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