„Beim Vatikan-China-Deal“ geht nichts weiter – und das ist gut so“ – Kardinal Zens Kritik an der Appeasement-Politik 19. Mai 2017 Christenverfolgung, Hintergrund, Nachrichten, Papst Franziskus,
Kardinal Joseph Zen, Stimme und Gewissen der chinesischen Untergrundkirche
(Hong Kong) Kardinal Joseph Zen, der emeritierte Bischof von Hong Kong, ist seit vielen Jahren die graue Eminenz der katholischen Untergrundkirche in der kommunistischen Volksrepublik China. In einem gestern veröffentlichten Interview des Catholic Herald begrüßte der streitbare Kardinal, daß die Annäherung zwischen dem Vatikan und dem Regime in Peking offenbar zum Stillstand gekommen ist. Zugleich übte er scharfe Kritik an den römischen „Funktionären“, die eine Annäherung „um jeden Preis“ wollen.
Eine Annäherung zwischen dem Vatikan und Peking sei „positiv für die Katholiken“ und habe „einen immensen Nutzen für den Weltfrieden“, hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin 2015 gesagt. Beim „Vatikan-China-Deal“, der noch im vorigen Jahr als „Neue Ostpolitik“ bezeichnet wurde, scheint aber nichts mehr weiterzugehen.
Chinas Untergrundkirche hat Angst vor einer neuen „Ostpolitik“
Chinas Katholiken: Das Christentum wird seit 1949 unterdrückt.
Im Februar 2016 gab Papst Franziskus der regimenahen Zeitung Asia Times ein Interview. Darin schmeichelte er der Regierung in Peking, während er die Frage der Menschenrechte und der Untergrundkirche ausklammerte.
Ziel der Kommunistischen Partei Chinas ist es nach wie vor, daran läßt Kardinal Zen keinen Zweifel, die katholische Kirche in China unter ihre Kontrolle zu bringen.: Dazu wurde 1957 die KP-Vorfeldorganisation Patriotische Vereinigung gegründet. Der Vatikan signalisierte in den beiden vergangenen Jahren, keinen Widerstand gegen die Forderung des Regimes zu leisten, daß sich alle Priester registrieren lassen müssen. Nur wer über eine Genehmigung des Regimes verfügt, darf sein Amt legal ausüben.
Die Untergrundkatholiken sehen die Annäherung keineswegs „positiv“, sondern wittern vielmehr Verrat. Ihre vor der Weltöffentlichkeit hörbare Stimme ist Kardinal Zen. Der inzwischen 85-Jährige nützt nach Möglichkeit den Sonderstatus von Hong Kong, um für seine Landsleute im übrigen China einzutreten. Mit harten Worten geißelte er in den vergangenen Monaten die vatikanische Appeasement-Politik, die Chinas Untergrundkirche in Unruhe versetzt. Der Vatikan gebe sich „Illusionen“ hin, ließ er ausrichten. Nach 68 Jahren der Verfolgung hat die rote Diktatur unter Chinas Katholiken ohnehin jeden Kredit verspielt. Sie sehen in schönen Worten nur eine neue Finte, mit der die Untergrundkirche ausgeforscht und zerschlagen werden soll. Das kommunistische Regime kenne nur ein einziges Interesse, das eigene.
Diplomatischer „Frühling“ bedeutet einen neuen „Winter“ für Chinas Katholiken
Benedikt XVI. hatte in seinem Brief an die chinesischen Katholiken die regimehörige Patriotische Vereinigung für „unvereinbar“ mit der Lehre der katholischen Kirche erklärt. Von Papst Franziskus wurde diese Position formal nicht zurückgenommen. In der konkreten Umsetzung zeigt er sich jedoch weit konzilianter. Was den „Dialog“ stören könnte, wird vom Vatikan ausgeklammert.
Am 29. August 2016 sagte die Pekinger Regierungssprecherin Hua Chunying:
„China hat sich immer ehrlich um eine Verbesserung der Beziehungen mit dem Vatikan bemüht und sich unermüdlich dafür eingesetzt. Aktuell ist der Kanal des Kontaktes und des Dialogs zwischen beiden Seiten effizient und frei von Hindernissen. Wir sind bereit, zusammen mit dem Vatikan, an einem konstruktiven Dialog zu arbeiten, in dieselbe Richtung zu marschieren und neue Fortschritte im Prozeß einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen zu fördern.“ Die Erklärung löste in Untergrundkreisen besorgte Reaktionen vor einer neuen Verfolgungswelle aus. Der Vatikanist Sandro Magister schrieb damals von einem diplomatischen „Frühling“ in den Beziehungen zwischen Rom und Peking, aber einem neuen „Winter“ für die Kirche in China.
Vatikanisch-chinesischer „Frühling“ verwelkt
Inzwischen scheint auch der diplomatische „Frühling“ zu verwelken. Kardinal Zen äußerte die Vermutung, daß das „Abkommen über die Auswahl der Bischöfe“ zwar ausgehandelt, aber „nicht unterzeichnet“ wurde. Der Kardinal geht davon aus, daß sich Peking auch mit dem großzügigen Entgegenkommen des Vatikans nicht zufriedengibt, sondern „alles“ will, nicht nur was die Bischöfe betrifft, sondern auch „viele andere Dinge, um die Kirche zu kontrollieren“.
Da dieses „alles“ für den Vatikan unmöglich ist, verweigert die kommunistische Regierung ihre Unterschrift. „Und das ist für mich gut so“, so der Kardinal.
Scharfe Kritik wiederholte Kardinal Zen auch gegenüber den vatikanischen Verhandlungsführern. Kardinalstaatssekretär Parolin nannte er nicht namentlich, ist aber von ihm gemeint. Die „Neue Ostpolitik“ ist von ihm zu verantworten.
„Glauben sie wirklich, die Situation besser zu kennen als ich? Besser als Erzbischof Savio Hon Tai-Fai, der Mitglied der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ist? Wir sind Chinesen! Wir waren viele Jahre in China, haben an den Seminarien gelehrt, haben sechs Monate im Jahr dort verbracht und haben mit eigenen Augen gesehen, wie es dort ist. Es ist so schrecklich.“ Text: Giuseppe Nardi Bild: Asianews http://www.katholisches.info/2017/05/bei...sement-politik/
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