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Ich habe es nie bereut"
Bildung um des Menschen willen | 15.05.2017 Gleichzeitig lehren und lernen. Referendare sitzen sprichwörtlich zwischen den Stühlen. Das Gefühl kennt auch Anna Schömburg (Foto). Sie ist Referendarin an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule in Bonn - einem katholischen Mädchengymnasium. Dort unterrichtet sie Englisch und Deutsch in allen Klassenstufen. Im Interview berichtet die 38-Jährige von Herausforderungen im Alltag, dem "katholisch" im Schulprofil und warum ein paar Kaffeebohnen in der Hosentasche manchmal hilfreich sein können.
Frage: Frau Schömburg, der Großteil Ihres Referendariates liegt hinter Ihnen. Was waren die größten Herausforderungen für Sie in dieser Zeit?
Schömburg: An Referendare werden sehr viele verschiedene Anforderungen gestellt. Das Schwierigste ist, alles unter einen Hut zu bringen. Es geht darum, das Fachwissen aus der Uni in der Schulrealität umzusetzen: Unterrichtsvorbereitung, Wissen vermitteln, Elterngespräche. Man muss allen Ansprüchen gerecht werden. Als Referendarin sitze ich immer zwischen zwei Stühlen. Auf einer Seite bin ich Lehrerin und Ansprechpartnerin für die Schülerinnen. Auf der anderen Seite bin ich auch selbst wieder in einer Schülerinnenrolle mit Prüfungssituationen. In diese Rolle muss man sich erst mal wieder einfinden - gerade wenn man, wie ich, schon Ausflüge ins Berufsleben gemacht hat.
Frage: Nach Ihrem Studium der Anglistik und Germanistik haben Sie einige Zeit als freie Lektorin gearbeitet. Waren Ihre beruflichen Erfahrungen auch ein Vorteil für das Referendariat?
Schömburg: Ja, ganz bestimmt, besonders auf fachlicher Ebene. Die Erfahrung im Lektorat kommt mir bei der Korrektur von Klassenarbeiten - die in meinen Fächern Deutsch und Englisch sehr umfassend sind - zugute. Daneben ist aber auch ein Interesse an den Unterrichtsfächern sehr wichtig, um die Schüler zu begeistern. In meiner eigenen Schulzeit war es zumindest so, dass durch meine Deutschlehrerin ein Funke für das Fach auf mich übergesprungen ist.
Frage: Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Schömburg: Ich gehe sehr gerne in die Klassen und unterrichte. Am meisten freue ich mich, wenn ich sehe, dass etwas angekommen ist, von dem, was wir gemeinsam erarbeitet haben. Ich hoffe, dass in meinem Unterricht vielleicht auch der ein oder andere Funke auf meine Schülerinnen überspringt.
© Maike Müller
Frage: Ist der Lehrerberuf ein Traumberuf für Sie?
Schömburg: Ja, auf jeden Fall. Ich kann mir mittlerweile gar nichts anderes mehr vorstellen. Aber es ist auch ein Beruf, der immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt und auch immer mit sich bringen wird. Das ist nach dem Referendariat ja nicht einfach vorbei. Auch die älteren Kollegen müssen in der Lage sein, immer wieder flexibel zu reagieren. Zudem ist alles eine Frage der Einstellung: Lasse ich mich von etwas erdrücken oder lasse ich mir Raum für mehr?
Frage: Können Sie das ein bisschen erklären? Wie setzen Sie das im Schulalltag für sich um?
Schömburg: Am Anfang des Referendariates haben wir von erfahrenen Kollegen einen Tipp bekommen: Steckt euch immer ein paar Kaffeebohnen in die eine Hosentasche. Und bei jedem schönen Erlebnis im Schulalltag, bei jedem Erfolg im Unterricht, steckt ihr eine der Bohnen in die Tasche auf der anderen Seite. Das klingt zunächst mal etwas komisch, aber so wird jede Kaffeebohne zur Gedankenstütze, zu einer Erinnerung an die positiven Dinge - gerade wenn die Nacht mal wieder kurz war, weil ich Klausuren korrigieren oder einen Unterrichtsbesuch vorbereiten musste. Ich freue mich zum Beispiel immer über das gute Schulklima an der Liebfrauenschule. Alle gehen sehr freundlich und aufmerksam miteinander um. Und jede Klasse hat etwas Besonderes.
Frage: Stichwort Schulklima: Sie machen Ihr Referendariat an einer Schule in Trägerschaft des Erzbistums Köln. Woran merken Sie, dass Sie an einer Katholischen Schule unterrichten?
Schömburg: Natürlich merke ich an einigen formalen Dingen, dass ich an einer Katholischen Schule unterrichte: Jeden Morgen beginnen wir mit einem Gebet und es finden Schulgottesdienste statt. Aber die gibt es auch an manchen staatlichen Schulen. Was mir aber auffällt ist, dass durch das christliche Profil ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Unter den Schülerinnen, aber auch im Kollegium. Viele engagieren sich auch über die Schule hinaus in sozialen Projekten. Die Schulkonferenzen beginnen mit einem geistlichen Impuls und neben Fortbildungen fährt das Kollegium auch auf Besinnungstage. An der Schule findet außerdem gelebte Ökumene statt, finde ich. Neben einem katholischen Schulpfarrer gibt es auch eine evangelische Schulpfarrerin. Und noch etwas: Das katholische Konzept der Schule bedeutet auch Werteerziehung. Die Schülerinnen sollen hier zu selbstständigen Menschen erzogen werden.
Frage: Gab es auch Vorurteile von Referendaren an staatlichen Schulen gegenüber Schulen in katholischer Trägerschaft?
Schömburg: Anfangs war da vielleicht ein etwas befremdliches Gefühl. Das war aber weniger der Aspekt, dass meine Schule einen kirchlichen Träger hat. Die Liebfrauenschule ist ja auch ein reines Mädchengymnasium. Aber auch daran haben sich die anderen schnell gewöhnt, dass wir eben nur von Schülerinnen sprechen und vor dem Unterricht noch gemeinsam beten.
Frage: Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie sich wieder für eine Katholische Schule entscheiden?
Schömburg: Bei der Bewerbung auf eine Stelle als Referendarin habe ich angekreuzt, dass ich auch an einer Privatschule unterrichten würde und ein christliches Profil mittrage. Ich habe diese Entscheidung nie bereut. Die Anforderungen an das Referendariat sind die gleichen und das christliche Profil ist eigentlich nur ein Zusatz, den ich als Bereicherung erlebe. Man nimmt eine Perspektive ein, die eine andere aber nicht ausschließen muss. Und die Erfahrung des starken Gemeinschaftsgefühls ist etwas, das ich aus meinem Referendariat definitiv mitnehme.
Frage: Zum Abschluss: Haben Sie einen Tipp für angehende Referendare?
Schömburg: Auf jeden Fall Ruhe bewahren und sich trauen, immer wieder nachzufragen. Ganz wichtig finde ich auch den Austausch mit anderen Referendaren, Kollegen und der Schulleitung. Und natürlich: immer ein paar Kaffeebohnen in der Tasche haben. Von Maike Müller http://www.katholische-schulen.de/
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