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  • 16.06.2017 00:20 - „Sonst platze ich“ – Fronleichnam in Linz: Ökumenisches Luthergedenken frißt Prozession im überlieferten Ritus
von esther10 in Kategorie Allgemein.

„Sonst platze ich“ – Fronleichnam in Linz: Ökumenisches Luthergedenken frißt Prozession im überlieferten Ritus
16. Juni 2017 Hintergrund, Liturgie & Tradition, Nachrichten, Top 2



Fronleichnam und Luther-Gedenken ergibt ...
(Wien) Die Lutheraner feiern Martin Luther und 500 Jahre Reformation. Die Diözese feierte eifirg mit und die Fronleichnamsprozession im überlieferten Ritus mußte über die Klinge springen. Offenbar um das ökumenische Ereignis nicht zu stören.

Die katholische Kirche feiert seit 1264 das Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi. Papst Urban IV. führte dieses Fest, das damals bereits im Bistum Lüttich gefeiert wurde, mit der Bulle Transiturus de hoc mundo für die Weltkirche ein. Anstoß dazu war ein von ihm anerkanntes Eucharistisches Wunder, das sich im Jahr zuvor in Bolsena ereignet hatte.

Das Fest betont die Realpräsenz Jesu Christi unter den Gestalten von Brot und Wein. Eine Realpräsenz, die in der Geschichte immer wieder angezweifelt wurde. Gezweifelt hatte auch der Priester Petrus von Prag, der sich wegen dieser Qualen auf Pilgerschaft nach Rom machte. Als er in Bolsena am Grab der Märtyrerin Christina die heilige Messe zelebrierte, gab ihm Christus durch ein Eucharistisches Wunder selbst Antwort auf die Frage der Realpräsenz. Papst Urban IV. sah darin einen Wink des Himmels. Das Fest will vor allem ein Zechen der Dankbarkeit für die Einsetzung der heiligen Eucharistie durch Christus sein und der Welt, in die der Herr in Prozession getragen wird, Segen zu bringen.

Zu jenen, die die Realpräsenz ganz oder teilweise leugnen, gehören die Gemeinschaften der Reformation. Während die Reformierten sie ganz leugnen, sehen die Lutheraner darin ein flüchtiges Moment. Dieses defizitäre Verständnis der Realpräsenz ist ein zentraler Grund, weshalb der Katechismus der Katholischen Kirche festhält:

„Die aus der Reformation hervorgegangenen, von der katholischen Kirche getrennten kirchlichen Gemeinschaften haben‚ vor allem wegen des Fehlens des Weihesakraments, die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt. Aus diesem Grund ist für die katholische Kirche die eucharistische Interkommunion mit diesen Gemeinschaften nicht möglich“ (KKK, 1400).
Gustav-Adolf-Fest an Fronleichnam

Das Fronleichnamsfest ist in Österreich ein gesetzlicher Feiertag. Die Evangelischen feiern dieses Fest natürlich nicht. Für sie ist es einfach ein arbeitsfreier Tag, den sie den Katholiken zu verdanken haben. In Oberösterreich feiert die Evangelische Kirche des Augsburgischen Bekenntnisses jedes Jahr am Fronleichnamsfest ihren Kirchentag.


Lutherischer Kirchentag Oberösterreich

Man könnte nun sagen, sie tun das, weil sich der arbeitsfreie Tag einfach dafür anbietet. Man könnte aber auch annehmen, daß sie ganz bewußt an Fronleichnam feiern, um das „lutherische Gegenmodell“ zum katholischen Verständnis der Realpräsenz entgegenzusetzen. Der Kirchentag hieß noch vor kurzem „Gustav-Adolf-Fest“. Auf diese Provokation hat man durch die Umbenennung inzwischen verzichtet. Im deutschen Sprachraum, zudem in einem katholischen Land, Gustav Adolf zu feiern, zeugt von einem beeindruckenden Mangel an Sensibilität und einer bedenklichen Portion an Arroganz, die man sich im Hinterkopf behalten sollte, um das protestantische Selbstverständnis zu begreifen. Das gilt gerade für Österreich, wo etwa die Hälfte der gesetzlichen Mitglieder der lutherischen Kirche deshalb angehört, weil sie nicht katholisch sein will.

Gustav Adolf II., von 1611-1632 König von Schweden, wütete sengend, raubend und mordend im deutschen Sprachraum bis tief in den österreichischen Raum hinein. Daß ihn Bundesdeutsche und Österreicher für diese Vernichtung auch noch geehrt haben (und ehren), gehört zu den Rätseln der Psyche. Das gilt um so mehr für Österreich. Dort wird von evangelischer Seite noch heute über das harte, katholische Regiment von Kaiser Ferdinand II. geklagt. Im Vergleich zu Gustav Adolf war Ferdinand geradezu ein milder Herrscher. Er zwang zwar 3000 Protestanten aus Kärnten, Steiermark und Oberösterreich, die an ihrem Glauben festhalten wollten, zur Auswanderung in protestantische Reichsgebiete. Das geschah nach geltendem Reichsrecht. Gustav Adolf hingegen ließ die Katholiken einfach hinrichten.

Die Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) mit dem Anspruch ein „Qualitätsmedium“ zu sein, berichten dazu in ihrer heutigen Ausgabe das Lügenmärchen: „Unter Ferdinand II. mussten 100.000 Oberösterreicher wegen ihres Glaubens ihre Heimat verlassen“. Man traut den eigenen Augen nicht. In Wirklichkeit sind gerade einmal 250 solcher Fälle bekannt. Das entspricht exakt 0,25 Prozent (!), der von der OÖN behaupteten Zahl. Der Redakteur war offenbar so erpicht, den Lutheranern nach dem Mund zu reden und den Katholiken jede Schandtat zuzutrauen, daß er nicht einmal über die gigantisch aufgeblasene Zahl ins Stolpern kam. Das nennt sich, übrigens, Vorurteile haben. 100.000, das nur nebenbei gesagt, wären mehr als ein Viertel der gesamten damaligen Bevölkerung gewesen. Eine solche Operation wäre allein schon aus praktischen Gründen undurchführbar gewesen.

Erst vor kurzem veranstaltete diese Tageszeitung eine Diskussionsrunde zum Thema Fake News, um empört mit dem Finger auf andere zu zeigen, anstatt sich selbst an der Nase zu nehmen. Die Botschaft zum „gemeinsamen“ Kirchentag (Ex-Gustav-Adolf-Fest), zum Luther-Jahr und zum Reformationsgedenken ist jedenfalls eindeutig: Die Bösen sind immer die Katholiken.

Zum Luther-Jahr ein „starkes, gemeinsames Zeichen“ setzen

Zum Luther-Jahr wollte man (im Klartext Dompfarrer Maximilian Strasser und der lutherische Superintendent Gerold Lehner) ein „starkes, gemeinsames Zeichen“ setzen, weshalb Protestanten und Katholiken in Oberösterreich gemeinsam feiern sollten. Nur was sollte man gemeinsam feiern? Haben die Protestanten gestern gemeinsam mit den Katholiken Fronleichnam gefeiert? Nein. Die Katholiken haben vielmehr mit den Protestanten deren Kirchentag gefeiert – und, um genau zu sein, die Kirchenspaltung durch Martin Luther vor 500 Jahren.

Die Protestanten haben in Linz ihre Martin-Luther-Kirche mit einem großen, schönen Platz davor. Nein, nicht dort wurde der Kirchentag gefeiert, sondern auf dem Domplatz vor der katholischen Kathedrale. Lag in dem Ortswechsel ein Sinn oder verbirgt sich dahinter eine Form von Hinterlist? Ein Versuch, zusammenzuzwingen, was so nicht zusammengehört?

Die Katholiken feierten im Dom mit Bischof Manfred Scheuer Fronleichnam, die Lutheraner draußen einen Festgottesdienst zum Kirchentag. Die beiden Ereignisse stehen auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Ein Kirchentag ist ein weltliches Ereignis. Aber bezüglich Liturgie ist das Gespräch mit Protestanten ohnehin schwierig.

„Ich kann nicht anders – sonst Platze ich“

Der Kirchentag stand unter dem Motto „Ich kann nicht anders – sonst platze ich“. Wie immer das Motto auch gemeint sein mochte, jedenfalls wurde dazu ein Bild von Luftballons gezeigt, die an diesem Tag noch ihre Bedeutung haben sollten.

Auf der Internetseite des Kirchentages liest man:

„Der Festgottesdienst am Domplatz ist ein Höhepunkt des Oberösterreichischen Kirchentages. Er mündet in eine ökumenische Begegnung mit katholischen Christinnen und Christen, um gemeinsam ein Zeichen für gelebte Ökumene zu setzen.“
Außer diesem kryptischen Hinweis findet sich aber nichts. Die „Details“ dieser Begegnung wurden also im „ökumenischen Hinterzimmer“ vereinbart. Man ahnt warum. Im Dompfarrbrief kündigte Dompfarrer Strasser an:

„Das Fronleichnamsfest wird heuer eine etwas andere Gestalt haben. Die Evangelische Kirche A.B. von Oberösterreich wird ihren Gottesdienst zum Reformationsgedenken im Rahmen ihres Kirchentages auf dem Domplatz feiern Der Abschluss ihres Gottesdienstes und unserer Fronleichnamsprozession wird eine gemeinsame Feier sein.“
Keine Präzisierung. Kein Wort, daß die Lutheraner ihren Gottesdienst nur deshalb am Domplatz feiern können, weil Bischof und Dompfarrer das erlauben. Zwei Veranstaltungen am selben Ort sind behördlich nicht denkbar. Im Nachhinein heißt es auf der Internetseite der Diözese Linz ganz unverblümt, daß der Kirchentag und das Luther-Gedenken

„auf Einladung der katholischen Kirche auf dem Linzer Domplatz stattfand.“
Wes Geistes Kind hier weht, verdeutlicht der Dompfarrer mit dem nächsten Satz:

„Ich weiß, dass das noch nicht die von vielen gewünschte und ersehnte Gemeinschaft im Herrenmahl ist, halte es aber für einen wichtigen Schritt auf dieses Ziel hin.“
Kein Wort der Erklärung, warum diese „ersehnte Gemeinschaft im Herrenmahl“ ein Hirngespinst ist, solange die Lutheraner den Großteil der Sakramente ablehnen, darunter vor allem das Weihesakrament. Luther hat Dompfarrer Strasser wahrscheinlich ohnehin nie gelesen. Er läßt jede kritische Distanz gegenüber dem Protestantismus vermissen.

Lutherischer Gottesdienstort 4. Station der Fronleichnamsprozession

Bischof Scheuer zog, wie es der Dompfarrer angekündigt hatte, am Ende der Heiligen Messe mit der Fronleichnamsprozession auf den Domplatz zu den Lutheranern. Der Kirchentag bildetet die 4. Station der Prozession. Kein Knie beugte sich, keine Ehrerbietung wurde dem Herrn zuteil. Einige lutherische Pastoren drehten dem Allerheiligsten den Rücken zu. Sicher völlig unbeabsichtigt. Sie haben es einfach nicht mitbekommen, was sich hinter ihrem Rücken abspielte. Zahlreiche Teilnehmer des lutherischen Festgottesdienstes standen immerhin auf. Ob das Stehen der Ankunft des Bischofs oder dem Herrn galt, läßt sich nicht sagen.

Die Internetseite der Diözese Linz begeistert sich jedenfalls:

„Zwei traditionelle Feste, die in eine gemeinsame ökumenische Begegnung mündeten: Etwa 1.300 evangelische und katholische ChristInnen kamen am 15. Juni 2017 auf dem Linzer Domplatz zusammen, um einen starken ökumenischen Akzent zu setzen.“
Der schwarze Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und der rote Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) waren anwesend. Dem Ereignis wurde somit höchste protokollarische Bedeutung beigemessen.


Segen (rechts das Allerheiligste)

Nun stellt sich die Frage, welchen Sinn diese Vermengung haben soll, wenn der Bischof das Allerheiligste unter die Lutheraner trägt, die nicht an die Realpräsenz Jesu Christ glauben, jedenfalls nicht mehr in dem Moment. Hat der Bischof zu ihnen über die Realpräsenz des Herrn gesprochen? Nein, hat er nicht. Bischof Scheuer und Superintendent Gerold Lehner überreichten einander stattdessen Bibelübersetzungen. Aha.

Schließlich wurden 500 Luftballons mit Segenswünschen verteilt. Luftballons scheinen neuerdings in kirchlichen Kreisen besonders beliebt zu sein. Vielleicht, weil sie so trefflich eine gewisse Infantilisierung zum Ausdruck bringen?

Am Ende stand die Monstranz mit dem Allerheiligsten Altarsakrament auf der Bühne, aber nicht im Zentrum. Im Mittelpunkt standen Bischof Scheuer und Superintendent Lehner. An der Außenseite Lehners stand ein Katholik hielt die Heilige Schrift hoch, an der Außenseite Scheuers hielt ein Priester die Monstranz mit dem Herrn. Inszenierung mit neuer Symbolik: Die Einrahmung des lutherischen Intendenten?

Scheuer und Lehner spendeten den Anwesenden den Segen. Nein, Bischof Scheuer gab keinen eucharistischen Segen. Hätte man das den Lutheranern nicht zumuten können? Kann man jemandem überhaupt etwas zumuten, was er nicht versteht und anerkennt? Wozu dann aber überhaupt dieser „ökumenische Akt“?

Ökumene verdrängt Tradition

Dann zogen alle die wollten vom Domplatz weiter bis zum Landhaus. Warum ist man eigentlich nicht auf dem Domplatz geblieben? Oder auf den Lutherplatz gezogen? Auf der Promenade waren Biertische aufgestellt und eine Bühne aufgerichtet worden. Es wurde gegrillt, gegessen und getrunken. Soweit so gut. Allerdings auf Kosten unbeteiligter Dritter.

Fronleichnamsprozessionen gibt es in Linz nur wenige. Fester Bestandteil ist die Fronleichnamsprozession im überlieferten Ritus. Auch in diesem Jahr waren alle Vorbereitungen getroffen worden. Gestern mußte sie kurzfristig abgesagt werden,. Die Landesverwaltung hatte die dafür nötigen Altäre nicht geliefert. Einfach so? Dort wo ein Altar für ein Evangelium stehen hätte sollen, standen Grillgeräte für den Kirchentag. Die Botschaft: Der Kirchentag verdrängte die Fronleichnamsprozession. Das ist der Preis. der für das gestrige Ökumenespektakel zu bezahlen war. Ein Preis, der von Unbeteiligten verlangt wurde. Mit etwas gutem Willen hätte die Prozession trotz ausladender Raumbesetzung durch den Kirchentag stattfinden können. Dieser gute Wille fehlte aber. Ohne Altäre war es nicht möglich. Die Einen feierten, die Anderen wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.




Luftballone
Wer ist dafür verantwortlich? Am Ende, wie so oft, niemand. „Man habe gedacht“, hieß es von Seiten der Landesverwaltung, es finde ohnehin der Kirchentag auf demselben Gelände statt. Und überhaupt habe es Probleme in einem Magazin gegeben, wo die Altäre untergebracht sind.

Hat die Landesregierung gemeint, die Prozession im überlieferten Ritus brauche es nicht, wo doch Lutheraner und Katholiken gemeinsam feiern? Signalisierte die Diözese dergleichen der Landesregierung? Oder hat die Fronleichnamsprozession im überlieferten Ritus einfach das ökumenische Bild gestört? Schließlich müsse man ja Trennendes überwinden und das Gemeinsame betonen. Das Trennende hat übrigens Luther in den Raum gestellt, und das Gemeinsame bedarf eine soliden Grundlage in der Wahrheit.

Staunen läßt der Bericht auf der Internetseite der Diözese Linz, der unkritisch die protestantische Darstellung übernimmt und allen Ernstes den Domplatz zum Negativort, zum „Ort der Trennung“ erklärt. Auch hier gilt: lutherisch ist gut, katholisch ist schlecht. „Gut“ werde der Domplatz erst durch die Ökumene.

Der Gesamteindruck des Linzer Fronleichnamsfestes 2017 ist bitter: Ökumene überlagert Fronleichnam und frißt Fronleichnamsprozession.

Tatsache ist, wenn das nun auch niemand gewollt haben will, daß der lutherische Kirchentag, pikanterweise zum Reformationsgedenken, der von Bischof von Dompfarrer fleißig mitgefeiert wurde, erfolgreich die Fronleichnamsprozession der Tradition verdrängte. Keine schöne Geste, schon gar nicht im Geist der vielgerühmten Ökumene.

Und überhaupt: Welche Botschaft in der Wahrheit wollte die Mixtur, die Bischof Scheuer mit dem lutherischen Superintendenten am Domplatz inszenierte, eigentlich aussenden?

Zum verschwommenen bis bedenklichen Ereignis von gestern paßt, daß am Tag danach, der Linzer Dom gesperrt wurde und die umstrittenen Umbauarbeiten des Altarraumes beginnen. Ein weiteres Projekt des Dompfarrers – auf dem Weg in eine „andere“ Kirche?
http://www.katholisches.info/2017/06/son...ieferten-ritus/
Text: Martha Burger/Giuseppe Nardi
Bild: Diözese Linz/OÖN (Screenshots)



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