Schrecklicher Unfall auf der A9„Blieben alle in Autos sitzen“: Als niemand sich rührt, eilen Vater und Tochter zur Hilfe
FOCUS-Online-Redakteur Stefan Schoder Montag, 03.07.2017, 18:44 Schon von Weitem sah Jörg-Steffen Höger die Rauchsäule über der Autobahn. Kurz davor war ein Reisebus bei Münchberg in einen Lkw gekracht und stand gleich danach in Flammen. Höger, ein Feuerwehrmann, reagierte sofort.
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Er rief bei der Leitstelle an und meldete den Unfall. Auch gab er den Einsatzkräften gleich einen wichtigen Hinweis: Der Unfall hatte sich in der Nähe einer Behelfsauffahrt zur Autobahn ereignet. Dadurch konnten die Einsatzkräfte sehr viel leichter zur Unfallstelle anrücken.
Der Feuerwehrmann wollte aber mehr tun als nur einen Anruf absetzen, erzählt er FOCUS Online. Über die Rettungsgasse fuhr er nach vorne. Am Seitenstreifen saßen 30 verstörte, zum Teil schwer verletzte Menschen. Sie hatten sich noch aus dem Bus retten können. 18 blieben in den Flammen zurück und kamen um.
Vater ist Feuerwehrmann, Tochter Sanitäterin
Höger sprang aus dem Wagen, seine Tochter Annika folgte ihm. Bei sich hatten sie die Sanitätertaschen, die für den Ernstfall im Auto bereitgelegen hatten. Besonderes Glück für die Unfallopfer: Högers Tochter Annika ist ausgebildete Sanitäterin, er selbst auch im Rettungsdienst ausgebildet. Die beiden organisierten sich sofort: Die 17-Jährige kümmerte sich um die Leichtverletzten, ihr Vater um die schweren Fälle. Sechs bis acht von ihnen hatten Brandverletzungen erlitten. Die Polizei kam nahezu gleichzeitig mit dem Vater-Tochter-Gespann an, gemeinsam machte man sich an die Erstversorgung der Unfallopfer. Andere Autofahrer seien nicht ausgestiegen, berichtet Höger gegenüber FOCUS Online.
Ersthelfer ärgert sich über die anderen Fahrer
„Es blieben alle in ihren Autos sitzen“, ärgert er sich. „Dabei hätten sie alle helfen können.“ Jeder von ihnen habe mit Sicherheit einen Erste-Hilfe-Kasten im Wagen gehabt, sagt er. „Bei den vielen Menschen unter Schock hätten schon auch gute Worte viel geholfen.“
Wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei einer Pressekonferenz am Unfallort berichtete, waren zehn Minuten nach dem ersten Alarm die ersten Rettungskräfte zur Stelle. Allerdings beklagte der CSU-Politiker ein „völlig unverantwortliches und beschämendes Verhalten“ mancher Autofahrer.
Weil sie die Rettungsgasse nicht breit genug gebildet hätten, hätten vor allem die großen Einsatzfahrzeuge wertvolle Zeit verloren. Auf der Gegenfahrbahn hätten zudem einige Gaffer beinahe weitere Unfälle verursacht. Herrmann betonte dennoch: „Es ist so schnell wie irgend möglich Hilfe geleistet worden.“ Etwa 100 Polizisten und mehr als 150 Rettungskräfte waren im Einsatz. mit Material von dpa
Video: Luftaufnahmen zeigen ganzes Ausmaß des Unfalls auf der A9
http://www.focus.de/panorama/welt/schrec...id_7312348.html http://www.focus.de/thema/polizei/
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