Eskalation mit Ansage: Politik blieb stur – Polizisten und Anwohner müssen es ausbaden
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G20 in Hamburg Eskalation mit Ansage: Politik blieb stur – Polizisten und Anwohner müssen es ausbaden
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G20-Proteste eskalieren FOCUS-Online-Redakteurin Linda Hinz (Hamburg)
Samstag, 08.07.2017, 12:28
Es war eine Eskalation mit Ansage: Nach der zweiten Gewaltnacht in Hamburg gibt es mehr als 200 verletzte Polizisten und die Anwohner blicken fassungslos auf die Spur der Zerstörung in ihren Straßen. Sie müssen ausbaden, dass verantwortungslose Chaoten den Gipfelprotest für ihre Zwecke instrumentalisieren – und die Politik zu stur war, um das kommen zu sehen.
Die aktuellen Entwicklungen zum G20-Ticker im Live-Ticker von FOCUS Online Die Blanz der zweiten Krawallnacht von Hamburg
Ab einem gewissen Punkt am Freitagabend beginnt sich der Gesichtsausdruck der Polizisten zu verändern. Schon den ganzen Tag waren sie angespannt nach den Ausschreitungen der vorangegangenen Nacht und angesichts der Herausforderung, die G20-Vertreter sicher durch eine Stadt zu lotsen, in der Zehntausende gegen sie protestieren.
Stundenlang standen sie in ihren schweren Monturen in der Hitze, rannten los, wenn wieder eine Sitzblockade aufgelöst werden musste, ließen Beleidigungen an sich abprallen. Doch stets schienen genug von ihnen zur Stelle zu sein, wenn eine Situation zu kippen drohte. Mehr als 200 verletzte Polizisten
Am Freitagabend im Schanzenviertel jedoch sind sie plötzlich nicht mehr genug. An zu vielen Stellen errichten Chaoten Straßenblockaden und zünden sie an, feuern Böller ab, werfen Steine. Wer versucht, sich seinen Weg durch das Viertel zu bahnen, wird an jeder zweiten Kreuzung durch ein Feuer gestoppt, um das sich eine Menschenmenge versammelt hat. Von Kreuzung zu Kreuzung wird es ungemütlicher, dicker Rauch hängt über den Straßen. Die Randalierer werfen Scheiben von Geschäften ein, sie plündern und zerstören. Die Polizei wartet lange, bis sie schließlich massiv einschreitet: Mit Maschinengewehren im Anschlag rücken Spezialkräfte vor, holen Randalierer von den Gerüsten, schieben mit gepanzerten Fahrzeugen die Barrikaden weg. Als die Lage schließlich unter Kontrolle ist, ist die Zahl der verletzten Beamten auf mehr als 200 gestiegen.
Anwohner helfen beim Aufräumen
Am Morgen danach schauen Anwohner und Ladenbesitzer fassungslos auf die Zerstörung. Ganze Straßen sind verwüstet. Viele Hamburger sind gekommen, um die Betroffenen zu unterstützen. Sie schieben Trümmer weg, kehren Scherben beiseite.
Im Video: "Das ist meine Stadt - irgendwann ist Schluss": Hamburger schickt Warnung an Chaoten "
FOCUS Online/NonstopNews"Das ist meine Stadt - irgendwann ist Schluss": Hamburger schickt Warnung an Chaoten Olaf Scholz hatte die Sicherheit garantiert
Sie sind, neben den Polizisten, die zweite Gruppe von Leidtragenden nach den Krawallen: Die friedlichen Hamburger. Viele von ihnen wollten den Gipfel nicht in ihrer Stadt, doch die Politik blieb stur. „Seien sie unbesorgt: Wir können die Sicherheit garantieren“, hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zuvor gesagt. Die Stadt sei gut genug vorbereitet, um Gewalttaten zu unterbinden.
Sie war es nicht. Und so kam für die Hamburger, deren Alltag seit Tagen und Wochen durch die Vorbereitungen und Sicherheitsvorkehrungen beeinträchtigt wird, nun zu all den Einschränkungen und Umwegen auf ihrem Arbeitsweg auch noch die Gewalt hinzu. Sie wurden Zeuge einer Eskalation mit Ansage auf ihren Straßen.
Starke linksautonome Szene
Dabei ist es alles andere als ein Geheimnis, dass die Hansestadt über eine besonders starke linksautonome Szene versorgt. Seit der Wende besetzt sie die Rote Flora im Schanzenviertel, am 1. Mai kommt es Jahr für Jahr zu Krawallen. Trotzdem beharrte die Politik darauf, den Gipfel hier abzuhalten. Scholz führte es sogar als Argument an, dass man Erfahrung mit Protesten habe. Der Bürgermeister wollte Hamburg der ganzen Welt als weltoffene Metropole präsentieren. Er sprach von „einer großen Sache für unsere Stadt“.
Nun gehen die Bilder seiner Stadt tatsächlich um die Welt – doch es geht dabei nicht um die Beschlüsse der G20. Die Fotos zeigen Hamburg nicht als weltoffene Metropole, die es durchaus ist, sondern sie halten den Moment des Kontrollverlusts fest.
Und so stellt sich am Samstagvormittag in Hamburg nach der zweiten Gewaltnacht vor allem eine Frage: Musste das wirklich sein? Sie geht nicht nur an die unverantwortlichen Chaoten, die mit ihrer Zerstörungswut nicht etwa die ihnen so verhassten Mächtigen, sondern unbeteiligte Hamburger trafen und gefährdeten. Sie geht aber auch an die Politiker, die die Eskalation mit Ansage in Kauf nahmen.
Im Video: Die Schanze brennt! Aufnahmen zeigen Anarchie, Gewalt und Plündereien in Hamburg
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