Was wirklich hinter einer Freimaurer-Chiffre steckte
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+ Geheimnis in Sherlock-Holmes-Manier gelöst Was wirklich hinter einer Freimaurer-Chiffre steckte
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Viele Kapitel in André Langies Buch „Cryptographie“ erinnern an ein Sherlock-Holmes-Abenteuer FOCUS-Online-Experte Klaus Schmeh (Kryptologe) Mittwoch, 02.04.2014,
Der Schweizer André Langie war ein hervorragender Codeknacker. In einem seiner Fälle bekam er es mit einer Geheimbotschaft zu tun, die große Ähnlichkeit mit der Freimaurer-Chiffre zeigte - was sich wirklich hinter dem Geheimcode verbarg, war eine Überraschung.
In seinem Buch „Cryptographie“ berichtet der Schweizer Kryptologe André Langie (*1871, Todesjahr unbekannt) von zahlreichen verschlüsselten Texten, die er im Laufe seiner Karriere dechiffriert hat. Viele Kapitel erinnern an ein Sherlock-Holmes-Abenteuer: Langie wird mit einem Fall (sprich einem verschlüsselten Text) konfrontiert, den er zu lösen versucht. Am Ende hat er stets Erfolg. „Cryptographie“ ist 1918 auf Französisch und 1922 in englischer Übersetzung erschienen.
Das Freimaurer-Kryptogramm
Einer der Fälle, die Langie in seinem Buch beschreibt, beginnt mit dem Besuch eines Kunden. Über diesen erfahren wir nicht viel, doch es muss sich um einen wohlhabenden Mann gehandelt haben, denn er hatte genug Geld, um einen Codeknacker zu engagieren. Der Grund für den Besuch: Der Kunde machte sich Sorgen um seinen Sohn. Dieser war Student und wirkte in letzter Zeit reichlich verschlossen. In den Lehrbüchern seines Sohnes hatte der Mann mehrere Zettel mit handschriftlich verfassten verschlüsselte Botschaften gefunden. Führte sein Sohn etwa etwas Illegales im Schilde?
Langie machte sich an die Arbeit. Das Kryptogramm hatte Ähnlichkeit mit der Freimaurer-Chiffre (auch als Pigpen-Chiffre bekannt). Dieses Verfahren wurde jedoch schon damals längst nicht mehr nur von den Freimaurern eingesetzt. Das Erscheinungsbild ließ Langie darauf hoffen, dass es sich um eine einfache Buchstabenersetzungsgeheimschrift handelte.
Welche Sprache würde passen?
Langie zählte zunächst die Buchstaben. Das an Position sieben erstmals auftauchende Zeichen kam am häufigsten vor. Da er und sein Kunde in der französischen Schweiz lebten, vermutete er, dass die Nachricht auf Französisch verfasst war. Der häufigste Buchstabe im Französischen ist das E – aber diese Hypothese führte nicht weiter.
Langie fiel auf, dass ein Wort im Kryptogramm mit einem doppelten Buchstaben anfing. So etwas kommt im Französischen normalerweise nicht vor. Deutsch wäre nun eine Möglichkeit gewesen, allerdings gibt es auch hier nur sehr wenige Wörter (z. B. Aal, Aas, Aachen, Aalen), die passen. Diese fangen alle mit A an, was wiederum keinen Sinn ergab. Langie probierte auch Russisch ohne Erfolg. Die Lösung kam Langie Spanisch vor
Ein heißer Kandidat war nun Spanisch. Im Spanischen gibt es zwar nur zwei Doppelbuchstaben (RR und LL), aber das LL kann durchaus am Wortanfang stehen. Da auch im Spanischen das E der häufigste Buchstabe ist, konnte Langie nun probieren, ob L und E wie im Spanischen zu erwarten verwendet wurden. Es passte. Nun konnte Langie auch das S identifizieren, da das mit Abstand häufigste Buchstabenpaar im Spanischen ES ist. Der Rest war nur noch eine Fleißarbeit. So ergab sich folgender Klartext:
AMOR NO ES MAS QUE PORFIA NO SON PIEDRAS LAS MUJERES LLEVA TU ESTE PAPEL
Es handelte sich um ein spanisches Liebesgedicht. Vermutlich hatte der Sohn von Langies Klienten dieses von einer Verehrerin erhalten. Langie konnte den Vater nun beruhigen. Sein Sohn war nicht in zweifelhafte Aktivitäten verstrickt, sondern einfach nur verliebt. Tatsächlich war der Vater erleichtert. Er verabschiedete sich von Langie mit den Worten: „Vergessen Sie nicht, mir die Rechnung zu schicken.“ Über den Experten
Klaus Schmeh zählt zu den weltweit führenden Experten für historische Verschlüsselungstechnik. Er betreibt den Blog „Klausis Krypto Kolumne“ und ist ein gefragter Redner. Sein neues Buch "Codeknacker gegen Codemacher" (3. Ausgabe) ist soeben erschienen. Für FOCUS Online schreibt er über sein Lieblingsthema. http://www.focus.de/wissen/experten/schm...id_3554923.html
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