Da wir hier nicht bei einer Predigt der Piusbruderschaft sind, werden wir nicht jeden Beitrag mit der Feststellung anfangen, dass „wir in der Zeit einer großen Kirchenkrise leben“
da dies ein Blinder mit Krückstock sieht und diese Ausdrucksweise absolut untertrieben ist. Wir leben in einer Zeit der absoluten, gründlichen und eigentlich abgrundtiefen Verweltlichung des Klerus und der Gläubigen, was leider auch die Traditionalisten betrifft. Der Schreiber dieser Zeilen kommt nicht umhin festzustellen, dass auch unter den traditionellen Geistlichen die Priesterweihe als eine Art „Lizenz zum Wichtig-Sein“ gesehen wird, als eine Fahrkarte zum Himmel, der sich nichts entgegenstellen wird. Die Bemühung um Selbstheiligung ist kaum vorhanden, besonders um die tiefer gehende Selbstheiligung. Jeder, der Sport getrieben hat, weiß was für ein Muskelkater erfolgt, wenn man wirklich die tieferliegenden Muskeln bemüht hat und nicht diejenigen Partien, die ohnehin täglich oder oft zum Einsatz kommen. Etwas Gründliches kostet immer, gründliche Heiligkeit auch.
Man kann sich vielleicht die Frage stellen, wie man so vermessen sein kann andere zu beurteilen und zwar „nur dem Anschein nach“. Hierzu lässt sich sagen, dass es keinen Anschein gibt. Lesen Sie sich dazu Über die Stufen der Demut und des Stolzes von hl. Bernhard von Clairvaux durch, wo der Heilige und Kirchenlehrer aufgrund der Körpersprache und des Tonfalls Rückschlüsse über die geistige Verfassung der Mönche zieht. [1] Denn alles ist eine Aussage: Aussehen Körperfülle Körpersprache Stimme Tonfall Art des Redens Inhalt der Rede Benehmen
Wenn auf allen Ebenen und Stufen Weltlichkeit herrscht, dann gibt es keine Geistlichkeit, die „im Innern verborgen ist“. Wenn Sie fett und schwabbelig sind, dann sind Sie untrainiert und haben keine versteckten Muskelpakete, die andere nicht sehen können, siehe „Des Kaisers neue Kleider“. So einfach ist das. Es ist wirklich wie im Sport, weil es kaum Menschen gibt, die trainieren – sprich: geistliches Leben führen – so finden Sie keinen Trainer, der Sie anleitet.
Daher seien wir Gott dankbar, dass es wenigstens in der Vergangenheit solche Männer gab, zu denen auch Kardinal Bona, ein Zisterzensier, gehörte. Als der Schreiber dieser Zeilen zum ersten Mal das Buch von Kardinal Bona über die Unterscheidung der Geister las, war er dermaßen begeistert, dass er sich fragte, wie man überhaupt zu einer so großen Heiligkeit kommen kann, um diese Dinge sehen und beschreiben zu können. Dadurch, dass man ständig an Gott denkt. In einem seiner kleineren Werke in den Opuscula Ascetica Selecta verfasste der Kardinal Aspirationes et Preces Ejaculatoriae, also Seufzer und Stoßgebete, welche man zu verschiedenen Tageszeiten und bei verschiedenen Tätigkeiten aufsagen kann, um sich auf diese Art und Weise zu entweltlichen, seinen Geist zu Gott zu heben und sich auf diese Art und Weise zu heiligen.
Kardinal Bona hat 46 solcher Stoßgebete geschrieben, welche solche Tätigkeiten wie beim Waschen der Hände, beim Anblick von etwas Schönem, beim Hören eines Uhrschlags etc. umfassen. Wir können also fast jede unserer Tätigkeiten, so banal Sie auch sind, mit Gott verbinden, indem wir diese Gebete auswendig lernen und auf Lateinisch natürlich aufsagen. Nein, liebe Leserinnen und Leser, ein halbes Ave Maria täglich reicht nicht aus und für den Fall, dass Sie viel beten sollten, so gibt es auch Momente, wo Sie es nicht tun und der Feind sich einschleichen, sie versuchen und verwirren kann, sodass sie diese grenzenlose Selbstgefälligkeit und Selbstüberschätzung unserer Geistlichen von sich geben, weil Sie mit sich selbst so sehr zufrieden sind.
Der Schreiber dieser Zeilen hat schon drei Stoßgebete von Kardinal Bona auswendig gelernt und wendet sie mehrmals am Tage an. Das gute an diesen Gebeten ist dieses, dass sie recht tiefgründig formuliert worden sind, sodass man beim Aufsagen gleich in den Zustand der Betrachtung/Meditation belangen kann. Wenigstens wirkt es beim Schreiber dieses Beitrags. Bitte lernen Sie den lateinischen Text. Er ist viel wirksamer, da Sie sich viel stärker konzentrieren müssen, um es richtig aufzusagen und gleichzeitig darüber denken, was Sie sagen.
Er ist auch gut rhythmisch geschrieben und so konstruiert, dass viele Begriffe mit denselben Buchstaben anfangen, damit man sich das Gebet leichter merken kann. Am Anfang empfiehlt es sich solch einen Text sich irgendwo auf einem Zettel zu schreiben oder gar auf die Handfläche, wie damals in der Schule, mehrmals am Tag darauf hinzuschauen, es laut aufzusagen, bis man es kann. Ja, liebe Leserinnen und Leser, bei anderen Aufgaben in unserem Leben, insbesondere dort, wo eine finanzielle Vergütung verheißen ist, sind wir nicht so träge, da können wir und geben uns Mühe, wenn es aber um lateinische Gebete geht, dann hört der Spaß auf. Es sollte aber anders sein, denn wenn Sie es ins Fegefeuer geschafft haben sollten, dann werden Sie dort sitzen und bereuen, dass Sie so wenig für Ihre Seligkeit getan haben und ihr Leben mit irgendwelchem Unsinn vertan haben. Wir wollen also an dieser Stelle Diarium aspirationum pro omni actione diei et pro qualibet occasione – Das Tagebuch der [geistlichen] Seufzer für jede Tätigkeit und für gleich welche Gelegenheit von Kardinal Bona vorstellen.[2] Das Wort Diarium bedeutet ursprünglich „Tageskost, Tagesration,
Tagesverpflegung“, das also, was man täglich zu sich nimmt. Man kann diese Stoßgebete aber auch mit Steinen vergleichen, an denen man sich festhalten kann, wenn man vom Strom eines Baches fortgezogen wird oder mit Bäumen, an die man sich festklammern kann, wenn man von der Lawine fortgerissen wird. Von nichts kommt nichts und von mehr kommt mehr. Das Diarium aspirationum ist chronologisch ausgelegt und dem Tagesablauf untergeordnet, deswegen werden wir es in dieser Ordnung vorstellen. Jedem Tagespunkt sind aber bis zu 10 Stoßgebete zugeordnet, wir wollen aber nur jeweils eins pro Tagespunkt vorstellen, damit wir diese 46 Punkte auswendig lernen bevor wir ein weiteres Stoßgebet vorstellen. https://traditionundglauben.wordpress.co...n-in-der-nacht/
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