Der Papstmacher – Wie Kardinal Murphy-O‘Conner (und das Foreign Office) das Konklave 2013 beeinflußten 7. September 2017
Wie Kardinal Murphy-O'Connor seinen Freund Bergoglio wählen ließ oder: Welche Rolle spielte das britische Außenministerium bei der Wahl von Papst Franziskus?
(London/Rom) Cormac Kardinal Murphy-O’Connor ist am 1. September verstorben. Nur wenige Tage nach seinem Tod wurde das Erscheinen eines Buches angekündigt, das Details enthält, wie der ehemalige Erzbischof von Westminister und Primas von England und Wales, zusammen mit anderen Kardinälen, im Konklave 2013 die Wahl von Jorge Mario Kardinal Bergoglio zum Papst organisiert haben soll – und dabei auf die Unterstützung des britischen Außenministeriums zählen konnte.
„Die Schlüssel und das Königtum“ – Murphy-O’Connor im Team Bergoglio
The Keys and the Kingdom
Das Buch „The Keys and the Kingdom.The British and the Papacy from John Paul II to Francis” (Die Schlüssel und das Königtum. Die Briten und das Papsttum von Johannes Paul II. bis Franziskus) stammt von Catherine Pepinster und wird voraussichtlich im Oktober in den Buchhandel kommen. Pepinster, überzeugte Bergoglianerin, ist die ehemalige Herausgeberin der progressiven, britischen Kirchenzeitung The Tablet.
Bereits im Herbst 2014 hatte ein anderer Bergoglianer, Austen Ivereigh, der ehemalige Pressesprecher von Kardinal Murphy-O’Connor, in seinem Buch „Der große Reformer“ über Papst Franziskus, von einer organisierten Einflußnahme zugunsten der Wahl von Bergoglio zum Papst berichtet. Er nannte eine Gruppe aus vier Kardinälen das Team Bergoglio, zu dem neben Murphy-O’Connor noch Walter Kasper, Karl Lehmann und Godfried Danneels gehörten.
Ein Jahr später enthüllten die beiden Biographen von Kardinal Danneels und dieser selbst, daß dieses Team Bergoglio Teil eines größeren, geheimen Netzwerkes in der katholischen Kirche war, dem höchste Kirchenvertreter angehörten. Dieses Netzwerk wird seither nach ihrem Schweizer Versammlungsort Gruppe von Sankt Gallen genannt. Gegründet von Kardinal Carlo Maria Martini, einem Jesuiten wie Bergoglio, setzte sich der Geheimzirkel das Ziel, einen progressiven Papst zu installieren und bis dahin das Wirken des Papstes, zunächst von Johannes Paul II., dann von Benedikt XVI., zu boykottieren. Kardinal Danneels enthüllte zudem, daß sich die Mitglieder des Geheimzirkels selbst als „Mafia“ bezeichneten.
Scheitern im ersten Anlauf
Beim Konklave 2005 war nach dem Tod von Johannes Paul II. einer erster Versuch unternommen worden, der jedoch an der dominanten Gestalt von Joseph Kardinal Ratzinger scheiterte, der zum Papst Benedikt XVI. gewählt wurde. Damals traten mit Kardinal Martini und Kardinal Bergoglio zwei Jesuiten, beide progressiv, in den Ring um die Papstwürde. Kardinal Martini, der sich jahrzehntelang als Papst in spe sah, erhielt nur wenige Stimmen. Daher konzentrierten sich die progressiven Kräfte auf Kardinal Bergoglio. Wenn er schon nicht zum Papst gewählt werden könnte, so das Ziel, sollte er durch die Sperrklausel zumindest die Wahl von Kardinal Ratzinger verhindern. Bergoglio gab jedoch vorzeitig auf.
2013 sollte sich ein solcher Fehler nicht wiederholen. Dafür wurde, laut Ivereigh, das Team Bergoglio aktiviert: beim zweiten Anlauf erfolgreich.
Der Vatikan reagierte am 1. Dezember 2014 auf die Ivereigh-Enthüllung mit einem vehementen Dementi. Der damalige Vatikansprecher, Pater Federico Lombardi SJ, erklärte, daß alle vier von Ivereigh genannten Mitglieder des Teams Bergoglio „ausdrücklich“ die von ihm getätigten Behauptungen „bestreiten“, es habe bereits vor dem Konklave eine Übereinkunft mit Kardinal Bergoglio gegeben und es habe eine Kampagne für seine Wahl gegeben.
Daily Telegraph: „The Popemaker“
Am 4. September veröffentlichte nun der Daily Telegraph den Artikel:
„The Popemaker: how Cardinal Cormac got his friend elected.”
“Die Papstmacher: Wie Kardinal Cormac seinen Freund wählen ließ.“
"Der Papstmacher", Kardinal Murphy-O'Connor
Entschlossen, „einen weiteren konservativen Papst zu verhindern“
Darin schreibt der Reporter Robert Mendick, daß das Konklave von 2013 nicht weniger „intrigant“ verlaufen sei, „als der meistverkaufte Thriller von Robert Harris über eine fiktive Papst-Wahl“.
Es sei bekanntgeworden, daß Kardinal Cormac Murphy-O’Connor im jüngsten Konklave „intervenierte, um sicherzustellen, daß sein Freund zum Papst Franziskus gewählt wurde“.
Die beiden Männer, der ehemalige Erzbischof von Westminster und der amtierende Papst, seien sich das erste Mal am Tag ihrer Kardinalserhebung durch Johannes Paul II. im Jahr 2001 begegnet. Daraus sei eine solide Freundschaft geworden.
Empfang in der britischen Botschaft (mit Wahlwerbung)
In den Tagen vor dem Konklave von 2013 habe Murphy-O’Connor, zusammen mit dem britischen Außenministerium, in der britischen Botschaft in Rom einen Empfang gegeben, um Stimmen für die Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio, „den progressiven Erzbischof von Buenos Aires“, zu sammeln.
Laut dem vor der Veröffentlichung stehenden Buch von Catherine Pepinster habe Murphy-O’Connor die Kardinäle des Commonwealth eingeladen, allerdings unter Ausschluß von zwei namhaften, aber „konservativen“ Kardinälen: Kardinal Marc Ouellet aus Kanada und Kardinal George Pell aus Australien.
„Der Plan, der erfolgreich war, bestand darin, die Kardinäle von der Notwendigkeit eines liberalen Papstes zu überzeugen.“ Murphy-O’Connor „war entschlossen, einen weiteren konservativen Papst zu verhindern“
Murphy-O’Connor sei „konsterniert“ gewesen, als 2005 Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt wurde.
„Er war entschlossen, einen weiteren konservativen Papst zu verhindern.“ Pepinster schreibt, laut Daily Telegraph, in ihrem Buch, daß es in der Geschichte zahlreiche„Königsmacher“ gegeben habe:
Papst Franziskus wurde am 13. März 2013, dem zweiten Tag des Konklaves, im fünften Wahlgang gewählt. Er brauchte zwei Drittel der 115 Wahlmänner. Laut Pepinster waren die von Murphy-O’Connor organisierten Stimmen dafür ausschlaggebend.
Er selbst war 2013 bereits zu alt, um noch am Konklave teilnehmen zu dürfen. Dennoch reiste er nach Rom, wie andere über 80 Jahre alte Kardinäle, die kein Stimmrecht mehr hatten, auch, um an den Gesprächen und Generalkongregationen vor dem Konklave teilzunehmen. Seine Anwesenheit in den entscheidenden Tagen vor der Wahl fiel daher niemand sonderlich auf, während er jedoch mit Nachdruck, und offenbar mit Unterstützung des britischen Außenministeriums, im Bereich des weiträumigen Commonwealth Stimmen für „seinen Freund Bergoglio“ organisierte.
Papst Franziskus nach der Wahl: „Du bist schuld“ (und das Foreign Office)
Murphy-O’Connor war, laut Ivereigh, nur einer von vier „Wahlorganisatoren“. Die Kardinäle Walter Kasper, Karl Lehmann und Godfried Danneels „organisierten“ andere Bereiche des Kardinalskollegiums. Sicherheitshalber sprach Kasper eine energische Warnung an Papst Benedikt XVI. aus, sich nicht in die Wahl seines Nachfolgers „einzumischen“.
Welches Interesse das britische Foreign Office an der Wahl von Kardinal Bergoglio zum Papst hatte, wäre klärungsbedürftig. Großbritannien ist ein mehrheitliche anglikanisches Land, die Queen das weltliche Oberhaupt der von Rom abgespaltenen Church of England. War es nur eine Höflichkeitsgeste ohne Hintergedanken?
Kurz nach der Inthronisation von Papst Franziskus soll dieser jedenfalls zu Kardinal Murphy-O’Connor scherzhaft gesagt haben: „Du bist schuld“. http://www.katholisches.info/2017/09/der...-beeinflussten/
Text: Giuseppe Nardi Bild: MiL/Daily Telegraph (Screenshot)
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