Spaemann erneuert Kritik an Amoris laetitia Von Sebastian Krockenberger 04. Oktober 2017
Stuttgart (DT) Der Philosoph Robert Spaemann hat seine Kritik an Amoris laetitia in einem auf der englischsprachigen Internetseite One Peter Five erschienenen Interview mit der Journalistin Maike Hickson bekräftigt. Spaemann zeigte sich schockiert über die Entlassung des Philosophen Josef Seifert. Wie Spaemann kritisiert dieser das päpstliche Schreiben Amoris Laetitia. Erzbischof Martínez von Granada hatte Seifert von seinem Lehrauftrag an einem Philosophie-Institut der Diözese mit der Begründung entbunden, ein einschlägiger Artikel Seiferts würde „die Gemeinschaft der Kirche beschädigen, den Glauben der Gläubigen verwirren und Misstrauen gegenüber dem Nachfolger Petri säen“.
„Die Einheit der Kirche beruht auf der Wahrheit“, erklärte Spaemann. Für einen Professor mit kirchlichem Lehrauftrag gelte: „Solange seine Philosophie nicht im Widerspruch zur Lehre der Kirche steht, besteht ein weites Feld für seine Lehre.“ Das Mittelalter mit seinen lebendigen und tiefen geistigen Auseinandersetzungen ist für Spaemann vorbildhaft. „In diesen Debatten zählte das Argument, nicht die Entscheidung einer Autorität.“ Niemandem sei es damals in den Sinn gekommen, zu fragen, ob eine philosophische Idee in Übereinstimmung mit der Meinung des jeweils regierenden Papstes gewesen sei. Die jetzige Entscheidung des Erzbischofs von Granada ist für Spaemann „unvereinbar mit dem Respekt vor akademischer Freiheit“.
Seifert kritisiere den Bruch sowohl mit der Lehre der Kirche als auch mit der ausdrücklichen Lehre der Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. Der heilige Johannes Paul habe in der Enzyklika Veritatis Splendor jede Ausnahme für wiederverheiratete Geschiedene bei der Zulassung zur Kommunion ausgeschlossen. „Papst Franziskus widerspricht der Lehre von Veritatis Splendor nur zu deutlich“, so Spaemann. Laut Punkt 303 von Amoris laetitia kann das Gewissen in manchen Situationen zu Entscheidungen kommen, die nicht den göttlichen Geboten entsprechen, sondern sich nach den Umständen einer Situation richten. Wie Seifert kritisiert Spaemann diese Stelle und nennt dies „Konsequentalismus“.
„Die Spaltung innerhalb der Kirche bezüglich Amoris Laetitia hat bereits stattgefunden“, stellte Spaemann fest, „Verschiedene Bischofskonferenzen haben sich widersprechende Richtlinien veröffentlicht.“ Die einzelnen Priester seien dann mit diesen Konflikten allein. Doch: „Eine Kirche, die den Weg der Anpassung wählt, wird nicht missionarisch arbeiten können.“ „Das Gebot ,Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen‘ gilt auch für die Lehre der Kirche“, erklärte Spaemann, dessen Fazit: „In der Nazi-Zeit war es einfacher ein gläubiger Christ zu sein als heute.“
http://www.die-tagespost.de/kirche-aktue...a;art312,182133
Beliebteste Blog-Artikel:
|