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  • 23.10.2017 00:36 - Ist die „Correctio filialis“ eine Papst-Kritik?
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Ist die „Correctio filialis“ eine Papst-Kritik?
[schwarz23. Oktober 2017



"Amoris laetitia" sorgt in der Kirche für Zwietracht und Spaltung: „Nur ein Blinder kann leugnen, daß wegen Amoris laetitia in der Kirche die größte Verwirrung herrscht“ (Kardinal Carlo Caffarra, 14. Januar 2017).
Von Giuseppe Nardi*

Das jüngste Vorgehen der Hochschulleitung Heiligenkreuz wirft eine grundsätzliche Frage auf: Handelt es sich bei der Correctio filialis zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia um eine Papst-Kritik? Dazu einige pointierte, aber ernstgemeinte Gedanken, die durch die Heiligenkreuzer „Erklärungen“ provoziert wurden.

Ein Unterzeichner der Correctio filialis lehrte als Gastprofessor auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz. Rektor und Großkanzler gingen am 15. Oktober auf maximale Distanz. Insgesamt wurden dazu von der Hochschulleitung zwei öffentliche Erklärungen abgegeben.

In der „Mitteilung des Herrn Abtes und des Rektors“ ist von einer „öffentlichen Kritik an Papst Franziskus“ die Rede. Diese könne man, „auch wenn der Betreffende nur als Gastprofessor tätig ist und seine Unterschrift einzig und allein in seinem Namen geleistet“ habe, „nicht hinnehmen“. Warum? Weil diese „öffentliche Kritik“ an Papst Franziskus „einen Schatten auf unsere Hochschule wirft“.

Den Unterzeichnern der Correctio filialis, zum großen Teil Professoren der Theologie und der Philosophie, wurde in der Mitteilung implizit unterstellt, nicht „unverbrüchlich cum Petro et sub Petro“ zu lehren und zu handeln“, nicht „dem römischen Lehramt aufs engste verbunden“ zu sein und dem „jeweiligen Petrusnachfolger“ nicht „die Treue zu halten“.

Als die offenkundige Trennung vom „an unserer Hochschule zeitweise wirkenden Gelehrten“ wegen der Unterzeichnung der Correctio filialis in den Medien thematisiert wurde, so auch von Katholisches.info, bezichtigten Abt und Rektor in einer zweiten Erklärung, „Klarstellung“ genannt, mit dieser Medienarbeit „vielleicht sogar kirchenspalterisch“ wirken zu wollen.

Der Inhalt der beiden Erklärungen der Hochschulleitung Heiligenkreuz legt nahe, daß man dort die Correctio filialis nicht gelesen hat.

Die Correctio ist in der Sprache sachlich und respektvoll formuliert. Sie nennt sich sogar im Titel „kindlich“ (filialis), eine zutiefst katholische Formel, die man kaum mehr ins Deutsche zu übersetzen wagt, ohne im stark säkularisierten Umfeld nur Hohn und Spott zu provozieren.

Die Treue und Verbundenheit zu Petrus wird von den Unterzeichnern ausdrücklich und überzeugend betont: „bewegt von der Treue zu Unserem Herrn Jesus Christus, von der Liebe zur Kirche und zum Papsttum und von der kindlichen Hingabe zu Ihrer Person“. Weiters heißt es: „Wir stimmen bedingungslos der Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit zu, wie sie vom Ersten Vatikanischen Konzil definiert wurde“. Auf die „Römische Kirche“ bezogen schreiben sie: „deren loyale Söhne wir sind und immer sein wollen“.

Eine provokante, aber nicht unberechtigte Zwischenfrage: Wie viele der Unterzeichner der Aktion von Paul Zulehner Pro Pope Francis wären bereit, ein solches Bekenntnis zu unterschreiben?
Der Beweggrund für die Correctio filialis wird bereits in den ersten Worten deutlich benannt: weil die Unterzeichner von „tiefem Schmerz“ bewegt sind.

Mit der Erklärung vom 15. Oktober haben Rektor Wallner und Abt Heim den Unterzeichnern implizit unterstellt, dem römischen Lehramt nicht „aufs engste verbunden“ zu sein. Was aber steht in der Correctio filialis?

„Unsere Zurechtweisung ergibt sich zwingend aus der Treue zu den unfehlbaren päpstlichen Lehren, die mit einigen Aussagen Eurer Heiligkeit unvereinbar sind.“
Warum also die Unterstellung des Gegenteils durch Rektor und Großkanzler der Hochschule Heiligenkreuz? Die naheliegende und noch „harmloseste“ Annahme ist, wie erwähnt, weil die Correctio gar nicht gelesen wurde.

Die Kernfrage aber lautet: Ist die Correctio filialis eine Papst-Kritik? Das behaupten ja Rektor und Großkanzler in ihrer „Mitteilung“ vom 15. Oktober und begründen damit ihre Distanzierung.

Die Unterzeichner der Correctio filialis schreiben:

„Durch diese Worte, Taten und Unterlassungen und durch die oben genannten Stellen im Dokument Amoris laetitia hat Eure Heiligkeit auf direkte oder indirekte Weise (mit welchem und wieviel Bewusstsein wissen wir nicht noch wollen wir das beurteilen) folgende falschen und häretischen Thesen unterstützt, die in der Kirche sowohl mit dem offiziellen Amt als auch durch private Handlungen propagiert werden.“
Die Kritik bezieht sich konkret auf Amoris laetitia. Es wird ausdrücklich betont, daß die Unterzeichner sich kein Urteil darüber anmaßen oder aussprechen, ob und wie bewußt Papst Franziskus „falsche und häretische Thesen“ durch Amoris laetitia „propagiert“.

Es handelt sich um eine Kritik in der Sache (Amoris laetitia). Die Unterzeichner sind besorgt, daß Thesen in der Kirche verbreitet werden, bewußt oder unbewußt, „die von Gott offenbarten Wahrheiten widersprechen, die Katholiken durch Zustimmung zum Göttlichen Glauben zu glauben haben“. Daraus schließen die Unterzeichner:

„Für das Wohl der Seelen ist es nötig, dass sie erneut von der kirchlichen Autorität verurteilt werden“.
Mit dieser Bitte und Aufforderung treten sie an Papst Franziskus heran und schreiben:

„Respektvoll beharren wir darauf, dass Eure Heiligkeit öffentlich diese Thesen zurückweist und so den Auftrag erfüllt, den Unser Herr Jesus Christus dem Petrus und durch ihn allen seinen Nachfolgern übertragen hat bis zum Ende der Welt: „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder“ (Lk 22,32).“
Abschließend heißt es noch:

„Respektvoll bitten wir um Euren Apostolischen Segen und versichern Sie unserer kindlichen Ergebenheit in Unserem Herrn und unseres Gebets für das Wohl der Kirche.“
Das ist keine Papst-Kritik.

Eine besorgte Anfrage und besorgte Hinweise mit der Bitte an den Papst, das kirchliche Lehramt zu bekräftigen und durch Verurteilung von objektiv eindeutigen Häresien für Klarheit zu sorgen, ist keine Papst-Kritik.

Eine Papst-Kritik, wie die Hochschulleitung Heiligenkreuz sie mit der Erklärung vom 15. Oktober behauptet, wäre die Correctio filialis in der Tat, allerdings nur dann, wenn Papst Franziskus tatsächlich eine oder mehrere der darin genannten sieben Häresien bewußt und willentlich propagieren würde.

Dann aber wäre es eine berechtigte, ja zwingend notwendige Kritik an Papst Franziskus, der sich auch Pater Wallner und Abt Heim nicht entziehen könnten, wenn sie wirklich „unverbrüchlich cum Petro et sub Petro lehren und handeln“ und „dem römischen Lehramt aufs engste verbunden“ sind.

Es ist kaum anzunehmen, daß ausgerechnet Rektor Wallner und Abt Heim aber behaupten wollen, daß Papst Franziskus bewußt Häresien lehrt und verbreitet. Ihre „Mitteilung“ vom 15. Oktober läßt sich durch die Behauptung einer „öffentlichen Kritik an Papst Franziskus“, wörtlich genommen, aber genau so lesen.

Wenn Wallner und Heim aber nicht behaupten, daß Papst Franziskus bewußt und willentlich Häresien lehrt, warum sprechen sie dann von Papst-Kritik und begründen damit ihre Distanzierung von der Correctio filialis und vom Unterzeichner, der an der eigenen Hochschule lehrt?

Auch in diesem Punkt scheinen sie Opfer ihres eigenen Eifers geworden zu sein, die Correctio nicht gelesen und sich mit dem Inhalt nicht auseinandergesetzt zu haben. Das meinte wohl auch die Tageszeitung Il Foglio vom 19. Oktober, die zur Vorgehensweise der Hochschulleitung schrieb, „die sich als übereifrig erweist, dem Papst immer und überall zu gehorchen“.

Anders ausgedrückt: Das passiert, wenn der Subtext wichtiger genommen wird als der Text, wenn das „gefühlte Klima“, Ängste und Befürchtungen, über den sachlichen Inhalt bestimmt.
http://www.katholisches.info/2017/10/ist...e-papst-kritik/
Bild: Wikicommons

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