Ist der Papst Kommunist? Maike Hicksons Interview mit George Neumayr über sein Buch „The Political Pope“ 13. September 2017
Ist Papst Franziskus ein Kommunist? Mit dem "politischen Papst" Franziskus befaßt sich George Neumayr. Maike Hickson führte ein Gespräch mit ihm. (Washington) „The Political Pope“ (Der politische Papst) lautet der Titel des Buches, das der US-amerikanische Publizist George Neumayr vorlegte. Neumayr ist Redakteur des American Spectator und war Herausgeber des Catholic World Report. 2012 veröffentlichte er zusammen mit Phyllis Schlafly den Bestseller „No Higher Power: Obama’s War on Religious Freedom“. LifeSiteNews veröffentlichte ein Interview, das Maike Hickson mit Neumayr über sein Buch führte, das zum besseren Verständnis des amtierenden Papstes und seiner Entscheidungen, aber auch weltpolitischer Entwicklungen beiträgt.
Alt-Linker Tom Hayden: „Wahl von Franziskus noch wunderbarer als der Aufstieg Obamas“
http://www.katholisches.info/2017/09/ist...political-pope/
Maike Hickson: In Ihrem Buch beziehen Sie sich auf das Verhältnis von Papst Franziskus zum Kommunismus, bzw. auf einige Kommunisten im Besonderen. Könnten Sie ganz allgemein seine Haltung zum Kommunismus beschreiben?
Der politische Papst
George Neumayr: Er neigt dazu, vom Kommunismus in wohlwollenden Begriffen zu sprechen. Der italienischen Presse sagte er, sich nicht beleidigt zu fühlen, wenn die Leute ihn einen Kommunisten nennen, weil „ich in meinem Leben viele Marxisten getroffen habe, die gute Menschen waren“. Bei einer anderen Gelegenheit sagte er: „Die Kommunisten haben uns die Fahne gestohlen“, weil „die Fahne der Armen christlich ist“. Die Päpste der Vergangenheit, die die Macht des Kommunismus erkannten, um die Armen zu versklaven, hätten solche Kommentare sehr irritiert.
Maike Hickson: Sie schreiben in Ihrem Buch, daß Papst Franziskus mit der „radikalen politischen Agenda der globalen Linken“ sympathisiert und diese unterstützt, und Sie nennen ihn ein „kirchliches Äquivalent zu Barack Obama“. Welches sind die spezifischen Themen, die Papst Franziskus fördert, und die Sie an eine mit kommunistischen Ideen sympathisierende Weltsicht erinnern?
George Neumayr: Die harten Linken pflegten zu sagen, daß sie von einer Welt ohne Päpste träumen. Nun aber schwärmen sie fast für Papst Franziskus. Der radikale Akademiker Cornel West hat den Grund so zusammengefaßt: „Ich liebe ihn, wie er ist, dafür was er sagt, und für die Wirkung seiner Worte auf die fortschrittlichen Kräfte der ganzen Welt.“
Mit anderen Worten: Papst Franziskus hat den Vatikan zu einer prächtigen Kanzel für die von der Linken favorisierte Sache gemacht, dazu gehören: offene Grenzen, Kontrolle der Waffen, Aktivismus gegen den Klimawandel, Abschaffung der Todesstrafe und der lebenslangen Haft und den Sozialismus der zentralistischen Planwirtschaft. Deshalb hat der Radikale der 60er Jahre, Tom Hayden, gesagt, daß seine Wahl „wenn man so will, noch wunderbarer war als der Aufstieg von Barack Obama“.
„Roter Teppich für Raul Castro“ – Leonardo Boffs Pläne für eine Weltregierung
Maike Hickson: Welchen prominenten Kommunisten hat Papst Franziskus während seines Pontifikats öffentlich gelobt? Könnten Sie uns Namen und Umstände nennen?
Raul Castro mit angeheftetem Orden „Held Kubas“, nach dem Vorbild des Ordens „Held der Sowjetunion“, im Vatikan.
George Neumayr: Wie ich im Buch schreibe, hat er den roten Teppich für Raul Castro ausgelegt und damit die Kubaner bestürzt, die unter dem Absatz seines kommunistischen Stiefels leiden. Castro war so begeistert von der Unterstützung und dem Lob des Papstes für die Staatswirtschaft, daß er erklärte: „Wenn er weiter so spricht, werde ich in die katholische Kirche zurückkehren: Das ist kein Witz. Ich könnte zum Katholizismus zurückkehren, obwohl ich ein Kommunist bin.“
Maike Hickson: Wer von seinen engsten Beratern hat eine sozialistische Weltsicht?
George Neumayr: Sie tendieren alle in diese Richtung, aber einer der lautesten Sozialisten um ihn ist der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, den er zum Koordinator seines Kardinalsrates machte. Durch die Informationen von Wikileaks kam ans Licht, daß Maradiaga mit den Agenten von George Soros zusammengearbeitet hat, um den Sozialismus in der Kirche zu fördern. Papst Franziskus wollte den schrillen Sozialisten Leonardo Boff – einen in Ungnade gefallenen Befreiungstheologen aus Brasilien, der sein Priestertum aufgegeben hat – als Berater bei der Ausarbeitung seiner Umwelt-Enzyklika Laudato si. Boff sagt, Papst Franziskus habe ihn darum gebeten, seine Projekte für die Planung zur Förderung einer Weltregierung durch die UNO sehen zu können.
Heilige Messe „im Schatten eines Massenmörders“
Papst Franziskus „im Schatten des Che Guevara“ (Havanna)
Maike Hickson: Wie Sie in Ihrem Buch schreiben, wollte Papst Franziskus während seines Kuba-Besuches eine Heilige Messe „im Schatten von Che Guevara“ zelebrieren. Können Sie diese Szene und ihre Symbolik erklären?
George Neumayr: Eine Messe im Schatten eines Massenmörders wie Guevara zu zelebrieren, war ein Propagandageschenk für die Castro-Brüder. Kubanische Dissidenten waren über die Szene entsetzt, sogar einige liberals haben ihr Unbehagen zum Ausdruck gebracht.
Maike Hickson: Könnten Sie auch die Reaktion von Papst Franziskus beschreiben, als er vom bolivianischen Staatspräsidenten Morales als Geschenk ein Kruzifix in der Form von Hammer und Sichel erhielt? Welche Botschaft hat er durch seine Reaktion ausgesandt?
George Neumayr: Dieses groteske Kreuz wurde von einem verstorbenen Jesuiten, Pater Luis Espinal, entworfen, dessen Andenken von Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Bolivien geehrt wurde. Andere Päpste hätten eine solche Perversität abgelehnt, Papst Franziskus hat sie warmherzig angenommen und gesagt, sie „verstanden zu haben“. Er hat dadurch den Eindruck vermittelt, daß er eines der antichristlichsten Systeme, das je ausgedacht wurde, für harmlos hält.
„Franziskus selbst sagt: Die Kommunisten Esther Ballestrino und Leonidas Barletta ‚haben mich beeinflußt‘“
Evo Morales übergibt Franziskus ein Hammer-und-Sichel-Kreuz (das auch auf einer Halsette zu erkennen ist, die Franziskus trägt). Rechts dessen Erfinder, der Jesuit Luis Espinal.
Evo Morales übergibt Franziskus das „Kommunistische Kreuz“ (auch auf der Halskette von Franziskus zu sehen). Rechts dessen „Erfinder“, der marxistische Jesuit Luis Espinal (1932-1980).
Maike Hickson: Wie Sie schreiben, hatte Papst Franziskus im Laufe seines Lebens verschiedene Mentoren, die für den Kommunismus waren. Könnten Sie vor allem etwas zu seiner Beziehung mit Esther Ballestrino sagen und darüber, was er als Erzbischof von Buenos Aires für ihre Bestattung getan hat?
George Neumayr: Sie war, laut ihrer eigenen Aussage, eine „überzeugte Kommunistin“. Er hat sie als eine seiner Hauptmentoren beschrieben. „Ich verdanke dieser großen Frau viel“, hat er gesagt und hinzugefügt, daß „sie mir viel über Politik beigebracht hat“. Sie ließ ihn kommunistische Zeitungen und Bücher lesen. Als sie mit den Behörden Probleme bekam, versteckte er ihre marxistischen Schriften in einer Bibliothek der Jesuiten, so der Autor James Carroll (der die Erlaubnis hatte, die Geschichte zu veröffentlichen). Der Journalist John Allen hat behauptet, daß Bergoglio, als die Familie Ballestrinos um die Beisetzung auf einem katholischen Friedhof bat, „leicht zugestimmt“ hat, obwohl er wußte, daß sie keine gläubige Katholikin war.
Esther Ballestrino (1918-1977) und Leonidas Barletta (1902-1975) Maike Hickson: Können Sie uns mehr über die Beziehung von Papst Franziskus zu Leonidas Barletta sagen?
George Neumayr: Er war ein kommunistischer Journalist, Schriftsteller und Regisseur in Lateinamerika, dessen Schriften vom jungen Jorge Bergoglio „verschlungen“ wurden, der mit Sehnsucht das Erscheinen der Zeitung der Kommunistischen Partei Argentiniens, Nuestra Palabra y Propositos erwartete, weil er von den Texten Barlettas „bezaubert“ war, da sie, wie er sagte, „mir bei meiner politischen Bildung geholfen haben“.
„Bergoglio war ein Protegé von Jesuitengeneral Arrupe“
Jesuitengeneral Pedro Arrupe (1907-1991), links im Bild, mit Jorge Mario Bergoglio (Mitte)
Maike Hickson: Sie berichten, daß der damalige Pater Bergoglio als junger, argentinischer Priester dem Generaloberen der Jesuiten, Pater Pedro Arrupe, sehr nahestand, der den Jesuitenorden für die sozialistischen Ideen öffnete. Können Sie uns etwas mehr dazu sagen?
George Neumayr: Er war ein Protegé Arrupes, der in Bergoglio einen aufgehenden, liberalen Stern im Orden sah. Deshalb machte er ihn im Alter von 36 Jahren zum Provinzial. Arrupe leitete den Orden während der intensivsten Periode der Liberalisierung und setzte Bergoglio bei der berüchtigten Generalkongregation der Jesuiten von 1974/75, bei der die sozialistische und modernistische Ausrichtung des Ordens beschlossen wurde, als einen liberalen Vollstrecker ein.
Maike Hickson: Papst Franziskus hat die Welttreffen der Volksbewegungen unterstützt. Können Sie mehr zu diesen Bewegungen und ihrer politischen Ausrichtung sagen? Und speziell: Können Sie uns etwas über die Teilnahme des Papstes an einem solchen Treffen in Bolivien zusammen mit dem sozialistischem Staatspräsidenten sagen?
Franziskus mit Evo Morales (mit Che Guevara-Abbild) am 9. Juli 2015 in Santa Cruz de la Sierra
George Neumayr: Es handelt sich um eine Sammlung von Radikalen und Sozialisten. 2016 haben sie sich in Bolivien versammelt, um unter anderem zu feiern, daß das Papsttum in ihre Hände gefallen war. Papst Franziskus hat die Plattform mit dem marxistischen Präsidenten von Bolivien geteilt, der eine Jacke mit dem Abbild von Che Guevara trug. Franziskus nützte seine Rede, um die Teilnehmer aufzufordern, weiter gegen den „neuen Kolonialismus“ zu kämpfen, den er mit den Regierungen gleichsetzte, die den Haushalt kürzen und den freien Markt unterstützen. Die Rede begeisterte das kommunistische Publikum. Danach sagte Boliviens Staatspräsident, daß er endlich einem Papst folgen könne.
http://www.katholisches.info/2014/09/ja-...t-geschiedenen/
„Um politische motivierte Morde erweitertes Verständnis von Martyrium“
Maike Hickson: Könnten Sie uns, im Kontext möglicher kommunistischer Sympathien von Papst Franziskus, etwas über die Heiligsprechung von Erzbischof Oscar Romero und Dom Helder Camara sagen?
Dom Helder Camara (1909-1999)
George Neumayr: Romeros Heiligsprechungsprozeß war während der Pontifikate der beiden vorherigen Päpste blockiert. Unter Franziskus aber wurde er fortgesetzt, indem das Verständnis von Martyrium erweitert wurde, um auch politisch motivierte Morde einzubeziehen. Das ist ein päpstliches Abnicken von Romeros modischem Status eines linken Opfers der Regierungsbrutalität. Umgekehrt fällt es schwer, sich vorzustellen, daß der Vatikan die Regeln für einen rechtsgerichteten Bischof ändern würde, dessen Politik zu seinem Tod führte.
Die Camara-Heiligsprechungsbewegung – der wegen seiner Unterstützung des kommunistischen Guerillas der „rote Bischof“ genannt wurde,– ist von den früheren Päpsten abgelehnt worden. Papst Franziskus aber läßt sie weitermachen.
„Eine Generation von Radikalen hofft auf Franziskus“
Maike Hickson: Welche Symbolik hat der persönliche Besuch von Papst Franziskus bei der Witwe von Paulo Freire, Autor des Buches „Pädagogik der Unterdrückten“?
Paulo Freira (1921-1997) und seine Pädagogik
George Neumayr: Diese Begegnung wurde von Kardinal Claudio Hummes organisiert, der dem Papst bei seiner Wahl zugeflüstert hatte: „Vergiß die Armen nicht“. Was Hummes wirklich sagen wollte, ist, daß er den Sozialismus nicht vergessen soll. Freires Witwe sagte nach dem Treffen, daß ihr Mann, dessen Buch in Lateinamerika als kommunistischer Klassiker gilt, diesen Papst beeinflußt habe. Der Papst sagt gern, „die Begegnung ist die Botschaft“. Seine Begegnung mit Freires Witwe erfüllte diese Aussage und verstärkte das Vertrauen, das eine Generation von Radikalen, die mit der Pädagogik der Unterdrückten aufgewachsen ist, in Franziskus hat.
Maike Hickson: In Ihrem Buch sprechen Sie auch vom Wohlwollen von Papst Franziskus gegenüber der Befreiungstheologie. Können Sie uns seine Haltung zu dieser Theorie beschreiben und wie er mit ihren Hauptvertretern wie Gustavo Gutierrez umgeht?
George Neumayr: Die Befreiungstheologie, die ein Versuch ist, den Sozialismus in die katholische Theologie zu integrieren, wurde unter den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. marginalisiert. Papst Franziskus hat sie wieder in den Mainstream zurückgeholt. Leonardo Boff, einer der bedeutendsten Befreiungstheologen, hat hervorgehoben, wie er und andere seiner abtrünnigen Mitbrüder durch Franziskus rehabilitiert wurden.
http://www.katholisches.info/2016/10/das...gen-drewermann/
Als Papst Franziskus Gustavo Gutierrez, einen der Gründerväter der Befreiungstheologie, geehrt hat, berichtete der Osservatore Romano, daß Franziskus die Befreiungstheologie „aus dem Schatten herausführt, in den sie seit einigen Jahren verbannt war“.
„George Soros führte praktisch Regie beim Papst-Besuch in den USA“
Maike Hickson: Wie würden Sie das Verhältnis von Papst Franziskus zu Barack Obama und zur amerikanischen Linken generell beschreiben? Können Sie uns etwas mehr über George Soros und den Papst sagen? Gibt es Verbindungen zwischen diesen beiden Männern, teilen sie einige Projekte?
George Neumayr: Papst Franziskus verwandelt die Kirche in ein Anhängsel der politischen Linken. Es genügt, zu sehen, wie sich alle Abtreibungspolitiker als Papst-Franziskus-Demokraten bezeichnen. Es genügt, alle von Soros finanzierten Partnerschaften zwischen der Linken und diesem Vatikan zu sehen. Soros hat praktisch beim Papst-Besuch in den USA die Regie geführt, wie WikiLeaks Enthüllungen bestätigen.
Maike Hickson: Sind Sie der Meinung, daß Papst Franziskus sich darauf vorbereitet und bereit ist, mit dem globalen Establishment für die Errichtung einer Weltregierung zu arbeiten?
George Neumayr: Er liebäugelt sicher mit solchen Vorschlägen, die die Welt in diese Richtung drängen. Er hat Verfechter der Weltregierung, wie Kardinal Peter Turkson, in Schlüsselpositionen berufen. Laudato si hat einen Abschnitt, dessen Ghostwriter Turkson ist, in dem gesagt wird, daß die Klimaschutzbestimmungen den Staaten von einer globalen Autorität auferlegt werden sollten.
Kein „Volkspapst“, sondern „Papst der Eliten“
Maike Hickson: Wie würden Sie in diesem Zusammenhang die offene Kritik des Papstes an Donald Trump vor dessen Wahl zum Präsidenten der USA einschätzen?
George Neumayr: In der Tat hat er Trump als schlechten Christen bezeichnet – eine seltsame Anklage angesichts der Tatsache, daß er Abtreibungspolitiker nie als schlechte Christen bezeichnete. Dieser Kommentar, wie auch Jeb Bush erkannte, hat Trump letztlich aber dabei geholfen, zu gewinnen. Die Massenmedien nennen Franziskus den „Volkspapst“. In Wirklichkeit ist er aber der Papst der Eliten. Sie lieben seine Politik, aber der Mann auf der Straße zuckt nur mit den Schultern.
Maike Hickson: In Ihrem Buch sprechen Sie über den Papst-Besuch in den USA 2015. Wie würden Sie die Botschaft und den Zweck dieses Besuchs beschreiben und auch das, was unter weggelassen wurde?
George Neumayr: Kurz gesagt: er hat die Katholizität weggelassen. Seine Reden enthielten keine eindeutigen katholischen Inhalte. Hätte jemand seine Reden mit denen irgendeines demokratischen Senators vertauscht, hätte niemand einen Unterschied gemerkt.
Maike Hickson: Hat Papst Franziskus, laut Ihrem Kenntnisstand, jemals öffentlich den Kommunismus kritisiert oder eine kommunistische Regierung?
George Neumayr: Er verschont ihn von der anhaltenden Kritik, die er hingegen am freien Markt übt. Anstatt die Rolle des Sozialismus bei der Verarmung der Völker anzuerkennen, zieht er es vor, solche marxistischen Klischees zu verbreiten wie „die Ungleichheit ist die Wurzel allen Übels“.
Erstveröffentlichung: LifeSiteNews, 1. Setember 2017 Übersetzung: Giuseppe Nardi Bild: cronicasdepapafrancisco/Vatican.va/Cubadebate/ Wikicommons/Infocatolica/Infovaticana
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