4. November 2017 | 07.13 Uhr Kolumne: Gott Und Die Welt
Die Jugend erbittet von der Kirche einfach - nichts In einem Jahr lädt Rom zu einer Jugendsynode ein. Eine düstere Umfrage hat im Vorfeld ermittelt, was dort zu erwarten ist. Jetzt sucht die Kirche nach neuen Angeboten und zu wenig nach Änderungen bei sich selbst.
Das eigentlich Düstere an der neuen Umfrage der katholischen Kirche sind nicht so sehr ihre traurigen Ergebnisse. Es ist die Reaktion hierzulande, die zeigt, dass wir mit kaum etwas anderem gerechnet haben und rechnen durften: dass nämlich die meisten deutschen Jugendlichen von der Kirche schlicht und einfach nichts mehr erbitten. Das, was die Kirche predigt, was sie leistet und was sie anbietet, ist für die Zielgruppe der Zukunft "von keinerlei Interesse". Das sind die gesammelten Antworten, die die Bischofskonferenz jetzt nach Rom schickt. Denn dort soll sich in knapp einem Jahr eine Jugendsynode dem kirchlichen Nachwuchs widmen. Die Aufgabenstellung, die zumindest die Fragebogen aus Deutschland nahelegen, dürfte diese sein: Man wird bei null beginnen müssen. Aber ist das nicht ohnehin der Ausgangspunkt jeder Glaubensverkündigung? Beginnt nicht alles immer wieder mit der Taufe, mit der Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen?
Das Votum der Jugend ist zu ernüchternd für solche rhetorischen Fragen. Weil die Kinder von heute schon deshalb mit der Kirche kaum etwas anzufangen wissen, weil bereits die Eltern und oft die Großeltern mit der Institution nichts mehr am Hut haben. Die Kirche antwortet darauf mit jenem Engagement, mit dem sie oft auf Krisen reagiert. Mit neuen pastoralen Angeboten also und der Erkenntnis, auch die digitale Welt als eine Stätte des Glaubenszeugnisses zu nutzen; mit Initiativen wie "Nightfever", mit der vor allem der Kirche fernstehenden Jugendlichen "die Barmherzigkeit Gottes wieder erfahrbar" wird. Das mag alles nicht verkehrt sein, dennoch muss es nicht gleich richtig sein. Warum soll die Kirche alles tun, was alle tun? Ich habe meine Zweifel, dass sie damit radikal zukunftsgewisser und jugendfreundlicher wird.
Das Evangelium ist revolutionär genug; gegen seine Botschaft ist jeder Dan-Brown-Thriller ein Groschenroman. Vielleicht ist es die Kirche selbst, die sich ändern muss. Also der "Betrieb", der sich für die Verkündigung von Gottes Wort zuständig fühlt. Denn auch dies zeigt die Umfrage: Vielen ist die Kirche zu dogmatisch. Das meint keine Glaubensgrundsätze. Wenn aber die Kirche jahrelang und hochgelehrt über die Abendmahlgemeinschaft mit Protestanten streitet, wenn sie in der Frage um die Teilnahme von wiederverheirateten Geschiedenen an der Kommunion einen kleinen Kampf um Rom entfacht und eine Diskussion um den Zölibat erst gar nicht zulässt, wie kann sie sich dann einer Jugend verbunden fühlen, der der Sinn auch nach spirituellem Aufbruch steht?
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Jugend-Synode: Deutsche Bischöfe veröffentlichen Antworten
Blick in die Synodenaula während einer Bischofssynode - L'Osservatore Romano
03/11/2017 13:05SHARE: Jugend und Kirche: Das Bild hat Licht und Schatten. Die deutschen Bischöfe haben am Freitag die Ergebnisse der Sondierungen veröffentlicht, die sie für den Vatikan durchgeführt haben. Sie dienen der Vorbereitung auf die Bischofssynode 2018 zum Thema Jugend. Ausgewertet wurden Fragebögen und Materialien aus allen 27 deutschen Bistümern, aber noch nicht die – bis Ende November laufende – Online-Umfrage des Vatikans unter Jugendlichen selbst. Auffallend an der Bestandsaufnahme der Bischöfe ist ein nachdenklicher, selbstkritischer Ton.
Auf der Plus-Seite stehen: großes Engagement bei Ministranten, katholischen Jugendverbänden und geistlichen Gemeinschaften. Auf der Minus-Seite stehen ein spürbares Nachlassen der kirchlichen Bindung und ein Misstrauen von Jugendlichen gegenüber der Institution Kirche. Kirchliche Jugendarbeit erreicht immerhin sehr unterschiedliche, „auch nicht-gläubige Jugendliche“, resümiert der deutsche Jugendbischof Stefan Oster. Und er verspricht: „Diesen Schatz werden wir mit nach Rom tragen. Wir müssen uns aber auch eingestehen, dass wir den von Papst Franziskus geforderten missionarischen Aufbruch intensiver umsetzen könnten.“
Die Rückmeldungen zeigen laut Bischofskonferenz, dass viele Jugendliche von der Kirche „Wertvorstellungen und Sinnangebote, Authentizität und Lebensrelevanz“ erwarten. Angesichts schwieriger Herausforderungen suchten viele nach Hilfe und Begleitung, die sie aber längst nicht immer in den bestehenden Angeboten fänden.
Zugleich heben die Bischöfe hervor, dass es eine hohe Bereitschaft zu gesellschaftlichem Engagement gebe, das gerade in den Jugendverbänden gefördert werde. Konkrete Fragen der Berufung zu einem christlichen Leben – vielleicht sogar als Priester oder Ordensfrau – spielten dagegen eine geringere Rolle.
Beim Thema Ehe und Familie zeige sich eine „deutliche Distanz zu kirchlichen Aussagen“, stellen die Bischöfe weiterhin fest: „So sind voreheliche Lebensgemeinschaften eine nahezu flächendeckende Realität. Fast alle Paare, die um eine kirchliche Trauung bitten, leben oft schon mehrere Jahre zusammen.“
Wie von Rom gewünscht, stellen die Bischöfe auch drei deutsche Beispielprojekte vor: die missionarische Aktion „Nightfever“, die sozial ausgerichtete „72-Stunden-Aktion“ des BDKJ sowie das christliche Orientierungsjahr „Basical“ im Bistum Augsburg.
Die deutschen Bischöfe haben die aus allen 27 Bistümern eingegangenen Antworten auf den Fragebogen des Vatikans zur Synodenvorbereitung vor kurzem bei ihrer Herbst-Vollversammlung beraten. Die Synode soll im Oktober 2018 zum Thema „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“ im Vatikan stattfinden. Die Bistümer waren gebeten, ihre Antworten bis zum 1. Mai 2017 an das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz zu senden. Bis Anfang August wurden dort die mehrere hundert Seiten umfassenden Rückmeldungen ausgewertet und für die nun vorliegende Antwort aufbereitet.
Neben dem Fragebogen an die Bischofskonferenzen bietet der Vatikan auch eine Online-Umfrage an, die sich direkt an junge Menschen richtet. Bis zum 30. November 2017 haben sie auf der Internetseiteyouth.synod2018.va noch die Möglichkeit, sich selbst am synodalen Prozess zu beteiligen. (sk 03.11.2017 dbk/kna/rv) http://de.radiovaticana.va/news/2017/11/...tworten/1346717
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