Passau: Jüdische, ex-islamische, kath. und evang. Experten sprachen über Religion heute Veröffentlicht: 8. November 2017 | Autor: Felizitas Küble | Abgelegt unter: KIRCHE + RELIGION aktuell | Tags: Christen, deutsch-jüdisch, Ditib, EKD, Evangelium, Experten, Hamed Abdel-Samad, islam, Juden, Kirche, Passau, Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Ratsvorsitzender Bedford-Strohm, religion, Säkularisierung
Der ägyptisch-deutsche Autor Hamed Abdel-Samad hat den Kirchen beim Thema Islam vorgeworfen, eine Organisation wie die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) in der Gesellschaft erst hoffähig gemacht zu haben. Er sieht DITIB als „verlängerten Arm der Türkei“ an.
Der politische Islam sei nicht interessiert an einer Integration der Muslime in die deutsche Gesellschaft. Er lebe von der Kluft zwischen dem Islam und der modernen Gesellschaft.
„Die Kirchen hatten spät eine kritische Haltung zur Ditib, vor der ich lange gewarnt habe“, sagte Abdel-Samad bei einer Diskussionsrunde am Montagabend in Passau. Der Ratsvorsitzende der Evang. Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erwiderte: „Ich finde es gut, wenn man mit den muslimischen Verbänden im Gespräch ist.“ – Auf diese Weise könne die Kirche die Muslime fördern, die „Ja“ zur Demokratie und zum Rechtsstaat sagen.
Diese beiden Herren diskutierten mit Kardinal Gerhard Müller und dem deutsch-jüdischen Historiker Dr. Michael Wolffsohn (siehe Fotos).
Abdel-Samad vertrat auch die These, dass die Menschen keine politisch aktive Kirche wollen: „Je politischer die Kirchen sind, umso leerer sind sie.“ Damit bezog er sich auf die konstante Zahl von Kirchenaustritten. Als Gegenbeispiel führte er China an. Dort wachse gegen alle Widerstände die christliche Gemeinde, weil sich die Kirchen nicht auf Politik, sondern auf Spiritualität konzentrierten.
Prof. Wolffsohn erklärte: „Die frohe Botschaft des Evangeliums muss den modernen Menschen verständlich gemacht werden.“ – Kirchen sollten sich auf den Kern des religiösen Lebens der Menschen konzentrieren und keine Politik betreiben.
Auf den Vorwurf Wolffsohns, es gebe immer mehr Geistliche, die Parteimitglieder seien, entgegnete Bedford-Strohm, er sei zwar mit 17 Jahren in die SPD eingetreten, aber habe sein politisches Amt rechtzeitig ruhen lassen.
Auf die jährlichen Austrittszahlen der christlichen Kirchen angesprochen, erklärte Kardinal Müller: „Weltweit wächst das Christentum.“ – Die Geistlichen sollten mutig das Evangeliums verkünden. Prof. Wolffsohn hakte ein und bezeichnete die Situation als „verheerend“: „Was weiß der durchschnittliche Bundesbürger über das Weihnachtsfest, was weiß er über Pfingsten?“, fragte er.
Die theologische „Ahnungslosigkeit“ bezog er sowohl auf Christen wie auf Juden. Sein Befund ist klar: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der Religion eine immer geringere Rolle spielt.“
Quelle und vollständiger Text hier: https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/...itib-hoffaehig/
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