Nunzio Galantino soll nach Gerüchten aus Rom neuer Erzbischof von Bari werden 4. Dezember 2017
Nunzio Galantino: Durch zu eifrige Umsetzung der päpstlichen Wünsche in der Gunst gesunken?
(Rom) Die Gerüchteküche über Umbesetzungen, Entlassungen und Wegbeförderungen an der Römischen Kurie brodelt derzeit. Entsprechende Meldungen betreffen unter anderem Kurienerzbischof Georg Gänswein, derzeit Präfekt des Päpstlichen Hauses, und Msgr. Guido Marini, den Päpstlichen Zeremonienmeister. Aber auch Bischof Nunzio Galantino, der von Franziskus ernannte Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, der wenig rühmlich in Erscheinung getreten ist, soll gerüchteweise aus Rom wegbefördert werden.
Der „Mann des Papstes“
Msgr. Galantino wurde Ende 2011 zum Bischof der kleinen Diözese Cassano all’Jonio in Kalabrien ernannt. Zuvor lehrte der zweifach promovierte Philosoph und Theologe an der Theologischen Fakultät für Süditalien Theologische Anthropologie. Im Herbst 2013 wurde Papst Franziskus auf ihn aufmerksam und ernannte ihn zum Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz. Da der Papst als Bischof von Rom dieser Bischofskonferenz angehört, steht ihm das Ernennungsrecht sowohl des Vorsitzenden als auch des Generalsekretärs zu.
Galantino mit Papst Franziskus
Den von Benedikt XVI. ernannten Vorsitzenden, Angelo Kardinal Bagnasco, wollte Franziskus aus Imagegründen nicht absetzen, weil dies einen zu augenscheinlichen Bruch mit seinem Vorgänger bedeutet hätte. Daher setzte er im zweiten Glied an. Die Ernennung des Generalsekretärs fand erwartungsgemäß kaum öffentliche Beachtung. Mit Galantino als „Mann des Papstes“ blieb Kardinal Bagnasco zwar (vorerst) weiter im Amt, war aber entmachtet.
Unterdessen bereitete Franziskus die Nachfolge Bagnascos vor. Im Februar 2014 ernannte er überraschend den Erzbischof von Perugia, Msgr. Gualtiero Bassetti, zum Kardinal. Im Mai 2017 ernannt er ihn zum neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz.
Seither deuten sich Machtkonflikte an. Mit der Ernennung Bassettis war nicht mehr Galantino der Mann des Papstes in der Bischofskonferenz. Die Zeiten, „als ihn Papst Franziskus zum Generalsekretär und faktisch zu seinem einzigen Statthalter ernannte mit der Wirkung, daß jedes Wort und jede Entscheidung von ihm wog, als kämen sie vom Papst selbst“, wie der Vatikanist Sandro Magister Mitte Oktober schrieb, sind offenbar vorbei.
Hang zum Politischen mit seltsamen Wortmeldungen
Galantino mit Eugenio Scalfari
Bischof Galantino war bisher vor allem durch drei Dinge aufgefallen. Einmal durch die harte Hand, mit der er die Medien der Bischofskonferenz auf päpstlichen Kurs mit deutlich progressivem Zungenschlag trimmte. Dazu gehörte auch eine Distanzierung von der Lebensrechtsbewegung. Dann durch seinen Hang zu politischen Interventionen. Er handelte hinter den Kulissen, offenbar mit Zustimmung des Vatikans, den „Kompromiß“ mit der italienischen Linksregierung zur „Homo-Ehe“ aus, während zwei Millionen Katholiken und Menschen guten Willens, die Ende Januar 2016 in Rom für Ehe und Familie und gegen „Homo-Ehe“ und Gender-Ideologie demonstrierten, im „Regen stehengelassen“ wurden. Und schließlich noch durch seltsame Wortmeldungen.
Im Juli 2016 hielt er beim Weltjugendtag in Krakau Jugendlichen eine Katechese, die als Bibelfälschung in die Annalen einging. Galantino behauptete, daß durch das Gebet Abrahams Sodom vor der Zerstörung gerettet worden sei. In Wirklichkeit werden die Städte Sodom und Gomorrha in der biblischen Erzählung wegen der Sündengreuel ihrer Bewohner vernichtet. Galantinos Neuerfindung der Geschichte wurde als Entgegenkommen gegenüber der Gender-Ideologie gewertet, denn die Hauptsünde, die zur Zerstörung der beiden Städte führte, war die Homosexualität.
Galantinos Luther-Hörigkeit
Im vergangenen Oktober wollte auch Bischof Galantino seinen Beitrag zur Annäherung der katholischen Kirche an Luthers „Reformation“ leisten. Bei einer Tagung an der Lateranuniversität gab der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz einen Auszug aus einer Luther-Predigt von 1522 wieder. Vor allem aber nahm er sie für bare Münze.
Galantino und Luther Galantinos Luther-Zitat:
„Während ich geschlafen habe, hat Gottes Wort es gemacht, daß der Papst gestürzt ist.“ Das Originalstelle in Luthers Predigt:
„Ich habe allein Gottes Wort getrieben, gepredigt und geschrieben, sonst habe ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschlafen habe, wenn ich Wittenbergisches Bier mit meinem Philipp [Melanchthon] und Amsdorff getrunken habe, so viel getan, daß das Papsttum so schwach geworden ist. Ich hab nichts getan, das Wort hat es alles gewirkt und ausgerichtet.“ Galatino schloß aus dieser Luther-Predigt:
„Die von Martin Luther vor 500 Jahren ausgelöste Reformation war ein Ereignis des Heiligen Geistes. Luther selbst hat sich nicht für den Urheber der Reformation gehalten, indem er schrieb: ‚während ich geschlafen habe, hat Gott die Kirche reformiert‘. Die Reformation entspricht der Wahrheit, die in der Formel ‚Ecclesia semper reformanda‘ ausgedrückt ist.“ Weil Luther 1522 in einer Predigt behauptete, der Heilige Geist habe die ganze Reformation gemacht, ist es für Bischof Galantino tatsächlich so. Soviel Luther-Hörigkeit findet man nicht einmal ansatzweise unter heutigen lutherischen Amtsträgern. Ist der katholische Bischof im Jahr 2017 gar der wortgläubigste Anhänger Luthers? Wahrscheinlicher ist, daß es Galantino Papst Franziskus einfach nur besonders rechtmachen wollte.
Übereifrige Papsttreue?
Dieser Übereifer in der Interpretation päpstlicher Wünsche scheint Galantinos Abstieg eingeläutet zu haben. Vor anderthalb Monaten schrieb Sandro Magister:
„Daß Galatino die päpstliche Gunst verloren hat, ist immer offensichtlicher.“ Am 2. Dezember stellte die Internetzeitung La Fede Quotidiana nun die Frage:
„Wird Nunzio Galantino nächster Erzbischof von Bari?“
Galantino mit Alberto Melloni (Schule von Bologna, rechts)
Bari ist nach Neapel das bedeutendste Bistum Süditaliens. In der apulischen Stadt werden die Reliquien des heiligen Nikolaus von Myra aufbewahrt, die zu den bedeutendsten der Christenheit zählen. Der Gedenktag des in zwei Tagen die Kirche und in den katholischen Gegenden des deutschen Sprachraumes auch ganz besonders die Kinder feiern.
Es wird sich zeigen, ob Papst Franziskus in diese Richtung denkt, oder ob es nur einige Kirchenkreise sind, die Galantino aus seiner jetzigen Position entfernen möchten. Für ihn wird ins Feld geführt, daß er selbst aus Apulien stammt. Er wurde im August 1948 in der Normannen-Gründung Cerignola in der Provinz Foggia geboren. Bis zu seiner Bischofsernennung wirkte er in seinem Heimatort und in Bari. Vor allem gilt ja eines: Galantino ist Papst Franziskus treu ergeben. Papst Franziskus verfolgt wie kein anderer Papst der jüngeren Kirchengeschichte das Ziel, eine Kursänderung durch Personalentscheidungen zu erreichen.
Der amtierende Erzbischof von Bari, Msgr. Francesco Cacucci, der im Zusammenhang mit der Wallfahrt von Reliquien des heiligen Nikolaus nach Rußland auch international bekannt wurde, vollendet am 26. April 2018 sein 75. Lebensjahr. Folgt man der Praxis von Papst Franziskus, dürfte er somit in wenigen Monaten emeritiert werden. Cacucci gehört weder zum engeren Kreis der Bergoglianer noch herrscht in Bari eine besondere Situation, die eine Verlängerung im Amt aus der Sicht des Papstes empfehlenswert oder notwendig erscheinen ließe.
Text: Giuseppe Nardi Bild: Diocesi Cassano all’Jonio/Campanadelvillaggio/formiche.net/
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