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  • 10.01.2018 00:26 - Christenverfolgung in Bolivien 7–12 Jahre Haft für Ordenseintritt
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Christenverfolgung in Bolivien

7–12 Jahre Haft für Ordenseintritt
10. Januar 2018 0


Evo Morales mit Papst Franziskus im Vatikan: Handeln so „Freunde?“

(La Paz) Boliviens Staatspräsident, der Cocalero Evo Morales, der Papst Franziskus seinen „Freund“ nennt, erklärte das christliche Apostolat zur Straftat. Wer im lateinamerikanischen Staat jemand dazu bewegt, in einen religiösen Orden einzutreten oder einer christlichen Vereinigung beizutreten, dem drohen sieben bis zwölf Jahre Gefängnis.

Evo Morales bestraft Ordenseintritt mit 7–12 Jahren Gefängnis
Evo Morales und seine revolutionäre, „indigenistische“ Regierung änderten das Strafgesetzbuch des Landes. Strafparagraph 88.11 lautet nun wörtlich:

„Será sancionado con prisión de siete (7) a doce (12) años y reparación económica la que persona que por sí o por terceros, capte, transporte, traslade, prive de libertad, acoja o reciba personas con el fin de reclutamiento de personas para su participación en conflictos armados o en organizaciones religiosas o de culto”.

Die wahnwitzige Formulierung bedeutet übersetzt:

„Mit Gefängnis von sieben (7) bis zwölf (12) Jahren und wirtschaftlicher Wiedergutmachung wird bestraft, wenn eine Person, selbst oder durch Dritte, Personen überzeugt, befördert, transferiert, der Freiheit beraubt, aufnimmt oder empfängt zum Zweck der Rekrutierung für ihre Teilnahme an bewaffneten Konflikten oder an religiösen oder kultischen Organisationen.“

Wer schon bisher der Meinung war, das Kauen von Kokablättern sei Evo Morales nicht gut bekommen, wird sich bestätigt fühlen. Die Teilnahme an einem bewaffneten Konflikt und der Eintritt in einen katholischen Orden werden durch die Strafrechtsreform in einem Atemzug und auf derselben Stufe genannt und – was weit schwerwiegender ist – bestraft, wie in Mitteleuropa nur schwere Verbrechen geahndet werden.

Die Gleichsetzung eines religiösen Ordens, man denke an die zahlreichen Frauenorden, mit einer terroristischen Guerillatruppe, dürfte einzigartig in der Geschichte sein. Die Verben „befördern“, „transferieren“, „aufnehmen“ und „empfangen“ sind so weit gefaßt, daß sie Ordensgemeinschaften und kirchlichen Vereinigungen bei strenger Auslegung praktisch jede Berufungspastoral oder die Aufnahme von Postulanten und Novizen unmöglich machen.

Derzeit ist noch unklar, welche Umsetzung des Gesetzes Evo Morales beabsichtigt. Jedenfalls wurden von ihm die Voraussetzungen einer schweren Diskriminierung und Verfolgung der katholischen Kirche und ihrer Gläubigen geschaffen. Beobachter vermuten einen Faustpfand, mit dem Morales sich die ihm mit gutem Grund wenig freundlich gesonnene Ortskirche gefügig zu machen. 2019 endet seine dritte Amtszeit, die er gegen die Verfassung durchsetzte. Es ist ein offenes Geheimnis, daß er eine vierte Amtszeit anhängen möchte. Die wurde 2014 abgelehnt. Es wird erwartet, daß er einen neuen Versuch unternehmen wird.


Evo Morales Anti-Proselyten-Paragraph

Der neue Strafparagraph richte sich, so die offizielle Version, gegen den „Proselytismus“. Bekanntlich hegt auch Papst Franziskus eine tiefe Abneigung gegen die Proselytenmacherei, die er bereits vielfach scharf verurteilte. Dabei benennt der Begriff Proselyten im Christentum jene, die zum Glauben gefunden haben und Christus nachfolgen. Gegner des Christentums haben daraus in manchen Ländern, zum Beispiel in Indien und in islamischen Staaten, einen negativen Begriff gemacht. Dabei wurden sie von westlichen Vertretern unterstützt, die jede Missionstätigkeit als Form des „Kolonialismus“ und „Imperialismus“ sehen. Manche katholische Kreise akzeptierten die Umdeutung des Begriffes, um – wie so oft – keinen Widerstand leisten zu müssen, mittels einer „Differenzierung“, derzufolge die katholische Kirche missioniere, während evangelikale Sekten Proselytismus betreiben würden. Damit waren unlautere Methoden bei der Missionierung gemeint, um möglichst viele Anhänger zu gewinnen. Eine solche Deutung entspricht aber nicht der der ursprünglichen Bedeutung.

Evo Morales ist der erste Staatspräsident eines christlichen Landes, der diese Feindschaft gegen die „Proselytenmacherei“ in ein Gesetz gegossen und die katholischen Orden und kirchlichen Vereinigungen kriminalisiert hat. Dergleichen kannte man bisher Ländern, in denen die Scharia herrscht, und von indischen Bundesstaaten, in denen die Hindunationalisten regieren.

Die päpstlichen Verbalattacken gegen den Proselytismus scheint schlafenden Löwen ein Stichwort geliefert zu haben.

Wie reagiert Santa Marta auf die Provokation?
Wie wird man in Santa Marta auf diese kirchenfeindliche Provokation reagieren?

Wahrscheinlich gar nicht. Evo Morales bezeichnet Papst Franziskus ja als „Freund“. Europas Linkskatholiken haben in den 70er und 80er Jahren auch vor der Christenverfolgung in den kommunistischen Staaten die Augen zugemacht. Fünfmal wurde Boliviens Staatsoberhaupt bereits von Franziskus im Vatikan empfangen, zuletzt erst am vergangenen 15. Dezember. Morales begrüßte Franziskus mit „Bruder Papst, Guten Tag“.

Auf Twitter schrieb er im Anschluß:

„Sehr dankbar und mit großer Demut haben wir uns im Vatikan zum fünften Mal seit 2013 mit dem Bruder Franziskus, dem Papst der Armen, getroffen. Bolivien hat sehr emotionale Erinnerungen an seinen Besuch im Juli 2015 und seine Unterstützung für den Prozeß des Wandels.“

Mehrfach bezeichnete Morales in der Vergangenheit die Kirche als „Feind des Friedens“. 2013, als gerader in Rom der Papst-Wechsel stattfand, wollte er – wie die kommunistischen Ostblockstaaten und die Volksrepublik China – eine regimehörige Nationalkirche namens Iglesia Católica Apostólica Renovada del Estado Plurinacional (Erneuerte Katholisch-Apostolische Kirche des plurinationalen Staates) etablieren. Morales scheint dann den Gefallen am Projekt verloren zu haben. Zuletzt machte die „Nationalkirche“ 2016 durch eine ungültige und illegale Bischofsweihe kurzzeitig von sich reden. Da auch der Weihespender über keine gültige Bischofsweihe verfügte, fehlt der Sekte die apostolische Sukzession.


Evo Morales, Cocalero und Star der radikalen Linken

Franziskus besuchte Morales 2015 und begegnete dem bolivarischen, sozialistischen Staatspräsidenten betont freundlich, während er dessen kirchenfreundlichen, aber konservativen Amtskollegen im benachbarten Paraguay kühl und abweisend entgegentrat. Von Morales ließ sich Franziskus ein blasphemisches Hammer- und-Sichel-Kreuz schenken und einen gleichgeformten Orden umhängen ließ, ja sogar das Grab des Jesuiten besuchte, der sich den unzumutbaren Synkretismus aus Marxismus und Christentum ausgedacht hatte, klagte er Paraguays Präsidenten öffentlich an und beschuldigte ihn – völlig zu unrecht – schwerster Straftaten. Kein peinlicher, sondern ein gigantischer Fehltritt, durch den jeder andere Staatsvertreter unmöglich geworden wäre, doch bei Franziskus überging die veröffentlichte Meinung den „kleinen“ Betriebsunfall großzügig. Schließlich hatte er ja „nur“ einen rechten Politiker beschuldigt.

Evo Morales ist ein Star der radikalen Linken in Lateinamerika ebenso wie in Europa. Er gehört zu den großen Populisten, denen auch Franziskus zugerechnet wird. Gemeint ist damit ein Linkspopulismus, denn ein nicht linker Populismus wird er von Papst Franziskus kritisiert, wie es beispielsweise im Westen der Fall ist, wo er EU-skeptisch und einwanderungskritisch auftritt. Erst gestern gab Italiens Bischöfe ihr entsprechendes Credo für die Parlamentswahlen im März aus: Wer gewinnt, sei ganz egal, Hauptsache nicht die Populisten.

Der lateinamerikanische Linkspopulismus hat jedoch, ob in Argentinien, Brasilien, Venezuela oder Bolivien, durch Staatsdirigismus und wirtschaftspolitische Unfähigkeit, ein grandioses Desaster provoziert, in Venezuela, wo Menschen verhungern, sogar eine Katastrophe.



Rückfall ins Heidentum
Morales 2010 bei heidnischen Zeremonien seines Hausschamanen Valentín Mejillones Acarapi, der sein eigenes Kokain-Labor betrieb.
Morales bei heidnischen Zeremonien seines Hausschamanen und Kokainproduzenten Valentín Mejillones Acarapi
Die meisten „indigenistischen“ Regierungen Lateinamerikas haben sich in der Vergangenheit mit Indio-Folklore und der Förderung eines kontrollierten Christentums der marxistischen Befreiungstheologie begnügt. In Bolivien ist es mit Evo Morales und seiner Aymara-Bewegung anders. Zum Volk der Aymara bekennen sich laut Volkszählung 15 Prozent der Bolivianer. Die Bewegung meint aber den ideologisch linksradikalen Teil, der zuerst die maoistische Tupac Katari Guerillarmee hervorbrachte, und nach deren Zerschlagung die Bewegung zum Sozialismus (MAS), die von Evo Morales angeführt wird.

Im ideologischen Kern des MAS ist die Ablehnung der „westlichen Kultur“ so radikal, daß auch das Christentum abgelehnt wird und ein Rückfall in das Heidentum vertreten wird. Dabei handelt es sich um ein (re)konstruiertes Heidentum, wie jenes der Pachamama, da der indigene Götterglaube, allen Ethnologen zum Trotz, längst abgekommen ist.

Morales hielt sich als Hausschamanen Valentín Mejillones Acarapi, eine schillernde Figur, die eng mit Morales politischem Aufstieg verbunden ist. Mejillones war Kultursekretär der Nachbarschaftsräte in der Aymara-Provinz El Alto. Dort nahm die Karriere des Staatspräsidenten und zahlreicher anderer Regierungsvertreter ihren Ausgang. Mejillones ließ sich um 2000 zu einer Art Oberschamane ausrufen. Sein Ende war weniger glanzvoll. 2010 wurde er von der in einer internationalen Anti-Drogen-Operation festgenommen. Er betrieb sein eigenes Labor zur Kokainherstellung, wo er in flagranti zusammen mit Komplizen verhaftet wurde. Die Regierung hüllte sich in Schweigen.

Für Marxisten ist Religion das Opium für das Volk, wie auch Chinas Kommunisten erst jüngst bekräftigten. Evo Morales und seinen Genossen halten es offenbar lieber mit dem Kokablatt, das sie erfolgreich zum „Opfer des Kulturimperialismus“ stilisiert haben. So erfolgreich, daß Morales – trotz Verhaftung seines Koka-Hausschamanen – schon seit zwölf Jahren an der Macht ist.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Evo es Pueblo/MiL/Vida Nueva

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