P. Santiago Martin: Kirche leidet noch der „Wunde“ der Geschiedenen
Verheiratete Priester „ein neuer Grund für Polemiken, Spannungen und Zwietracht“ 29. Januar 2018 0
Zölibatsabschaffung Papst Franziskus mit Santiago Martin
Papst Franziskus mit P. Santiago Martin im Dezember 2013.
(Rom) P. Santiago Martín, ein bekannter spanischer Priester und Gründer der Franziskaner Mariens, spricht in seiner aktuellen Wochenansprache auf Magnificat.tv die Frage nach verheirateten Priestern an. Die Kirche leide an der „Wunde“ der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten, so der Priester, und schon wolle man mit der Zölibatsabschaffung den nächsten Grund für Polemiken, Spannungen und Zwietracht schaffen.
P. Martín, Jahrgang 1954 gründete die Franziskaner Mariens 1988. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung von Gläubigen, die 1993 vom Erzbischof von Madrid kanonisch errichtet und 2007 von Papst Benedikt XVI. anerkannt wurde. Die Vereinigung ist heute in drei Kontinenten und mehr als 30 Staaten aktiv. Ihr gehören heute mehr als 10.000 Gläubige an.
Neben der geistlichen Arbeit in der „Schule der Dankbarkeit“ und durch ein eigenes Seminar zur Priesterausbildung, sind die Franziskaner Mariens im Internet durch eine aktuelle Nachrichtenseite und Magnificat.tv aktiv.
In dem vor zwei Tagen veröffentlichen Wochenkommentar „Die Stunde der verheirateten Priester“ geht P. Santiago Martín auf die aktuellen Entwicklungen in Richtung Abschaffung des Priesterzölibats ein.
P. Martín läßt die jüngsten Ereignisse rund um die Papst-Reise nach Chile und Peru Revue passieren. Er berichtet von der „Polarisierung“ wegen der päpstlichen Unterstützung für Bischof Barros und die Vorwürfe, die diesem im Zusammenhang mit dem Priester Fernando Karadima gemacht werden, der von der Kirche des sexuellen Mißbrauchs schuldig gesprochen wurde.
P. Martín nennt zudem die deutliche Kritik von Kardinal O’Malley an der Haltung des Papstes und erwähnt einen Artikel der New York Times, der „sehr hart mit dem Heiligen Vater war“. P. Martín sieht darin einen „Wendepunkt in der Unterstützung, die bestimmte liberale Medien“ dem regierenden Papst seit seiner Wahl zukommen hatten lassen.
Für Kirche wichtige Ankündigung unbeachtet geblieben Wegen der Polemiken seien Aussagen von Kardinal Stella, Präfekt der Kleruskongregation, die für die Kirche von größter Bedeutung sind, unbeachtet geblieben. Der Kardinal hatte bekanntgegeben,
„daß bereits über die Möglichkeit gesprochen wird, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen“.
Und weiter:
„Auch wenn sie, laut dem Kardinal, in Gegenden mit großem Priestermangel wie in bestimmten Regionen Brasiliens oder einigen Pazifikinseln angewandt werden soll, sehen einige darin den Anfang vom Ende des verpflichtenden Zölibats für den katholischen Klerus.“
Der Priester führt aus, daß die Neuerung verheirateter Priester, wie es sie bei den Unierten und den anglikanischen Personalordinariaten bereits gibt, die fast nebenbei bekanntgegeben wird, von manchen Katholiken akzeptiert oder sogar „begeistert“ aufgenommen werden wird. Daß sie für andere aber ein Ärgernis sein wird.
Zölibatsabschaffung? „Viele sind durch den Zeitpunkt dieses Schrittes erstaunt“, nachdem erst „eine Wunde“ aufgerissen wurde mit der Zulassung in bestimmten Fällen von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten, ohne daß sie auf sexuellen Verkehr verzichten müßten.
Nun wolle man schon „ein neues Motiv für Polemiken“ hinzufügen. „Eine Gemeinschaft wie die katholische, mit 1,3 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt, in allen Kulturen und sozialen Schichten, ist sehr plural und komplex“.
„Erstarrung ist nicht gut, aber ebensowenig auf das Gaspedal zu drücken. Es herrscht zuviel Verwirrung, zuviel Spannung in diesem Moment in der Kirche, um eine neue Quelle von Diskussionen zu schaffen.“ https://www.katholisches.info/2018/01/ve...und-zwietracht/ Text: Giuseppe Nardi Bild: fmariaargentina (Screenshot)
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