Pater Paolo M. Siano dokumentiert Aspekte der kommissarischen Verwaltung
Franziskaner der Immakulata: Es war ein regelrechter, ideologischer Putsch 31. Januar 2018 0
Franziskaner der Immakulata: Bild mit einem Putschisten: Einkleidungen bei den Franziskanern der Immakulata in Benin (2014). „Die neuen, nur mehr wenigen Berufungen kommen zum Großteil aus Afrika und Asien. Europäer haben ein größeres Gespür und treten nicht mehr ein.“ Bild mit einem Putschisten: Einkleidungen bei den Franziskanern der Immakulata in Benin (2014). „Die neuen, nur mehr wenigen Berufungen kommen zum Großteil aus Afrika und Asien. Europäer haben ein größeres Gespür und treten nicht mehr ein.“ (Rom) Um den 1990 von P. Stefano Maria Manelli gegründeten Orden der Franziskaner der Immakulata ist es zuletzt ruhiger geworden. Es war eine der ersten, drastischen Maßnahmen von Papst Franziskus, im Juli 2013 den Orden einem Kommissar zu unterwerfen. Nun brachte P. Paolo M. Siano, einer der herausragenden Angehörigen dieses Ordens, einige neue Anmerkungen zur seitherigen Odyssee des Ordens zu Papier. Denn während man in Rom erste Vorbereitungen trifft, den fünften Jahrestag der Wahl von Franziskus zum Papst zu begehen, werden die Franziskaner der Immakulata noch immer von einem Päpstlichen Kommissar regiert.
Franziskaner der Immakulata Die Ordensgründer: P. Manelli und P. Pellettieri Zur Erinnerung: P. Stefano Maria Manelli sah in der Nachkonzilszeit in den Modernisierungen im Minoritenorden, dem er angehörte, eine Fehlentwicklung. In einem längeren Prozeß näherte er sich der ursprünglichen Ordensregel des heiligen Franz von Assisi. Nachdem sich ihm und seinem Mitbruder, P. Gabriele Maria Pellettieri, andere Männer anschlossen, entstand daraus der neue Orden der Franziskaner der Immakulata und der Franziskanerinnen der Immakulata.
Manelli, ein geistlicher Sohn des heiligen Pater Pio, erkannte schrittweise die Bedeutung und Richtigkeit des traditionellen Kirchenverständnisses. Unter Papst Franziskus vollzog der Orden 2008, nach dem Motu proprio Summorum Pontificum, den Wechsel vom Novus Ordo zur überlieferten Form des Römischen Ritus. In der Seelsorge, mehrere Bischöfen hatten dem Orden Wallfahrtskirchen und Pfarreien anvertraut, wurde der Orden birituell.
Damit war er zu einer einzigartige Erscheinung in der katholischen Kirche geworden. Im Gegensatz zu den altrituellen Gemeinschaften, die der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei unterstehen, unterstand er weiterhin der römischen Ordenskongregation, die für die neurituellen Ordensgemeinschaften zuständig ist.
Der Orden zog immer mehr Berufungen an, auch in Europa, und stellte auch deshalb eine Rarität inmitten einer Berufungsdürre dar. Die Kombination, neurituell gegründet worden zu sein, aber zum überlieferten Ritus und zur Tradition gewechselt zu haben, und nicht zuletzt auch deshalb zahlreiche Berufungen anzuziehen, zog die Aufmerksamkeit anderer Orden an. Es schien, als würde er gerade weil er dem Teich der neurituellen Orden angehört, unter diesen zu einem interessanten Modell werden.
Die erhöhte Aufmerksamkeit zog aber auch die Aufmerksamkeit der Neider und der Gegner der Tradition an. Benedikt XVI. hielt seine schützende Hand über dem Orden, sodaß die – aus heuiger Sicht betrachtet – schon bereitliegenden Messe nicht gewetzt werden konnten. Doch kaum hatte er abgedankt, wurde zum Gegenschlag ausgeholt. Papst Franziskus, selbst kein Freund der Tradition und ohne Verständnis für den überlieferten Ritus, erteilte der Ordenskongregation grünes Licht, gegen die Franziskaner der Immakulata vorzugehen. Er verweigerte dem Orden sogar den Rechtsweg, sodaß vor den zuständigen vatikanischen Gerichten gegen die Maßnahmen der Ordenskongregation vom Juli 2013 kein Einspruch möglich war.
Kardinal Braz de Aviz Kardinal Joao Braz de Aviz, der Präfekt der Ordenskongregation, setzte Pater Manelli, der gerade seinen 80. Geburtstag vollendet hatte, als Generaloberen ab und stellte ihn unter Hausarrest. Abgesetzt wurde die gesamte Ordensleitung, deren Funktion ein Päpstlicher Kommissar übernahm.
Gründe, warum gegen den Orden und mit solcher Härte vorgegangen wurde, nannte der Vatikan nicht. Dabei ist es geblieben.
Der blühende Orden, ein faszinierendes Unikat in der katholischen Kirche, wird seit viereinhalb Jahren abgewürgt, ohne daß offiziell irgendein Grund dafür genannt wurde.
Inoffiziell ließen die beiden Spitzenvertreter der Ordenskongregation, Kardinal Braz de Aviz und Kurienerzbischof Jose Rodriguez Carballo, bei nicht-öffentlichen Ereignissen anklingen, daß der Orden „das Konzil ablehnt“ und „lefebvrianisch“ sei. Das deckt sich mit dem direkt im Juli 2013 gegen alle Priester des Ordens verhängte Verbot, im überlieferten Ritus zu zelebrieren. Jeder mußte einzeln und in offenem Widerspruch zu Summorum Pontificum um eine eigene Erlaubnis ansuchen, wieder im Vetus Ordo die Heilige Messe zelebrieren zu dürfen.
Die Tatsache, daß offiziell keine Gründe für die Drangsalierung des Ordens genannt werden, ist eine implizite Bestätigung, daß es sich um einen ideologischen Feldzug ohne Rechtsgrundlage handelt. Anders ausgedrückt: um einen Willkürakt, mit dem ein Stachel im Fleisch der Ordenskongregation und der neurituellen Orden beseitigt werden soll.
Pater Paolo Siano, selbst Franziskaner der Immakulata und einer der besten, lebenden Kenner der Freimaurerei, dokumentiert einige Aspekte der fortdauernden Kommissarszeit, die vom Vatikanisten Marco Tosatti veröffentlicht wurden.
Sind wir Franziskaner der Immakulata „Abschaum“ (1 Kor 4,13) in der „neuen Kirche“? von P. Paolo Maria Siano FFI
Fast fünf Jahre nachdem wir Franziskaner der Immakulata (FFI) und ungefähr zwei Jahre nachdem auch die Franziskanerinnern der Immakulata (SFI) unter kommissarische Verwaltung gestellt wurden, können wir sagen, daß wir Brüder und Schwestern, die wir der Spiritualität der Gründer P. Manelli und P. Pellettieri folgen, und die Gründer selbst, seit Beginn des Pontifikats von Franziskus von den für das geweihte Leben einflußreichsten vatikanischen Kreisen als „Abschaum“ (1 Kor 4,13) betrachtet werden. Man denke an das Gift und den Schmutz, mit denen die Gründer wie in einer Kloake überschüttet wurden und auch wir Brüder und Schwestern, die sie verteidigen. Die Beschränkung der Zeichen zwingt zu einer knappen Darstellung mit wenigen Quellenangaben.
Zwischen 2011 und 2013 setzte eine Gruppe von Brüdern aus verschiedensten Gründen (Eitelkeit, Ehrgeiz, Ideologie), mittels einer Medienstrategie in- und außerhalb der Familie der Ordensfamilie, einen Putsch gegen die Ordensleitung der Gründerväter in Gang. Im Vatikan wurden die Putschisten von einigen unterstützt, die vielleicht schon seit einiger Zeit nur auf einen Vorwand gewartet hatten, um die Aktivitäten und das Wachstum von uns, den Brüdern und Schwestern von P. Manelli, die als zu philotridentinisch, zu „restaurativ“ und zu feindlich gegenüber der „nouvelle théologie“ von Rahner, Martini, von Balthasar, Bianchi, Bello und der verschiedenen lateinamerikanischen Befreiungstheologen betrachtet wurden, unter kommissarische Kontrolle zu stellen und zu blockieren. So kam es zur Apostolischen Visitation der Brüder. Der Visitator verteilte einen zweideutigen und spitzfindigen Fragebogen, der in voller Breite die Vorurteile der Putschisten widerspiegelte und den unbedarfteren Brüdern Zweifel gegen die Gründer einträufelte.
Dann kam es [im Juli 2013] zur kommissarischen Verwaltung und die verbissenen Putschisten unter den Brüdern brachen mit Hilfe ihrer kirchlichen Verbündeten, aber auch von Laien, vor Gericht und in den Medien einen Krieg vom Zaun, um den Gründer, P. Manelli, und sein Werk wegzufegen und selbst alles zu übernehmen (den Orden, die Leitung, die Ausbildung, das Apostolat, die Medien, den Verlag, die Güter).
Einige Brüder um Kommissar Volpi verhängten in unseren Konventen die damnatio memoriae über die Gründer und deren vorkommissarische Ordensleitung. Die Gründer und wir, ihre Brüder, werden verleumdet und bezichtigt: keine kirchliche Gesinnung zu haben, des Lefebvrismus, einer unterdrückenden, antikollegialen und personenbezogenen Leitung, des Gehorsamsmißbrauchs durch das marianische Gelübde, des Güterbetrugs…
Es handelte sich um einen regelrechten, ideologischen Putsch, unterstützt von „hohen Tieren“ der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. Der Fall Maciel Degollado begünstigt ein „Anti-Gründer-Syndrom“, das einigen im Vatikan sehr gelegen scheint.
Ein Putschist und Medienexperte publizierte in der (vom Dehonianer P. Lorenzo Prezzi geleiteten) Zeitschrift Testimoni (Zeugen) Nr. 3/2014. Der „Mediafighter“ stellte listig den heiligen Maximilian Kolbe in einen Gegensatz zu P. Manelli. „Kolbe, nicht Lefebvre“ (S. 39–41) lautete die Überschrift des Artikels, der ein harter Angriff gegen die Gründer, die Brüder, die Schwestern und die Laienmitglieder der Franziskaner der Immakulata ist.
Die Zeitschrift Testimoni bevorzugt alles, was nach „aggiornamento“ schmeckt, und verachtet alles, was „traditionell“ riecht und nicht in Einklang mit der vorherrschenden Parteiung in der Kirche ist.
In der Testimoni-Ausgabe 10/2014 bezichtigt Kardinal Braz de Aviz, Präfekt der Ordenskongregation und Befreiungstheologe, uns Brüder und Schwestern, das Konzil abzulehnen (S. 3)… Eine Lüge! In der Testimoni-Ausgabe 10/2014 kündigt P. Prezzi mit Genuß den Beginn der Apostolischen Visitation bei den Franziskanerinnen der Immakulata an (S. 28).
Im November 2014 attackiert der neue Ordensobere für Italien (eingesetzt von Kommissar Volpi am 12.09.2013), der sich mit seiner neuen Autorität offensichtlich stark fühlt, auf Facebook die Gründer, Brüder und Schwestern des Ordens. 2015 richten empörte Laien gegen ihn eine Petition an die Ordenskongregation. Er ist jedoch vom Kommissar und von der Kongregation gut protegiert. 2016 wird dieser Obere sogar für weitere drei Jahre in seinem Amt bestätigt. Ende 2015/Anfang 2016 erfolgen harte und wiederholte Angriffe von Zeitungen und Fernsehen gegen P. Manelli (ich denke, die Auftraggeber und Strippenzieher zu kennen). Zwischen Dezember 2016 und Juli 2017 berichtete die Zeitschrift Testimoni nicht mehr direkt über die Franziskaner der Immakulata. Es finden sich aber indirekte Anklagen und Anspielungen:
Testimoni 3/2017 (S. 4): Braz de Aviz erwähnt 70 Institute und 15 Gründer, gegen die sein Dikasterium ermittelt. Er spricht von den Gründern als „Herren der Gewissen“, von „Plagtiatsphänomenen“, von „starken, psychologischen Konditionierungen der Mitglieder“… Es scheint, daß Braz de Aviz im Gegenzug Luther viel sympathischer findet: „Wir lernen Luther ohne Zweifel besser kennen und verstehen. […] Wir wissen gut, daß wir in der Geschichte der katholischen Kirche große Fehler gemacht haben, und haben dafür um Vergebung gebeten“ (S. 6). Testimoni 12/2016 (S. 38–43) zieht es vor, Luther und den 500. Jahrestag der Reformation zu feiern, anstatt irgendein lobendes Wort für jene Ordensleute zu verlieren, die treu geblieben sind. Testimoni 3/2017 (7–9) signalisiert Zustimmung für die Anti-Trump-Haltung der LCWR-Schwestern. Bekanntlich wurde die LCWR von der Ordenskongregation und von Papst Franziskus „begnadigt“ trotz schwerwiegendster, doktrineller Probleme. Auch in der Ausgabe 10/2016 wird der LCWR Platz eingeräumt (S. 24–26). Testimoni 4/2017 (S. 7–8): P. Prezzi spielt auf die Ermittlungen gegen 15 Gründer und das Eingreifen der Ordenskongregation in etwa 70 Instituten an. Im Dokument der Ordenskongregation „Neuer Wein in neuen Schläuchen“ (2017) werden weitere Gründer-Generalobere bezichtigt: des Autoritarismus, der Erzeugung eines infantilen Gehorsams, der skrupellosen Abhängigkeit… Kurzum, erneut das Anti-Gründer-Syndrom! Die Gründer gehören ersetzt durch… Post-Gründer, ob Individuen oder Gemeinschaft? Testimoni 4/2017 (S. 20–21): Bezüglich neuer Berufungsformen verachtet Amedeo Cencini „alte Askeseformen“, „Strenge und Regeln vergangener Zeiten“, „vorkonziliare liturgische Modelle“, um dann wiederum auf „Probleme“ zu verweisen, die „von der Persönlichkeit der Gründer“ verursacht würden. Cencini scheint einer „Globalisierung“ der Berufungspastoral das Wort zu reden und behauptet, die „Traditionellen“ hätten zuviel Unabhängigkeit von der Ortskirche und anderen Berufungsformen… Wird das Ende der eigenständigen Identität und der gesunden Autonomie eingeläutet? Testimoni 6/2017 (S. 4): Prezzi spricht davon, daß „schwerwiegende und jüngste Fälle das Thema der Gründer aufgeworfen haben: die Verwirrung zwischen Radikalität und Rückkehr in die Vergangenheit (Traditionalismus und Antikonzil)“. Testimoni 6/2017 (S. 29): P. Cozza erwähnt die Ernennung von Kommissaren durch die Ordenskongregation zwischen 2003 und 2013 und behauptet, daß die „eigene Identitätskrise als Gelegenheit zu Wachstum, Umkehr und Neubeginn“ akzeptiert, werden solle… Bemerkenswert daran ist, daß gerade unsere Gegner jenen absoluten und infantilen Gehorsam von uns verlangen, den sie uns anlasten und mit dem sie die kommissarische Verwaltung rechtfertigen, die sich in Ziel und Art als ideologisch motiviert erweist (ohne daß die Motive näher oder genau „bekannt“ werden). Es dürfte inzwischen bekannt sein, daß nicht einmal die Apostolische Signatur (Post-Burke)1) die Franziskaner der Immakulata schützen konnte, die gegen die Mißbräuche der Kommissarsregierung Einspruch erhoben hatten. In mindestens einem Fall (die Franziskanerinnen der Immakulata betreffend) hat die Ordenskongregation die Signatur einfach übergangen und sich direkt an Papst Franziskus gewandt, der das Gerichtsverfahren blockierte und einstellen ließ.
Wer wird uns rehabilitieren? Einige Prälaten, die Brüder oder ehemalige Brüder verteidigt und aufgenommen haben, wurden abgesetzt, versetzt oder selbst unter kommissarische Aufsicht gestellt.
Das ist ein Pontifikat der „Barmherzigkeit“ mit den progressiven LCWR-Schwestern, aber nicht mit den „traditionellen“ Franziskanern der Immakulata und ihren Freunden und Verteidigern.
Brüder und Schwestern, die sich der „Umerziehung“ und der damnatio memoriae der Gründer verweigern, riskieren, selbst wenn sie ihre Institute verlassen, von den Gegnern von P. Manelli, Klerikern wie Laien, mit Verleumdungen verfolgt zu werden.
Im Namen des „Gehorsams“ wird versucht, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Franziskaner der Immakulata zu fälschen und zu manipulieren. Die Brüder, die der Linie des Kommissars folgen, halten sie vielleicht für göttlich, ohne zu begreifen, daß es sich um eine ideologische Linie handelt, die auf einem ideologisch motivierten Anti-Gründer-Putsch aufbaut. Die neuen, nur mehr wenigen Berufungen kommen vorwiegend aus Afrika und Asien. Europäer haben ein feineres Gespür und treten nicht mehr ein.
Wir Brüder von P. Manelli müssen weiter in einem Untertanenverhältnis zu unseren Anklägern verharren. Wir dürfen keine autonome „Provinz“ gründen oder uns abtrennen.
So wollen sie es im Vatikan? So will es jener, der nicht auf die Dubia der vier Kardinäle zu Amoris laetitia antwortet, und der mindestens 63 Mal von Freimaurern der ganzen Welt gelobt wurde?
Zuletzt wurden von P. Paolo M. Siano FFI zum Thema Freimaurerei und dem Verhältnis der Logen zur katholischen Kirche folgende Aufsätze veröffentlicht: Die Loge Quatuor Coronati, der Großmeister und ein Bettelbruder. Freimaurerei, Luzifer & Magie; Den Anklopfenden erwarten beim Freimaurerbund Initiation und Gnosis; Die Freimaurerei erklärt von einem Großmeister; Baron Yves Marsaudon – Ein Hochgradfreimaurer im Malteserorden. https://www.katholisches.info/2018/01/fr...gischer-putsch/ Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi Bild: FFI (Screenshots)
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