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  • 20.02.2018 00:29 - „Lieber schlechtes Abkommen, als kein Abkommen“ - Globale Strategien und ihr Bauernopfer
von esther10 in Kategorie Allgemein.

„Lieber schlechtes Abkommen, als kein Abkommen“ - Globale Strategien und ihr Bauernopfer


Papst Franziskus sagt Ja zum Abkommen mit der Volksrepublik China
20. Februar 2018 0

China

Papst Franziskus hat grünes Licht zu einem Abkommen mit der kommunistischen Volksrepublik China gegeben. Was steckt hinter der Eile des Vatikans? Was ist seine Strategie? Im Bild der Artikel des Corriere della Sera vom 18. Februar 2018.
„Was uns betrifft, ist die Entscheidung gefallen: Ab Ende März geht jeder Tag gut, um das Abkommen mit den chinesischen Behörden über die Prozedur zur Ernennung der katholischen Bischöfe zu unterzeichnen.“

(Rom) Mit diesen Worten zitierte der Corriere della Sera in seiner Sonntagsausgabe einen namentlich nicht genannten „vatikanischen Vertreter“.

Er „bestätigte den bedeutenden Schritt vorwärts in den Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und Peking“, so die führende italienische Tageszeitung.

Die „Wende“ werde auch von Washington aufmerksam beobachtet.

Vatikan drängt auf Eile mit China: Schismagefahr?
Der Heilige Stuhl „drängt“ auf Eile, weil er „die Möglichkeit eines Schismas zwischen der von der Regierung unterstützten, sogenannten patriotischen Kirche und der ‚Untergrundgemeinschaft‘ der allein Rom gehorsamen Katholiken, die lange von der Kommunistischen Partei verfolgt wurde, abwenden will.“


Chinas Katholiken, Nutznießer oder Bauernopfer politischer Strategien des Vatikans?

Die Aussage gibt, wie andere Stellungnahmen der vergangenen Wochen zeigen, die offizielle Position wider. Erstaunlich ist die Begründung, daß schnell gehandelt werden müsse, weil es sonst zu einem Schisma kommen könnte. Von welcher Seite fürchtet Rom ein Schisma?

Das Schisma der regimehörigen Patriotischen Vereinigung ist seit Jahrzehnten eine Realität. Da der Vatikan der Meinung ist, daß die Kommunistische Partei Chinas nach fast 70 Jahren ihrer Herrschaft endlich bereit sei, mit dem Heiligen Stuhl offiziell bilaterale Beziehungen aufzunehmen, ist ausgeschlossen, daß die regimeabhängige und weisungsgebundene Patriotische Vereinigung in der KP-Diktatur eigene Wege wagen könnte.

Die Begründung hinkt demnach, weil – wie chinesische Kritiker sagen – die ganze Vorgehensweise des Vatikans zweifelhaft sei.

Befürchtet Rom also, daß sich ausgerechnet die romtreue Untergrundkirche, jene Bischöfe und Katholiken, die 70 Jahre Verfolgung erduldet haben, nun von Rom abfallen könnten? Dann wäre dringend die Frage nach dem Warum zu stellen. Könnte der Grund in der Zweifelhaftigkeit der neuen „Freundschaft“ zwischen Rom und Peking zu suchen sein?

Das Mantra der vatikanischen Diplomatie
Auf Seite 13 titelte der Corriere della Sera:

„China, der Papst hat schon Ja gesagt“. Die Hintergründe Peking–Vatikan. Ab März Abkommen über die Bischöfe“.

In der Untergrundkirche werden solche Schlagzeilen wie ein Dolchstoß empfunden. Der Corriere della Sera befaßt sich in seinem Bericht vordringlich mit diplomatischen Aspekten der Annäherung, während geistliche Konsequenzen unberücksichtigt bleiben. Die Informationen für den Bericht stammen aus dem direkten Umfeld des Papstes bzw. des Staatssekretariats. Daraus geht hervor, daß es der Heilige Stuhl ist, der den diplomatischen und politischen Aspekten Vorrang einräumt und die geistlichen Aspekte zurückgestellt hat.

Die italienische Tageszeitung schreibt dazu:

„’Es geht darum, ein neues Kapitel aufzuschlagen‘, erklärt man im päpstlichen Rom. ‚Wir wollen nicht mehr eine Kirche, die per definitionem in Opposition zur chinesischen Regierung stehen muß. Man muß miteinander reden, auf pragmatische Weise, die Ideologie des Kalten Krieges und des Konflikts überwinden.‘ Niemand ist bereit, darauf zu wetten, daß alle in der sogenannten Untergrundkirche das akzeptieren werden, wenngleich die Signale positiv seien. Die beiden ‚nicht offiziellen‘ Bischöfe, die sich noch dem Abkommen widersetzten, wurden überzeugt, sich aus Gehorsam gegenüber dem Papst zurückzuziehen und den von der chinesischen, patriotischen Kirche, also der Regierung, designierten, Platz zu machen. ‚Wir wissen, daß es sich um ein schlechtes Abkommen handelt, weil die Chinesen das Messer in der Hand halten, und wir Katholiken bluten, wann immer wie es ergreifen. Aber Peking akzeptiert, daß die Kirche von Rom in die religiöse Frage eintritt: Das wurde bisher nie erlaubt. Und zudem ist die Tür heute angelehnt. Morgen könnte sie sich schließen, und jeder Dialog würde noch schwieriger. Besser ein schlechtes Abkommen als gar kein Abkommen‘, ist das Mantra der vatikanischen Diplomatie.“

Mit den „nicht offiziellen“ Bischöfen sind die rechtmäßigen, romtreuen Untergrundbischöfe von Shantou und Mindong gemeint. Sie sollen, darauf drängt der Vatikan seit Oktober 2017, zurücktreten, um zwei unrechtmäßigen, von der Kommunistischen Partei ernannten, exkommunizierten Bischöfen Platz zu machen. Papst Franziskus will diese schismatischen und exkommunizierten Bischöfe allerdings im Zuge des Abkommens anerkennen. Die exkommunizierten Schismatiker würden damit zu den rechtmäßigen Bischöfen. So sieht es das Regime bereits heute.

Die Warnung von Kardinal Zen


Kardinal Zen als unermüdlicher Mahner, im Bild bei der Heiligen Messe im überlieferten Ritus in Hong Kong

Kardinal Joseph Zen, die graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche mahnt unermüdlich vor einem Abkommen mit dem kommunistischen Regime, weil dieses gar „nicht vertragsfähig“ sei. Dem Regime gehe es nur um Kontrolle. Das Abkommen bedeute die Unterwerfung des Heiligen Stuhls und die Auslieferung der Untergrundkirche an das Regime, so der streitbare Purpurträger in Hong Kong.

Davon wollen die Baumeister der „Neuen Ostpolitik“ in Rom aber nichts hören. Sie sitzen ja auch nicht im Käfig, worauf Kardinal Zen am 5. Februar unter anderem anspielte:

„Das Problem ist nicht die Größe des Käfigs, sondern wer im Käfig sitzt.“

In Rom geht es um Politik.

Details des von Rom angestrebten Abkommens sind bisher nicht bekannt. Peking äußerte sich noch gar nicht zur Sache.

Sanchez Sorondo, der treue Diener seines Herrn
Die Annäherung an das kommunistische Regime im mächtigen „Reich der Mitte“ wurde vom politischen Arm von Papst Franziskus, Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, eingefädelt. Der erste konkrete Schritt war am 2. Februar 2016 ein Interview von Papst Franziskus mit der regimenahen Asia Times. Darin schmeichelte er den Herren in Peking und schwieg zur Christenverfolgung, so wie er insgesamt alle kritischen Aspekte, beispielsweise die Menschenrechte, ausklammerte.

Anfang August 2017 hielt sich Sanchez Sorondo persönlich in der Volksrepublik China auf, um Feinarbeit zu leisten. Offizieller Anlaß war die Teilnahme an einer Tagung über Organtransplantationen. Wichtiger waren die Kontakte, die er am Rande der Tagung hatte, über die von den Medien nicht berichtet wurde. Zum Abschluß sagte Sanchez Sorondo Richtung Peking:

„China könnte ein Modell sein, das wir heute brauchen, um auf die Globalisierung zu antworten, ein Modell für die Würde und die Freiheit des Menschen.“


Starker Tobak, der aber an der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt vorüberging.

Als Kardinal Zen Ende Januar das Doppelspiel von Papst Franziskus enthüllte, legte Sanchez Sorondo nach. Doppelspiel? Papst Franziskus verhandelte hinter dem Rücken mit dem kommunistischen Regime und streute zugleich der romtreuen Untergrundkirche Sand in die Augen, indem er – auf Verhandlungen angesprochen – beteuerte, von nichts zu wissen.

Als die Sache aufflog eilte Sanchez Sorondo dem Papst zu Hilfe und bekräftigte, daß Rom seine Weichen gestellt und die Untergrundkirche bei dieser Entscheidung keine Stimme im Kapitel habe. Wörtliche sagte der politische Arm des Papstes am 2. Februar 2018 gegenüber Vatican Insider:

„In diesem Moment sind jene, die die Soziallehre der Kirche am besten verwirklichen, die Chinesen.“

Es geht also um weit mehr, als nur um Chinas Katholiken. Im Vatikan bastelt jemand an einer globalen, politischen Strategie. In diesem Spiel ist die Volksrepublik China eine wichtige Schachfigur, die katholische Untergrundkirche dagegen nur ein Bauernopfer. Oder geht es nur um einen bedenklichen Vorrang der Politiker und Diplomaten vor den Seelsorgern?

„Lieber ein schlechtes Abkommen, als gar kein Abkommen. Der Papst hat schon Ja gesagt.“

https://www.katholisches.info/2018/02/pa...republik-china/

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corriere.it/AsiaNews/NLM/China Organ Transplantation Development Foundation (Screenshots)
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