Polizist Arnaud Beltrame bei IS-Geiselnahme getötet Frankreich weint um seinen Helden
Der getötete Polizist Arnaud Beltrame
Samstag, 24.03.2018, 19:26 Nach dem Tod eines Polizisten, der sich beim islamistischen Terroranschlag am Freitag gegen Geiseln hatte eintauschen lassen, herrscht in Frankreich große Trauer.
"Indem er sein Leben gegeben hat, um die mörderische Eskapade eines dschihadistischen Terroristen zu stoppen, ist er als Held gefallen", sagte der französische Präsident Emmanuel Macron am Samstag. Innenminister Gérard Collomb twitterte: "Frankreich wird niemals sein Heldentum, seine Tapferkeit und sein Opfer vergessen."
Der 45-jährige Arnaud Beltrame, der bei dem Terrorangriff in Südfrankreich am Freitag schwer verletzt worden war, starb in der Nacht zum Samstag. Er hatte sich bei der Geiselnahme in einem Supermarkt im kleinen Ort Trèbes freiwillig in die Gewalt des Täters - der dort zuvor schon zwei Menschen getötet hatte - begeben.
VIDEO https://www.focus.de/politik/ausland/dur..._id_8661621.htm
Polizist blieb alleine mit Terrorist zurück Die Gendarmerie erläuterte auf Anfrage, der Mann habe sich bei Verhandlungen mit dem Täter gegen eine Geisel eintauschen lassen. Unklar sei noch, ob die anderen Geiseln zum gleichen Zeitpunkt gehen konnten oder möglicherweise schon kurz vorher - jedenfalls war der Polizist am Ende alleine mit dem Täter im Supermarkt. Er habe sein Leben für die Freiheit der Geiseln gegeben, twitterte die Gendarmerie.
Der Beamte hatte laut Collomb sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Supermarkt abgespielt habe. Der Mann wurde lebensgefährlich verletzt, als der Angreifer unter noch nicht ganz geklärten Umständen auf ihn schoss - daraufhin stürmte die Polizei das Gebäude und erschoss den Terroristen Radouane L. Auch zwei weitere Beamte wurden bei dem Zugriff verletzt.
"Ich mache meine Arbeit, Mama, das ist alles" Der Held von Trèbes: Erst in diesem Sommer sollten Beltrame und seine Frau Marielle noch einmal kirchlich getraut werden, berichtet "Le Monde". Der Priester Jean-Baptiste, der die Zeremonie leiten sollte und viele Stunden mit dem Paar verbracht hatte, eilte nach dem Vorfall im Supermarkt ins Krankenhaus, in dem der Polizist mit seinen schweren Verletzungen behandelt wurde. Dort erteilte er ihm das Sakrament der Ehe und der Krankensalbung.
Die Mutter Beltrames sprach mit dem französischen Radiosender RTL. Sie habe direkt geahnt, dass es sich bei dem heldenhaften Polizisten nur um ihren Sohn handeln konnte. "Er war schon immer so, seit seiner Geburt. Er tat alles für sein Land. Er sagte immer zu mir: 'Ich mache meine Arbeit, Mama, das ist alles.'"
Wie die Tageszeitung “La Dépêche du Midi” zudem berichtet, hatte Beltrame im Dezember 2017 zusammen mit lokalen Behörden, Polizei und Feuerwehr in Carcassonne eine Anti-Terror-Übung organisiert, bei der ausgerechnet ein Angriff auf einen Supermarkt mit vielen Toten simuliert worden war.
IS-Hinweise bei Hausdurchsuchung Bei einer Durchsuchung des Hauses, in dem der Attentäter lebte, fanden Ermittler erste Hinweise auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Dabei handelt es sich um digitale Datenträger und handschriftliche Aussagen mit Anspielungen auf den IS, wie der Deutschen Presse-Agentur in Paris aus Justizkreisen bestätigt wurde. Das Geschriebene würde an ein Testament erinnern.
Der 25-jährige Attentäter Radouane L. hatte bei mehreren Attacken in der Region Carcassonne auf Menschen geschossen. Mit dem Tod von Beltrame stieg die Anzahl der von ihm getöteten Menschen auf vier. Der Angreifer hatte sich selbst als "Soldat" des IS bezeichnet. Die Terrormiliz hatte die Taten anschließend für sich reklamiert.
Die Ermittler wollen nun die Hintergründe aufklären - insbesondere, ob der Angreifer Mitwisser oder Unterstützer hatte. Auch die Herkunft seiner Waffe soll untersucht werden. Eine Frau aus dem Umfeld des Täters sowie ein minderjähriger Freund von Radouane L. wurden in Polizeigewahrsam genommen.
Attentäter war vorbestraft Der Angreifer hatte Vorstrafen wegen kleinerer Delikte, auch eine kurze Haftstrafe saß er ab. Die Behörden hatten ihn aber auch seit Jahren wegen möglicher Radikalisierung in einer Datenbank erfasst. 2016 und 2017 wurde er deshalb sogar überprüft - in welcher Form, war zunächst nicht bekannt. Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins sagte, dabei hätten sich keine Anzeichen für die Vermutung ergeben, dass der Mann zu einer Terrortat schreiten könnte.
Vor der Supermarkt-Attacke hatte der Mann einige Kilometer entfernt in Carcassonne bereits einen Menschen getötet und einen weiteren schwer verletzt. Anschließend schoss er auf Bereitschaftspolizisten, die gerade vom Joggen in ihre Kaserne zurückkamen, und verletzte einen von ihnen an der Schulter. Danach fuhr er nach Trèbes und betrat den Supermarkt.
Video: "Er schrie Allahu Akbar": Supermarkt-Kundin schildert, wie sie Terror entkam
https://www.n-tv.de/politik/Ermittler-en...le20353349.html
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