Professoren sollen Studenten genötigt haben „Sodom und Gomorrha“ an Münchner Hochschule: Ganzes Ausmaß sexueller Übergriffe kommt raus
[München] dpa/Frank Leonhardt/ARCHIVDie Münchner Musikhochschule (Archivbild) Freitag, 11.05.2018, 21:15 Es geht um Sex im Büro, Unterricht mit Pornos und mehrere Vergewaltigungen: Ein ehemaliger Präsident und ein ehemaliger Professor der Münchner Musikhochschule müssen sich wegen sexueller Übergriffe verantworten. Eine interne Umfrage zeigt jetzt das ganze Ausmaß des Skandals.
Der ehemalige Präsident Siegfried Mauser steht seit November vor dem Münchner Landgericht. Im Jahr 2004 soll er eine Bewerberin auf eine Assistenten-Stelle in seinem Büro vergewaltigt haben. „Jetzt ist das Sofa eingeweiht“, soll er der Frau zufolge im Anschluss gesagt haben. Eine andere Frau soll er drei Mal jeweils bei Bewerbungsgesprächen sexuell genötigt haben.
Mauser streitet das ab: Die sexuellen Handlungen seien im Einvernehmen abgelaufen. Die Bewerberin auf die Assistenten-Stelle sagte aus, sie habe während der Vergewaltigung vor Schmerzen geschrien: „Es hat wehgetan.“ Mauser zufolge seien es Lustschreie gewesen. Außerdem hatten die beiden zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal einvernehmlich Sex gehabt – dazu wäre es kaum gekommen, wenn er die Frau vergewaltigt hätte, argumentiert Mauser.
Bereits wegen sexueller Nötigung verurteilt Der Komponist war bereits im April 2017 wegen sexueller Nötigung einer Professorin in zweiter Instanz zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Laut Urteil hatte er die Frau in zwei Fällen sexuell bedrängt.
Einen weiteren Professor der Musikhochschule, Hans-Jürgen von Bose, hatte die Staatsanwaltschaft München I im Juli 2016 angeklagt. Bose soll zwischen 2006 und 2007 die Schwester eines seiner Studenten mehrmals vergewaltigt haben. Der Komponist streitet das ab.
Explosive interne Umfrage Eine interne Umfrage, über die jetzt der „Spiegel“ berichtet, zeigt das Klima der sexuellen Angst, die im Umfeld der Münchner Musikhochschule geherrscht haben muss. 115 von 800 Hochschulangehörigen hätten demnach angegeben, „anzügliche Bemerkungen“ gehört zu haben, 56 hätten „anzügliche Gesten“ wahrgenommen. 34 Angehörige der Hochschule seien begrapscht worden, neun Befragten seien Genitalien gezeigt worden, acht Befragte seien zu sexuellen Handlungen genötigt worden. Auch eine Vergewaltigung sei gemeldet worden.
Die Strukturen, in denen der Unterricht in Musikhochschulen abläuft, erleichtern es Lehrern, ihre Machtpositionen für sexuelle Handlungen auszunutzen. Einzelunterricht ist keine Seltenheit, Schüler und Lehrer sind sich während der Unterrichtsstunden sehr nahe. Oft reisen Professoren mit ihren Schülern zu Auftritten. Und: Studenten an Musikhochschulen sind besonders abhängig von ihren Professoren, weil sie mehr Macht über die Zukunft ihrer Schüler haben als ihre Kollegen an anderen Universitäten.
Pornos im Privatunterricht In den Privatstunden, die Bose mit einer Sondergenehmigung bei sich zu Hause abhalten durfte, soll der Komponist seinen Schülern Pornos gezeigt haben, oft gegen deren Willen, wie sie heute sagen. Affären zwischen Professoren und Studenten sollen Alltag gewesen sein, Bose zeugte mit einer 23-jährigen Schülerin sogar ein Kind. Vieles davon geschah einvernehmlich, das macht die Lage nur noch unübersichtlicher. Als „Sodom und Gomorrha“ hatte ein Strafverteidiger schon 2017 die Zustände an der Musikhochschule bezeichnet.
Sollte Mauser noch einmal verurteilt werden, droht ihm eine Gefängnisstrafe. Ob und wann ein Urteil gegen Bose fällt, ist noch nicht abzusehen: Zwei Jahre nach der Anklage ist noch immer kein Prozess angesetzt.
Im Video: Nach PAG-Demo in München – Innenminister Herrmann spricht von „Lügenpropagand https://www.focus.de/kultur/musik/profes...id_8916317.html
https://www.focus.de/politik/deutschland...id_8915371.html
+++++ In München haben am Donnerstag Zehntausende gegen das geplante neue bayerische Polizeiaufgabengesetz (PAG) demonstriert. Für Bayerns CSU-Innenminister Joachim Herrmann sei „Lügenpropaganda“ der Grund für den starken Zulauf der Demonstration gewesen.
„Ich bin vor allen Dingen überrascht davon, dass die zum Teil auch Lügenpropaganda der letzten Wochen wohl auch manch unbedarfte Menschen in die Irre geführt hat“, sagte Herrmann am Freitag im Bayerischen Rundfunk. Änderungen an dem Gesetz erwartet der Landesinnenminister trotz des Drucks der Öffentlichkeit nicht. Er gehe davon aus, dass wie geplant am Dienstag die letzte Lesung stattfinden werde und der Landtag dann auch mit Mehrheit zustimmen werde. Als Aufgabe der Landesregierung sehe er nun, den Menschen das Gesetz noch besser zu erklären und klarzustellen, was es wirklich bedeute – und was blanker Unfug sei.
Hermann sieht viele Vorteile für die Bürger Die Sorgen der Kritiker, dass mit dem Gesetz auch unbescholtene Bürger ins Visier der Polizei geraten könnten, teilt Herrmann nicht. „Da wird alles in einen Topf geworfen, als ob von bestimmten Maßnahmen jeder Bürger jetzt ständig betroffen sein könnte, davon kann überhaupt keine Rede sein“, sagte Herrmann. Für den bayerischen Innenminister bringt das Gesetz für die Bürger viele Vorteile. „Es ist eine Verbesserung des Datenschutzes, des Rechtsschutzes, aber auch der Sicherheit der Menschen in unserem Land.“ https://www.focus.de/politik/deutschland...id_8915371.html Auch im Video - Merkel kritisiert Trump ungewohnt scharf: „Nicht mehr so, dass Amerika uns schützt“
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