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  • 13.05.2018 00:51 - Überforderte Eltern, schwierige Kinder – die Erziehungsmisere
von esther10 in Kategorie Allgemein.

DEUTSCHLAND VERHALTENSAUFFÄLLIG



Überforderte Eltern, schwierige Kinder – die Erziehungsmisere

Mobbing ist an Schulen ein immer größer werdendes Problem, weil die Lehrer bei dem Thema oft überfordert sind. Familienministerin Giffey jetzt Anti-Mobbing-Profis in die Schulen schicken.

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https://www.welt.de/politik/deutschland/...17.4651937&r=68

Quelle: WELT/Katharina Puche

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An deutschen Schulen sind mindestens 87.000 Mädchen und Jungen verhaltensauffällig. Lehrer machen dafür vor allem die Eltern verantwortlich. Mütter und Väter fühlen sich oft überfordert.
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Da ist der 13-Jährige, der im Klassenzimmer mit Stühlen um sich schmeißt, wenn er sich ärgert. Ein 17-Jähriger verlässt den Unterricht nach Belieben, um auf dem Schulhof zu rauchen. Mädchen dagegen neigen eher zu verbaler Gewalt, mobben Lehrer und Mitschüler oder schmieden Intrigen. Auch Selbstverletzungen seien ein Thema, sagt Benjamin Kurz. „Wir sind keine Brennpunktschule. Aber es ist schon beachtlich, wie viele Kinder hier erhebliche Probleme im Umgang haben.“

Kurz arbeitet an einer Realschule in Rheinland-Pfalz; irgendwo im ländlichen Raum. Seinen richtigen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Zu groß sind seine Bedenken, mit der Schulleitung aneinanderzugeraten. Kurz ist Schulsozialarbeiter, zu ihm kommen Schüler, Lehrer und Eltern, die Probleme haben.

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Selten sind es die ganz krassen Fälle, mit denen er zu tun hat: Missbrauch, Messerangriffe oder Selbstmordfantasien. Er kümmert sich vielmehr um die „typischen Krawallmacher“, wie er sie nennt: Schüler, die eine geringe Frustrationstoleranz haben und schnell aggressiv werden, Aufforderungen wiederholt ignorieren, generell kein Verständnis für Regeln haben. Rund zehn Prozent der Schüler, schätzt Kurz, fallen in diese Kategorie. Sie gefährden zwar nicht den Schulfrieden, aber in erheblichem Maß den Unterrichtsablauf.

Kurz erklärt den auffällig gewordenen Jugendlichen, dass sie sich an Regeln halten müssen. Dass sie auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmen müssen. Dass es nicht in Ordnung ist, Mitschüler oder Lehrer zu schlagen. Mal redet er ihnen ins Gewissen, mal versucht er es konfrontativ – je nach Verfassung der Schüler. „Mit den schwierigen Kindern klarzukommen, ist mein Job“, sagt Kurz. Dennoch fragt er sich immer öfter: Müsste das, was ich hier mache, nicht eigentlich das Elternhaus leisten?

Laut Grundgesetz haben Eltern und Schule den Auftrag, Kinder und Jugendliche zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu erziehen. Es war dabei lange klar, wer welche Aufgaben übernimmt. Doch diese Arbeitsteilung gerät seit einiger Zeit mehr und mehr aus dem Gleichgewicht.

Lehrer beklagen, dass Eltern immer weniger in der Lage seien, ihren Teil der Erziehungsarbeit zu leisten. Eltern selbst haben den Eindruck, dass sie die Orientierung bei der Erziehung ihrer Kinder verloren hätten – mit zum Teil dramatischen Folgen.

Beschimpfungen, Attacken, allgemeine Verrohung
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Erst jüngst veröffentlichte der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) eine Studie zu Gewalt an Lehrern – es war darin von Beschimpfungen im Klassenzimmer die Rede und auch von körperlichen Attacken. Umgehend entbrannte eine Debatte über eine allgemeine Verrohung der Schüler und einen damit einhergehenden Respektverlust vor Autoritäten.

Aber auch die Rolle der Eltern stand in der Kritik. In einer Fernsehtalkshow forderte ein Schüler: „Die Eltern sollten ihre Vorbildfunktion wahrnehmen.“ Aber ist es so einfach?

Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann registriert seit Jahren eine stetig wachsende Zahl von Beschwerden aus den Schulen. „Ein Teil des Problems ist, dass immer mehr Kindern das Wort Nein aus dem Elternhaus nicht mehr bekannt ist und ihnen auch Toleranz und Respekt vor anderen nicht beigebracht werden“, sagt Beckmann. Er verweist auf Zahlen der amtlichen Schulstatistik. Daran lässt sich ablesen, dass der Anteil der Kinder, denen ein besonderer Förderbedarf im Bereich emotional-soziale Entwicklung bescheinigt wurde, in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist.

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Im Jahr 2007 hatten demnach rund 0,6 Prozent aller Schüler bis zur 10. Klasse eine solche Diagnose. 2016 waren es bereits 1,2 Prozent. Heißt: In den Klassen saßen zuletzt rund 87.000 Schüler, bei denen eine Verhaltensauffälligkeit offiziell bestätigt ist. Die Dunkelziffer sei größer, sagt Beckmann. Auffallend ist, dass der soziale Hintergrund laut Beckmann keine so große Rolle spielt: Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten kämen aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Beckmann sieht eine Ursache für diese Entwicklung im Elternhaus der Kinder. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelinge nicht so, wie sie gelingen sollte. „Eltern sind oft nicht mehr in der Lage, die Kräfte aufzubringen, die es braucht, um ein Kind zu erziehen“, sagt Beckmann. Doch es seien eben die Eltern, die die „Kernerziehungskompetenz“ hätten.

„Wir können nicht allein richten, was zu Hause nicht vorgelebt wird“, sagt Beckmann. Um in den Schulen ihren Anteil am Erziehungsauftrag zu erfüllen, seien Lehrer auf die Kooperation der Eltern angewiesen. Doch offenbar sind immer mehr Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert.

Eltern haben heute oft den Eindruck, dass sie die Orientierung bei der Erziehung ihrer Kinder verloren haben
Eltern haben heute oft das Gefühl, die Orientierung bei der Erziehung ihrer Kinder verloren zu haben
Quelle: Getty Images/Image Source

Wie schwierig es für Mütter und Väter oft ist, ihren Erziehungsauftrag und zugleich ihre eigenen Ansprüche zu erfüllen, weiß Nicole Böddeker aus ihrer Beratungspraxis. Sie ist Sozialpädagogin in einer Grundschule in Nordrhein-Westfalen und nimmt oft so etwas wie eine Mittlerrolle zwischen Lehrern und Eltern ein. „Ich merke immer wieder, dass auf Eltern häufig ein enormer Druck lastet“, sagt sie. „Sie müssen teilweise beide arbeiten, um die Familie zu versorgen und die Miete zu zahlen.“

Weil Eltern es nicht mehr schaffen, ihre Kinder zu erziehen, steigen die Anforderungen an Schulen und Lehrer. Immer häufiger stünden daher nicht Mathematik und Englisch im Mittelpunkt des Unterrichts, sondern das soziale Miteinander der Klasse, sagt Böddeker. Und selbst das Erlernen grundlegender Alltagsfertigkeiten würde inzwischen auf die Schule übertragen, darunter Schwimmen, Radfahren, Schleifebinden und das Halten eines Stifts.

Dass Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder immer häufiger scheitern, erklärt Henrike Paede vom Bayerischen Elternverband mit dem Verlust von „Erziehungswissen und Erziehungstradition“ in den Familien. „Meist wohnen die eigenen Eltern nicht mehr im Haus, wen sollen Mütter und Väter denn fragen, wenn es um ihren Nachwuchs geht?“, sagt Paede. Sie schlägt vor, dass alle Eltern schon vor der Geburt ihrer Kinder einen kostenlosen „Erziehungskurs“ besuchen sollten – und zwar unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund.

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Wie verzweifelt Eltern oft sind, wenn sie mit der Erziehung nicht mehr weiterwissen, erfährt der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff fast täglich. Seit 30 Jahren betreut er in seiner Bonner Praxis Kinder und Jugendliche, die derart verhaltensauffällig sind, dass sie in der Schule nicht mehr zurechtkommen – und meist sind auch die Eltern dabei. Winterhoff stellt fest: „Seit Mitte der 90er-Jahre hat sich etwas verändert.“

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Früher seien Kinder in einer Umgebung aufgewachsen, in der sich ihre Psyche ihrem Alter gemäß entwickeln konnte. Eltern hätten sich bei der Erziehung ihrer Kinder stark auf ihre Intuition gestützt.

Heute, so beobachtet Winterhoff, fordere die schnelllebigere Welt andauernd die Aufmerksamkeit der Mütter und Väter. So reagierten sie oft nur noch auf das, was von allen Seiten auf sie einprassle: auf die Nachrichten auf dem Smartphone, auf den Telefonanruf – oder auf das Gequengel des Kindes, das auf diese Weise Beachtung findet. „Das Kind macht dann die Erfahrung, dass sich die Erwachsenen steuern lassen“ sagt Winterhoff. Statt konsequent zu bleiben, geben die Eltern bei jedem Gejammer nach. „Das ist aber fatal für die Entwicklung der Psyche.“

Kinder haben nicht gelernt, mit Kritik umzugehen
Wenn Kinder dauernd erfahren, dass sie sich gegenüber ihren Eltern durchsetzen können, fällt es ihnen schwer, sich von anderen etwas sagen zu lassen. „In der Schule lernen diese Kinder lustorientiert“, sagt Winterhoff. „Sie arbeiten, wenn es ihnen passt.“

Stelle ein Lehrer plötzlich Ansprüche oder übe gar Kritik, könne es zu einer massiven Arbeitsverweigerung kommen. „Die Kinder haben ja nie gelernt, damit umzugehen.“ Die Zukunft, die Winterhoff voraussagt, ist daher wenig rosig: Er warnt vor Schulabbrechern in großer Zahl. „Wir müssen dringend gegensteuern, wenn wir diese Kinder nicht verlieren wollen“, sagt Winterhoff. Aber wie?

Winterhoff macht deutlich, dass Erziehung mehr als die Vermittlung von Regeln ist – es gehe vor allem auch um die Bildung der Psyche. Dafür brauchten Kinder allerdings feste Bezugspersonen und feste Abläufe, an denen sie sich orientieren können. Einige der Eltern, die Winterhoff betreut, entscheiden sich nach einer Therapie dafür, beruflich kürzerzutreten – und deutlich mehr Zeit mit ihrem Kind zu verbringen.

Wer die Bezugspersonen der Kinder seien, spiele aber letztlich keine Rolle. Hauptsache, jemand übernehme diese Aufgabe. „Die Bildung der Psyche muss nicht im Elternhaus geschehen – auch Kitas und Schulen können diese Rolle übernehmen“, sagt Winterhoff. Dafür brauche es aber deutlich mehr Personal und eine neue Einstellung: Mit Betreuung und der reinen Weitergabe von Wissen sei es dann nicht mehr getan.
https://www.welt.de/politik/deutschland/...17.4651937&r=68

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