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  • 19.05.2018 00:27 - Warum Franziskus glaubt, daß der Heilige Geist ihn führt „Sie schreiben, ich bin ein Häretiker? Und ich lese sie nicht“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Warum Franziskus glaubt, daß der Heilige Geist ihn führt
„Sie schreiben, ich bin ein Häretiker? Und ich lese sie nicht“



Papst Franziskus: Sie nennen mich einen Häretiker, und ich lese sie nicht, denn sie wollen nur das Zweite Vatikanum verwässern.
(Rom) Wenn Papst Franziskus Pastoralreisen ins Ausland unternimmt, trifft er sich „privat“ mit der örtlichen Gemeinschaft der Jesuiten. So war es auch am 16. Januar in Santiago de Chile. Sein Vertrauter, Pater Antonio Spadaro, der Schriftleiter der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica, kündigte die „exklusive“ Veröffentlichung einer ausführlichen Mitschrift der Begegnung an. Sein Mitbruder, der kolumbianische Jesuit P. Jonathan Marín, war jedoch schneller. Marín hatte als Vertreter der Konferenz der Jesuitenprovinziale Lateinamerikas an dem Treffen in Santiago teilgenommen und am 19. Januar auf der Internetseite der kolumbianischen Jesuiten darüber berichtet. Am selben Tag fand auch das „private Treffen“ des Papstes mit den Jesuiten in Peru statt.

In der morgen erscheinenden Ausgabe der Civiltà Cattolica erfolgt nun die von Spadaro angekündigte Veröffentlichung der vollständigen Mitschrift der Antworten, die Papst Franziskus auf die Fragen seiner Mitbrüder in Chile und in Peru gab.
Papst Franziskus am 16. Januar mit Jesuiten in Santiago de Chile
Papst Franziskus am 16. Januar mit Jesuiten in Santiago de Chile
Bereits gestern konnte Pater Spadaro im Corriere della Sera vorab umfangreiche Auszüge abdrucken. Dazu wählte er die Überschrift:

„Gespräch mit dem Papst: ‚Die Blogs, die mich einen Häretiker nennen? Ich weiß, wer sie schreibt, und lese sie [deshalb] nicht“.

Ein Jesuit fragte das Kirchenoberhaupt: „Auf welche Widerstände sind Sie gestoßen, und wie haben Sie diese erlebt?“

Wenn es sich um „Schwierigkeiten“ handle, spreche er, Franziskus, „nie von ‚Widerständen‘, denn das würde bedeuten, „auf Unterscheidung zu verzichten, was ich aber tun will. Es ist leicht, zu sagen, daß es Widerstand gibt und sich nicht bewußt zu werden, daß in dem Kontrast auch ein Funke Wahrheit stecken kann. Das hilft mir auch, viele Dinge zu relativieren, die auf den ersten Blick Widerstände scheinen, aber in Wirklichkeit eine Reaktion sind, die aus einem Mißverständnis herrühren …“.

Und weiter:

„Wenn ich mir hingegen bewußt werde, daß es sich um einen wirklichen Widerstand handelt, bedauere ich das natürlich. Einige sagen mir, das sei normal, daß es Widerstand gibt, wenn jemand Veränderungen vornehmen will.“

Widerstände haben das Ziel, „das Konzil zu relativieren und zu verwässern“
Dann wurde Franziskus konkreter:

„Das berühmte ‚Das war schon immer so‘, herrscht überall und ist eine große Versuchung, die wir alle erlebt haben. Die Widerstände nach dem Zweiten Vaticanum, die es noch immer gibt, haben folgende Bedeutung: das Konzil zu relativieren und zu verwässern.“

Und seine Reaktion?

„Wenn ich Widerstände wahrnehme, versuche ich ins Gespräch zu kommen, wenn der Dialog möglich ist. Aber einige Widerstände kommen von Personen, die glauben, die wahre Lehre zu besitzen und beschuldigen dich, ein Häretiker zu sein. Wenn ich in diesen Personen, in dem was sie sagen oder schreiben, kein geistliches Wohlwollen finde, bete ich einfach für sie. Ich empfinde Bedauern, aber ich halte mich wegen der psychischen Hygiene nicht damit auf.“

Sagt Franziskus damit, er sei ein Mann des Dialogs und rede prinzipiell mit allen – mit allen außer mit seinen Kritikern, denn mit denen sei ein Dialog unmöglich, es fehle ihnen an geistlichem Wohlwollen oder sie hätten ein bestimmtes Ziel, das er nicht teile: die Verwässerung des Zweiten Vatikanischen Konzils? Die von Kritikern in den vergangenen 22 Monaten beispielsweise zu Amoris laetitia vorgebrachten Vorbehalte, Bitten und Appelle sind eine Bedrohung für die „psychische Hygiene“?

Sexualmoral anderer Zeiten
Zu Amoris laetitia wiederholte Franziskus, was er im September 2017 bereits den Jesuiten in Kolumbien gesagt hatte:

„Ich glaube, eines der Dinge, derer die Kirche heute besonders bedarf, und diese Sache findet sich sehr klar in den Perspektiven und den pastoralen Zielen von Amoris laetitia, ist die Unterscheidung. Wir sind gewohnt an das ‚man darf und man darf nicht‘. Auch ich habe in meiner Ausbildung die Denkweise erhalten: ‚Bis hierher darf man, bis dahin darf man nicht‘. Ich weiß nicht, ob sich jemand an jenen kolumbianischen Jesuiten erinnert, der uns im Colegio Maximo Moral lehrte. Als wir auf das Sechste Gebot zu sprechen kamen, hat es einer gewagt, die Frage zu stellen: ‚Dürfen sich Verlobte küssen?‘ Und er sagte: ‚Ja, das dürfen sie! Hauptsache, sie legen ein Taschentuch dazwischen.‘ Das ist eine forma mentis, eine allgemeine Theologie zu betreiben. Eine forma mentis, die auf der Einschränkung beruht. Und wir schleppen die Konsequenzen mit uns.“


Papst Franziskus am 19. Januar mit Jesuiten in Lima

Was Papst Franziskus nicht in Rechnung zu stellen scheint: Eine solche Denkweise zur Sexualmoral wurde – wenn schon – von einer Generation vertreten, die es längst nicht mehr gibt. Bereits seine Generation, Franziskus wurde im Dezember 81 Jahre alt, hinterfragte diese Haltung, wie er selbst durch diese und ähnliche Anekdoten belegt. Die jüngeren Generationen, also der Großteil der heute lebenden Menschen, hat nie, nicht einmal in Ansätzen, eine solche Meinung gehört, geschweige denn wurde sie danach geformt.

Die „Konsequenzen“, von denen Papst Franziskus spricht, können kaum mehr jene sein, die er nahelegt, denn an deren veremintliche Ursachen kann sich von den Jüngeren niemand mehr erinnern. Sie „Konsequenzen“ rühren wohl vielmehr von einer ins andere Extrem ausschlagenden Reaktion her, die auch – jedenfalls im Westen, und wohl auch in Argentinien – von manchen kirchlichen Kreisen unterstützt wurden. Um das Thema Sexualität machten zahlreiche Kleriker seit den 60er Jahren einen großen Bogen oder stimmten in den Laissez-faire-Chor ein. Zu einer ernsthaften und guten Vermittlung der katholischen Morallehre an die Jugend kommt es seit den 70er Jahren nicht mehr. Davon spricht Papst Franziskus aber nicht. Er scheint seinem Denken Erfahrungen zugrundezulegen, und offenbar auch sein Handeln danach auszurichten, die Lichtjahre von den Erfahrungen der jüngeren Generationen entfernt sind. Und von diesen Jüngeren kommen manche schon ins Pensionsalter.

Zur Berufungskrise: „Schaut wie Franz Xaver immer vorwärts“
Ein Jesuit fragte Franziskus, was jenen in der Gesellschaft Jesu zu sagen sei, die alt werden und hinter sich immer weniger Mitbrüder sehen.

„Betrachtet man die Abnahme der Jungen und der Kräfte, könnte man einer institutionellen Trostlosigkeit verfallen. Nein, das könnt ihr euch nicht erlauben. Die Trostlosigkeit zieht dich nach unten, das ist eine tropfnasse Decke, die man dir hinwirft, um zu sehen, wie du damit zurechtkommst, und das führt dich zur Verbitterung, zur Enttäuschung. Ich frage mich, ob Franz Xaver, wegen seines Scheiterns, China zu sehen, aber es nicht betreten zu können, trostlos wurde. Nein, ich stelle mich vor, daß er sich an den Herrn gewandt hat und sagte: ‚Du willst es nicht, daher Ciao, das paßt so‘. Er hat sich dafür entschieden, den Weg zu gehen, der ihm vorgeschlagen wurde, und in dem Fall war das der Tod!… Aber das paßt so! Schaut wie Franz Xaver an den Toren Chinas immer vorwärts… Gott weiß!“

„Treffe mich jeden Freitag mit Mißbrauchsopfern“
Ein anderer Jesuit bat den Papst um einige Worte zum Thema Sexualmißbrauch: „Wir sind von diesen Skandalen sehr gezeichnet“.

Dazu Papst Franziskus:

„Das ist die größte Trostlosigkeit, die die Kirche erlebt. Das zwingt uns, uns zu schämen. Man muß aber auch daran erinnern, daß die Scham auch eine sehr Ignatianische Gnade ist. Nehmen wir sie also als Gnade und schämen wir uns zutiefst. Wir müssen die Kirche mit ihren Übeln lieben… Ich erzähle dir ein Erlebnis. Der 24. März ist in Argentinien der Gedenktag an den Militärputsch, die Diktatur, die Desaparecidos, und die Plaza de Mayo füllt sich, um zu gedenken. An einem solchen 24. März, als ich die Straße überquerte, war da ein Paar mit einem Kind von zwei oder drei Jahren, und das Kind lief voraus. Der Vater sagte zu ihm: ‚Komm, komm, komm her… Nimm dich in acht vor den Pädophilen!“ Was habe ich mich geschämt! Was für eine Schande! Sie waren sich nicht bewußt, daß ich der Erzbischof war. Ich war ein Priester und … was für eine Schande! Manchmal nützt man Trostpreise und manche sagen sogar: ‚Schau die Statistiken an, … ich weiß nicht … 70 Prozent der Pädophilen sind im familiären Bereich, Bekannte. Dann gibt es die Turnhallen, die Schwimmbäder. Der Prozentsatz der Pädophilen, die katholische Priester sind, liegt nicht einmal bei zwei Prozent. Es sind 1,6 Prozent. Das ist letztlich nicht viel …‘ Aber es ist schrecklich, und wenn es nur ein einziger wäre von diesen unseren Brüdern! Denn Gott hat ihn gesalbt, um die Kinder und die Großen zu heiligen, und er hat sie zerstört. Das ist schrecklich! Man muß hören, was ein Mißbrauchter oder eine Mißbrauchte empfindet! Am Freitag – manchmal weiß man es, manchmal weiß man es nicht – treffe ich mich gewohnheitsmäßig mit einigen von ihnen. Ihr Prozeß ist sehr hart, sie sind vernichtet. Für die Kirche ist das eine große Demütigung. Sie zeigt nicht nur unsere Zerbrechlichkeit, sondern auch, sagen wir es ganz deutlich, unsere Heuchelei. Es ist kurios: Das Phänomen des Mißbrauchs ist immer das Ergebnis einer Mentalität, die mit Macht gekoppelt ist, die an ihren schlechten Wurzeln geheilt werden muß. Es gibt drei Ebenen des Mißbrauchs, die alle zusammengehören: Autoritätsmißbrauch, sexueller Mißbrauch und wirtschaftliches Schlamassel. Das Geld ist immer dabei: Der Teufel dringt über die Brieftasche ein.“

Woher weiß der Papst, daß sein Kurs vom Heiligen Geist gewollt ist?
Schließlich fragte ihn ein Mitbruder, woran er denn sehe, daß der Heilige Geist es ist, der die Kirche aktuell Richtung Zukunft bewege.

„Nehmt das Zweite Vatikanische Konzil zur Hand, Lumen gentium. In meiner Ansprache an die chilenischen Bischöfe forderte ich sie zur Entklerikalisierung auf. Die Evangelisierung wird von der Kirche als Volk Gottes gemacht. Von uns verlangt der Herr, daß wir eine Kirche sind, die hinausgeht, ein Feldlazarett … Eine Arme Kirche für die Armen. Die Armen sind nicht eine theoretische Formel der kommunistischen Partei, sie sind das Zentrum des Evangeliums! Ich spüre, daß der Geist uns auf diese Linie führt. Es gibt starke Widerstände, aber für mich ist die Tatsache, daß es sie gibt, ein Zeichen, daß das der richtige Weg ist. Sonst würde der Teufel sich nicht so daransetzen, Widerstand zu leisten.“

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corriere della Sera/jesuitas.cl/jesuitas.lat (Screenshots)


https://www.katholisches.info/2018/02/si...lese-sie-nicht/




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