Wirbel um Höllen-Aussage von Franziskus Kardinal drohte Papst mit Amtsenthebung 3. April 2018
Papst Franziskus Löste die Leugnung der Hölle einen Kardinalsaufstand gegen Papst Franziskus aus? (Rom) Am Gründonnerstag, 29. März, veröffentlichte Eugenio Scalfari in La Repubblica sein jüngstes Interview mit Papst Franziskus. Am 26. März hatte ihn das Kirchenoberhaupt anläßlich des Osterfestes in Santa Marta empfangen. Die Veröffentlichung sorgte hinter den Mauern des Vatikans für erheblichen Wirbel. Ein bedeutender Kardinal habe Franziskus noch am selben Tag einen unmißverständlichen Wink gegeben.
Das päpstliche „Scalfari-Lehramt“, wie diese Art von Publikationen genannt werden, die seit September 2013 in unregelmäßigen Abständen in La Repubblica erfolgen, wiederholte am vergangenen Gründonnerstag einige aufsehenerregende Thesen, die im offenen Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen. Scalfari selbst formulierte es so:
„Franziskus hört meine Frage an und antwortet mir dann auf eine Weise, die völlig anders war als das, was normalerweise erzählt wird“.
Eugenio Scalfari, der Freund des Papstes Dabei ging es darum, daß Papst Franziskus die Existenz der Hölle leugnete. Eine These, die aus seinem Mund gar nicht so neu ist. Bereits im Herbst 2017 ließ er sie durch Scalfari verkünden. Damals erfolgte die „Verlautbarung“ aber nicht in Form eines Interviews. Scalfari, der bekennende Atheist mit freimaurerischer Familientradition, verpackte die sensationellen Aussagen des Papstes in eine Kolumne und gab sie nur indirekt wieder. Die Aufmerksamkeit hielt sich in Grenzen, obwohl der Vatikan nicht dementierte.
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Dieses Mal erfolgte am Nachmittag aber eine Reaktion des Vatikans. Das vatikanische Presseamt veröffentlichte eine Art von Distanzierung. Es war keine wirkliche Distanzierung, was wohl deshalb schwer möglich wäre, weil Scalfari glaubwürdig betonte, dafür zu bürgen, den Sinngehalt der päpstlichen Aussagen getreu wiederzugeben. Wäre dem nicht so, würde der Papst nicht immer wieder seinen Kontakt suchen. Immerhin haben sich Scalfari und Franziskus bisher fünfmal persönlich zu Gesprächen getroffen und telefonieren „oft miteinander“.
Kein Dementi, aber die bisher kraftvollste Vatikan-Reaktion Dennoch war die Wortmeldung des Vatikans die bisher kräftigste ihrer Art nach einer Scalfari-Verlautbarung.
Am Ostersonntag berichtete Antonio Socci in der Tageszeitung Libero über Hintergründe dieser „Distanzierung“ und über einen heftigen Schlagabtausch, zu dem es hinter den vatikanischen Mauern gekommen sei. Socci titelte:
„So dementierte Bergoglio Scalfari und vermeidet den Prozeß durch die Kardinäle.“
Was war in den Vormittagsstunden des Gründonnerstages zwischen 7 Uhr und 14 Uhr geschehen, bevor sich Papst Franziskus für die Missa in Coena Domini für die Welt unsichtbar machte und hinter den Mauern des römischen Stadtgefängnisses Regina Coeli verschwand?
„Einige Purpurträger sollen Franziskus gewarnt haben: Die [Aussagen] über die Hölle sind häretische Thesen. Wenn Du sie nicht richtigstellst, riskierst Du das Petrusamt zu verlieren.“
Socci wird von zahlreichen Kollegen geschnitten, weil er einige Zeit die Gültigkeit der Wahl von Papst Franziskus bestritten hatte. Allerdings sagte er 2012 bereits den bevorstehenden Rücktritt von Papst Benedikt XVI. voraus, als ihn dieselben Kollegen deshalb auslachten. Vor allem gilt er aber als einer der aufmerksamsten katholischen Journalisten Italiens.
Kolossaler Coup oder Fake News des Jahrhunderts? Die Aussagen von Franziskus über die Hölle fanden dieses Mal, wahrscheinlich wegen des Triduum Sacrum, deutlich größere internationale Aufmerksamkeit als im Herbst 2016. Die britische Times titelte:
„Papst Franziskus schafft die Hölle ab“.
Im Vatikan rauften sich wahrscheinlich nicht nur einige Kardinäle die Haare und schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Dazu Socci:
„Wenn die Erklärung von Bergoglio authentisch ist, stehen wir dem kolossalsten Coup der zweitausendjährigen Papstgeschichte gegenüber. Sollte diese Erklärung nicht stimmen, wäre der Knüller von La Repubblica die Fake News des Jahrhunderts.“
Würde letzteres stimmen, wäre es ein Leichtes gewesen für den Vatikan gewesen Klarheit zu schaffen. Der Vatikansprecher hätte die häretischen Thesen zurückweisen und ein päpstliches Bekenntnis zur Lehre der Kirche abgeben können. Zwei Sätze hätten genügt. Doch das ist nicht geschehen. Es erfolgte stattdessen eine Wischiwaschi-Erklärung, wie sie diplomatischen Gepflogenheiten entspricht, weil andere Interessen auf dem Spiel stehen, und auch dann nur, wenn alle Seiten mitspielen.
Was sich am Gründonnerstag im Vatikan abgespielt habe, schildert Socci wie folgt. Zunächst erinnerte er an die gleichlautenden Behauptungen von Franziskus aus dem Vorjahr, die Scalfari nicht in Form eines Interviews, sondern einer Kolumne verbreitet hatte.
„Aus der verwirrten und verängstigten Kirche erfolgte keine Reaktion“.
Deshalb, so Socci, habe sich Scalfari dieses Mal noch einen Schritt weiter getraut und die Aussagen unter Anführungszeichen gesetzt, und damit wörtlich dem Papst zugeschrieben.
Kardinalsaufstand nach Papst-Aussage „Als die Zeitung am Donnerstagmorgen erschien, erfolgte aus dem Vatikan keine Gegendarstellung. So blieb es bis 15 Uhr, als mit vielen Stunden Verspätung jene Erklärung abgegeben wurde. Warum? Was war geschehen? Es scheint, daß dieses Mal wegen der Anführungszeichen, die Papst Bergoglio zwei ausdrückliche Häresien im Widerspruch zu zwei fundamentalen Dogmen der Kirche zuschreiben, ein bedeutender Kardinal (kein Italiener) sich empörte und einige Kollegen kontaktierte und dann auch in ihrem Namen Bergoglio direkt verdeutlichte, was dieses Interview für ihn bedeuten könne (das Bekennen von häretischen Thesen ist einer von vier Gründen, die zum Verlust des Petrusamtes führen). Bergoglio beriet sich mit dem Substituten, Msgr. Angelo Becciu, und beschloß, sich sofort in Sicherheit zu bringen mit jener Erklärung seines Sprechers, von der Scalfari im voraus in Kenntnis gesetzt wurde, der bisher mitspielte. Das würde erklären, warum La Repubblica die Gegendarstellung bis heute nicht veröffentlichte und auch nicht darauf antwortete. Wird aber die Sache damit zu Ende sein?“
Nicht nur in den USA, wie Socci hinweist, fragen sich katholische Intellektuelle und Kirchenvertreter, warum der Vatikan Scalfari nicht inhaltlich dementierte, um wirkliche Klarheit zu schaffen. https://www.katholisches.info/2018/04/ka...-amtsenthebung/ Text: Giuseppe Nardi Bild:
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