In Kölner Wohnung Ermittler finden tödliches Gift Rizin bei festgenommenem Tunesier
Das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei hatte eigene Chemie-Kampfstoff-Experten dabei, die für solche Einsätze und Zugriffe nicht nur besonders ausgerüstet, sondern auch besonders trainiert sind. Unter ihren Kampfanzügen tragen sie Dekontaminationsanzüge und Atemschutzmasken. Foto: David Keller
Kölner ExpressDas Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei hatte eigene Chemie-Kampfstoff-Experten dabei, die für solche Einsätze und Zugriffe nicht nur besonders ausgerüstet, sondern auch besonders trainiert sind. Unter ihren Kampfanzügen tragen sie Dekontaminationsanzüge und Atemschutzmasken. Foto: David Keller
Mittwoch, 13.06.2018, 14:22
Das Gift Rizin
EXPRESS und „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhren aus Ermittlerkreisen, um was für eine Substanz es sich handeln soll, die bei dem SEK-Großeinsatz am Dienstagabend in der Wohnung des Tatverdächtigen aufgefunden wurde: Rizin ist der drittgiftigste Stoff der Welt – 25.000 mal tödlicher als Strychnin.
Um 20 Uhr schlugen die Ermittler zu. Der Staatsschutz hatte im Vorfeld Hinweise von jemandem darauf erhalten, dass der Verdächtige in seiner Wohnung mit hochgiftigen Stoffen hantieren würde.
Einer der Chemie-SEKler machte in der Wohnung des Tatverdächtigen zunächst Bilder von den aufgefundenen Substanzen. Einer seiner Kollegen geleitete ihn wieder zum Einsatzleiter der Einheit.Foto: David Keller Kölner ExpressEiner der Chemie-SEKler machte in der Wohnung des Tatverdächtigen zunächst Bilder von den aufgefundenen Substanzen. Einer seiner Kollegen geleitete ihn wieder zum Einsatzleiter der Einheit.Foto: David Keller
Das Gift Rizin Was viele Menschen nicht wissen: Aus der Pflanze, aus der auch das ungefährliche Rizinus-Öl gepresst wird, kann eines der weltweit tödlichsten Gifte produziert werden.
Während beim Öl-Pressen die toxischen Bestandteile der Samen vollständig im Pressrückstand und nicht im Öl zurückbleiben, können kleinste Mengen Rizin einen Menschen umbringen.
Gut bewacht von schwer bewaffneten Elite-Polizisten zogen sich die Spezialisten der Analytischen-Task-Force (ATF) der Kölner Berufsfeuerwehr und der Essener Feuerwehr ihre Dekontaminationsanzüge an, bevor sie ins Haus gingen.Foto: David Keller Kölner ExpressGut bewacht von schwer bewaffneten Elite-Polizisten zogen sich die Spezialisten der Analytischen-Task-Force (ATF) der Kölner Berufsfeuerwehr und der Essener Feuerwehr ihre Dekontaminationsanzüge an, bevor sie ins Haus gingen.Foto: David Keller
Noch kein Gegenmittel
Bei Kindern reichen fünf, bei Erwachsenen zwischen zehn und 20 Samen oder ein Milligramm des Giftes aus. Der Stoff Rizin greift die Verdauungsorgane – wie Darm, Nieren und Leber – an.
Die Magenschleimhaut und die Darmschleimhaut sterben ab und es kommt zu inneren Blutungen. Ein Gegenmittel oder gar einen Impfstoff gibt es bislang nicht.
Untersuchungen gehen weiter Wie viel dieses Stoffes die Ermittler in der Wohnung entdeckten, ist noch nicht mitgeteilt worden. Auch am Mittwochmorgen waren noch Spezialisten vor Ort, um weitere Untersuchungen vorzunehmen.
Bereits im Foyer des Hochhauses wurden erste Proben der aufgefundenen Substanzen untersucht.Foto: David Keller Kölner ExpressBereits im Foyer des Hochhauses wurden erste Proben der aufgefundenen Substanzen untersucht.Foto: David Keller Noch immer befindet sich der Hauptverdächtige, bei dem es sich um einen zum Islam konvertierten Deutschen handeln soll, in Polizeigewahrsam. Er werde derzeit weiter vernommen. Seine Frau wurde inzwischen wieder freigelassen.
Terrorverdacht im Raum Die Generalbundesanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren an sich gezogen, da ein terroristischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann.
Derzeit werde wegen des Verdachts einer „schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ ermittelt, wobei noch abgeklärt werden muss, ob die Zusammensetzung und die Menge der aufgefundenen Substanz eine negative Auswirkung hätte haben können.
Hier wird die Mutter mit drei ihrer vier Kinder von der Polizei aus dem Haus geführt und zur Wache mitgenommen.Foto: EXPRESS Kölner ExpressHier wird die Mutter mit drei ihrer vier Kinder von der Polizei aus dem Haus geführt und zur Wache mitgenommen.Foto: EXPRESS
Die vier minderjährigen Kinder, darunter ein Säugling, sind entgegen erster Äußerungen der Polizei nicht in Obhut der Stadt Köln genommen worden.
Da die Generalbundesanwaltschaft nicht gegen die Ehefrau des Tunesiers, sondern ausschließlich gegen ihn ermittelt, konnte die Ehefrau mit ihren Kindern noch in der in der Nacht wieder entlassen werden.
Tunesier noch nicht lange in Deutschland Wie EXPRESS und „Kölner Stadt-Anzeiger“ ebenfalls erfuhren, soll der Tatverdächtige erst im November 2016 nach Deutschland eingereist sein. Er galt als unauffällig und war auch polizeilich bislang noch nicht in Erscheinung getreten.
Staatsschutz und Ermittlungsbehörden hatten ihn erst nach dem Hinweis „auf dem Schirm“. Danach wurde er von einem Mobilen Einsatzkommando (MEK) observiert und von SEK-Beamte https://www.focus.de/regional/koeln/koel...id_9090358.html
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