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  • 19.07.2018 00:21 - Douglas Rushkoff: Die Vernutzung der Welt und die bevorstehenden globalen Krisen
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Douglas Rushkoff: Die Vernutzung der Welt und die bevorstehenden globalen Krisen
12. Juli 2018 Herausforderungen 2



John Martin - Das Festmahl des Belsazar (gemeinfrei)

Der Medientheoretiker Douglas Rushkoff lehrt an der City University of New York und setzt sich vor allem mit den kulturellen Aspekten technologischer Entwicklungen auseinander. In einem Aufsatz in der „Süddeutschen Zeitung“ (hier im englischsprachigen Original abrufbar) beschreibt er die Weltanschauung und die Zukunftserwartungen der von ihm beratenen Mitglieder globaler wirtschaftlicher Eliten. Diese würden davon ausgehen, dass in Folge ihres Handelns globale Krisen katastrophalen Ausmaßes bevorstehen könnten und darauf mit Versuchen antworten, sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Unter den von Rushkoff beratenen Personen seien auch mehrere Milliardäre, deren Ansichten er für repräsentativ für die Einstellungen in globalen Geldeliten hält. Diesen sei bewusst, dass die von ihnen geförderten technologiegetriebenen gesellschaftlichen Entwicklungen langfristig gravierende soziale, wirtschaftliche und ökologische Krisen hervorbringen würden.

In diesen Eliten herrsche jedoch der Gedanke des „Überlebens des Stärkeren“ vor. Wer das Krisenpotenzial der gegenwärtigen Entwicklung als problematisch betrachte, werde als „Feind des Börsenmarkts oder technologieferner Griesgram“ angesehen. Der digitale Kapitalismus schaffe dabei einen zugleich immer effizienteren, aber auch „menschenfeindlicheren Markt“, der sich auf globale „Netzwerke der Sklavenarbeit“ stütze und die natürliche Umwelt zerstöre.

Auf die absehbaren künftigen globalen Krisen reagiere man nicht mit Versuchen zu deren Abwendung, sondern mit der Suche nach einem „Rettungsboot für die Elite“ in Form sicherer Rückzugsräume für sich selbst und das eigene Vermögen:

Das „Ereignis“. So lautete der Euphemismus für den ökologischen Zusammenbruch, für soziale Unruhen, Atomexplosionen, einen unaufhaltsamen Virenausbruch oder einen vernichtenden Hackerangriff […].

[D]iese fünf […] wollten die real drängende Gefahr des Klimawandels hinter sich lassen, den steigenden Meeresspiegel, die massenhafte Migration, die globalen Pandemien und die Erschöpfung der Ressourcen. Tatsächlich bedeutete die Zukunft der Technologie für diese Herren nur eines: Flucht. […]

Sie waren nicht daran interessiert, wie man die Katastrophe vermeidet, sie waren davon überzeugt, dass es schon zu spät war. Trotz all ihrer Macht und ihres Vermögens glaubten sie nicht daran, dass sie die Zukunft noch beeinflussen können. Sie akzeptieren einfach das düsterste aller Szenarien und verwenden jede denkbare Summe Geld, jede denkbare Technologie darauf, um sich dagegen abzuschirmen […].“

In den Gesprächen sei es unter anderem um die Frage gegangen, ob Neuseeland oder Alaska der geeignetere Rückzugsort sei, und wie die Kontrolle über die eigenen privaten Sicherheitskräfte nach einem gesellschaftlichen Zusammenbruch gewährleistet werden könne.

Einige Angehörige dieser Elite würden transhumanistischer Ideologie anhängen, die davon ausgeht, dass der Mensch durch technologische Entwicklung „in die nächste transzendente Phase der Entwicklung“ eintreten und seinen Körper verlassen könne. Rushkoff vergleicht diese Ideologie mit einem „gnostischen Kult“.

Die Vorstellung eines Gemeinwohls oder die Vorstellung, dass das eigene Handeln diesem zu dienen habe, existiere in der von Rushkoff beschriebenen Gruppe ihm zufolge nicht.

Hintergrund und Bewertung

Ein Beitrag im Magazin „The New Yorker“ hatte 2017 Maßnahmen beschrieben, mit denen sich die Mitglieder wirtschaftlicher Eliten in den USA auf mögliche gesellschaftliche Zusammenbrüche vorbereiten. Die Tendenzen, die im ungünstigsten Fall zu solchen Entwicklungen führen könnten, haben wir hier beschrieben. Eine kürzlich im Auftrag amerikanischer Nachrichtendienste erstellte Studie hatte Europa in diesem Zusammenhang eine „dunkle und schwierige Zukunft“ prognostiziert.

Der ehemalige Leiter des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln, Wolfgang Streeck, analysierte in seinem 2016 erschienenen Buch „How Will Capitalism End?“ die durch das von Rushkoff beschriebene Denken und Handeln bewirkten Auflösungsprozesse in westlichen Gesellschaften, die ihre eigenen Grundlagen und damit am Ende auch sich selbst zerstören würden. Streeck geht in diesem Zusammenhang von erheblichen Verwerfungen aus, die ähnliche Dimensionen annehmen könnten wie die nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches.

Katholische Denker warnen bereits seit Langem vor entsprechenden Risiken und Szenaren, wobei die optimistischen Annahmen progressiver und liberaler Ideologien über den langfristigen Verlauf der historischen Entwicklungen von katholischer Weltanschauung als realitätsfremd abgelehnt werden.

Papst Franziskus verglich im Oktober 2017 die gegenwärtige Lage in Europa mit der, „als die antike Zivilisation unterging und die Herrlichkeiten Roms zu jenen Ruinen wurden, die wir heute noch in der Stadt bewundern können“.

In dieser Lage sei der hl. Benedikt von Nursia hervorgetreten und habe inmitten des Chaos Klöster gegründet, „die über die Zeit zur Wiege der menschlichen, kulturellen und religiösen und auch wirtschaftlichen Renaissance des Kontinents“ wurden.
Christen sollten wie der hl. Benedikt für Europa eintreten, indem sie auf Grundlage christlicher Weltanschauung Gemeinschaft stiften, kulturelle Substanz schaffen und Bindungen stärken. Dadurch sollten sie als „Gegengift“ zu individualistischen Ideologien wirken, die „losgelöst von jeder Bindung“ eine „entwurzelte Gesellschaft entwickelt“ hätten, „welcher der Sinn für die Zugehörigkeit und für das Erbe fehlt.“

Auf Grundlage des Ansatzes der „Benedict Option“ findet sei einiger Zeit eine Diskussion darüber statt, wie Christen den oben beschriebenen Entwicklungen praktisch begegnen können. (ts)
https://bundsanktmichael.org/2018/07/12/douglas-rushkoff/




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