Kirchl. Bittgebete um gutes Wetter: Segen, Hagelprozessionen, Flurumgänge etc.
Veröffentlicht: 7. August 2018 | Autor: Felizitas Küble | Abgelegt unter: BRAUCHTUM, Folklore (relig.) | Tags: Bauern, Bittprozessionen, Dispens, Flurumgänge, Gläubige, Hagelprozessionen, Kirche, Münsterland, Oberschwaben, Pfarrer, Sonntag, Sonntagsheiligung, Westfalen, Wettersegen |Ein Kommentar Von Felizitas Küble
Da ich aus einer ländlichen Gegend in Oberschwaben stamme, kenne ich noch genau das katholische Brauchtum in dortigen Dörfern und Pfarreien. Die Flurumgänge – also Bittprozessionen – waren alle Jahre wieder ebenso selbstverständlich wie der feierliche Wettersegen des Priesters mit erhobenen Händen zum Abschluß mancher Sonntagsmessen.
Auch die Geistlichen hatten oft einen handfesten Kontakt zu ihren Bauern. Bis in die 60er Jahre hatten nicht wenige Pfarrer eine eigene kleine Landwirtschaft um ihren Pfarrhof herum. Entsprechend bodenständig waren diese Priester meistens auch eingestellt.
In meiner Heimatgemeinde Bergatreute im Landkreis Ravensburg war es bis Anfang der 70er Jahre gang und gäbe, daß der Pfarrer seinen „Schäflein“ bei einigen Sonntagsmessen verkündete, daß sie eine „Dispens“ (Ausnahmegenehmigung) erhalten, das heißt:
Die Bauern durften dann mit kirchlicher Erlaubnis auch am Sonntag ihr Heu hereinfahren, wenn ihnen das Wetter praktisch keine andere Wahl ließ.
Manchmal hat der Pfarrer sich selber direkt bei einigen Bauern gemeldet und gefragt, ob eine Dispens angesagt sei. Wie ich von älteren Leuten aus dem Münsterland erfuhr, war es auch bei Ihnen üblich, daß die Leute auf dem Land ihren Pastor fragten, ob sie am Sonntag eine dringende Ernte reinholen dürfen.
Zurück zu den Bittgängen und Wetterprozessionen:
Diese wurden während der Aufklärungszeit in einigen Bistümern verboten oder eingeschränkt, weil sich teilweise ein allzu weltliches, jahrmarktsähnliches Treiben oder gar abergläubisches Brauchtum breitgemacht hatte.
In geregelter Form wurden die Flurumgänge aber bald größtenteils wieder erlaubt, sofern ein Pfarrer sie anführte. Diese Prozessionen waren eine Kombination aus Segensritualen für die Schöpfung Gottes und Bittgebeten um gutes Wetter und um Verhütung von Schäden durch Hagel, Gewitter, Dürre etc.
So entstand auch im Münsterland der Name „Hagelprozession“: sie sollte vor Hagelschäden bewahren.
Freilich waren diese Gebetsgänge nicht magisch zu verstehen, als ob sich damit ein „Automatismus“ verbinden ließe, denn Gott ist souverän und frei in der Erhörung von Gebeten.
Aber Christus hat uns sogar im Vaterunser ein Beispiel dafür hinterlassen, daß Gebete durchaus irdische Bitten („Unser tägliches Brot gibt uns heute“) enthalten dürfen, wenngleich die Sorge um „das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“ das Wichtigste ist.
In westfälisch-ländlichen Gegenden fand die Hagelprozession oft zehn Tage nach Fronleichnam statt, also am zweiten Sonntag danach. Teils gibt es dieses Brauchtum noch heute im Münsterland, manchmal verbunden mit eucharistischen Andachtsformen, dem sakramentalen Segen mit dem Allerheiligsten usw.
In anderen Gegenden – etwa im Rheinland – gab es die Feldumgänge in den Tagen um Christi Himmelfahrt. Teils nannte man sie „Hagelfeier“ oder „Hagelfeiertag“, manchmal direkt am Freitag nach Christi Himmelfahrt. In Landshut und Umgebung bezeichnete man diesen Tag als „Schauerfreitag“ – nicht weil er schaurig wäre, sondern weil er vor Hagel und Schauern bewahren sollte.
Dieses bewährte kirchliche Brauchtum ist leider vielerorts ausgestorben, was zu bedauern ist, denn gerade in der Dürreperiode der letzten Wochen hätten solche Bittprozessionen – mindestens aber ein Wettersegen am Ende der Sonntagsmesse – ihren besonders guten Sinn gehabt und die Menschen zum Beten, Bitten und Nachdenken animiert, denn immer noch gilt der alte Spruch:
An Gottes Segen ist alles gelegen https://charismatismus.wordpress.com/201...urumgaenge-etc/
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