Gänswein: Mißbrauchsskandal eine „Krise der letzten Tage“ 11. September 2018 Die Benedikt-Option
Die Benedikt-Option: Dramtische Töne schlug heute im Palazzo Montecitorio Kurienerzbischof Georg Gänswein, der persönliche Sekretär von Benedikt XVI.
(Rom) Im Italienischen Parlament, am Sitz der Abgeordnetenkammer, fand heute die Vorstellung des Buches Die Benedikt-Option (The Benedict Option) des US-Journalisten Rod Dreher statt. Anwesend war auch Kurienerzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses und persönlicher Sekretär von Benedikt XVI.
Die Benedikt-Option
Die Präsentation fand zufällig am 17. Jahrestag von nine/eleven statt, als am 11. September 2001 nach einem Terrorangriff die Twin Towers in New York einstürzten. Msgr. Gänswein spielte auf diesen Jahrestag an und bezeichnete den sexuellen Mißbrauch als „11. September der katholischen Kirche“.
Der ehemalige Erste Sekretär von Papst Benedikt XVI. erwähnte explizit den Pennsylvania-Bericht und implizit den Fall McCarrick und meinte, die Klage von Benedikt XVI. 2008 gegenüber den US-Bischöfe über die ‚große Schande‘, verursacht durch den sexuellen Mißbrauch von Minderjährigen, sei „offensichtlich vergebens gewesen, wie wir heute sehen“.
Er wertete das Zusammenfallen der Buchvorstellung mit dem Jahrestag des Terrorangriffs nicht als Zufall, sondern als „Akt der Göttlichen Vorsehung“, denn:
„Heute schaut auch die katholische Kirche voller Beunruhigung auf ihren nine/eleven, auf den eigenen 11. September, auch wenn diese Katastrophe nicht mit einem einzigen Datum in Verbindung gebracht wird, sondern mit vielen Tagen und Jahren und mit unzähligen Opfern.“
„Schimmer, als wenn alle Kirchen Pennsylvanias eingestürzt wären“ Gleichzeitig bat der deutsche Prälat „nicht mißverstanden“ zu werden:
„Ich will weder die Opfer noch die Zahl der Mißbrauchsfälle im Bereich der katholischen Kirche mit den 2.996 unschuldigen Personen vergleichen, die am 11. September wegen der Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon ihr Leben verloren haben. Niemand hat bisher die Kirche Christi mit Linienflugzeugen, vollbesetzt mit Passagieren, angegriffen. Der Petersdom steht noch, und die Kathedralen von Frankreich, Deutschland oder Italien sind weiterhin das Wahrzeichen vieler Städte der westlichen Welt, von Florenz über Chartres bis Köln und München. Und dennoch: Die aus Amerika kommenden Nachrichten, die uns jüngst informiert haben, wie viele Seelen von Priestern der katholische Kirche nicht wiedergutzumachen und tödliche Weise verletzt wurden, vermitteln uns eine noch viel schrecklichere Botschaft als die Nachricht vom plötzlichen Einsturz aller Kirchen von Pennsylvania samt dem Nationalheiligtum der Unbefleckten Empfängnis in Washington. Indem ich das sage, erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen, wie Papst Benedikt XVI. am 16. April 2008 auf bewegende Weise die aus den ganzen USA zusammengekommenen Bischöfe aufzurütteln versuchte: Er sprach mit gesenktem Haupt wegen der „großen Schande“, verursacht durch den sexuellen Mißbrauch von Minderjährigen durch Priester“ und „vom enormen Schmerz, den eure Gemeinschaften erlitten haben, weil Männer der Kirche mit einem so schwer unmoralischen Verhalten ihre priesterlichen Pflichten und Aufgaben verraten haben. Es war aber offensichtlich vergebens, wie wir heute sehen. Die Klage des Heiligen Vaters konnte dem Übel nicht Einhalt gebieten, und auch nicht die formalen Versicherungen und eingegangen Verpflichtungen durch einen Großteil der Hierarchie.“
Die Buchvorstellung wurde durch die Stiftung De Gasperi organisiert, deren Vorsitzender der ehemalige italienische Außenminister Angelino Alfano ist.
„Niemand sah die Flut kommen“ Erzbischof Gänswein zitierte bei dieser Gelegenheit die ersten Worte des Buches „Die Benedikt-Option“:
„Niemand sah die Flut kommen, eine wirkliche Sintflut“.
An den Autor Rod Dreher gewandt, sagte Gänswein, er habe beim Lesen des Buches den Eindruck gehabt, als seien weite Teile fast in einem stillen Dialog mit dem ehemaligen Papst geschrieben worden, der schweigt. Als Beispiel nannte Msgr. Gänswein die Stelle:
„2012 sagte der damalige Papst, daß die geistige Krise des Westens die schwerwiegendste seit dem Untergang des Römischen Reiches ist, der sich gegen Ende des 5. Jahrhunderts ereignete. Das Licht des Christentums erlischt im ganzen Westen.“
Gänswein zitierte zudem aus der Warnung, die Papst Benedikt XVI. am 11. Mai 2010 auf dem Flug nach Fatima aussprach:
„Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche.“
Zugleich erinnerte er an die Via Curcis beim Kolosseum, wenige Wochen bevor Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt wurde, als er vom „Schmutz“ in der Kirche sprach.
„Heute sind es die Schatten der Sünden, des Fehlverhaltens und der Straftaten in der Kirche, die vielen den Blick auf Seine leuchtende Gegenwart verdunkeln.“
„Letzte Prüfung“ vor der Wiederkunft des Herrn „Erscheint Ihnen der Ton übertrieben dramatisch?“, fragte Kurienerzbischof Gänswein das Auditorium.
Dramatisch sei etwas ganz anderes:
„Dramatisch sind die Zahlen der Kirchenaustritte, und die jüngsten Zahlen, laut denen in meiner Heimat Deutschland, nur 9,8 Prozent der Gläubigen sich am Sonntag im Haus des Herrn versammeln, um die Eucharistie zu feiern.“
Es sei wirklich eine „Krise der letzten Tage, in der sich die katholische Kirche seit einiger Zeit befindet“, zitierte der Sekretär Benedikts XVI. den niederländischen Kardinal Willem Jacobus Eijk, Erzbischof von Utrecht, der mit Blick auf die aktuelle Krise von der „letzten Prüfung“, sprach, „durch die die Kirche hindurch muß“, vor der Wiederkunft Christi. https://www.katholisches.info/2018/09/ga...r-letzten-tage/ + https://www.katholisches.info/2018/09/zu...alt-katholiken/ + https://www.katholisches.info/2018/09/ko...der-korruption/
Text: Giuseppe Nardi
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