Der Jubel der Bergoglianer über den „Bild“-Artikel Wann nimmt Benedikt XVI. zur Papstkrise Stellung? 20. September 2018 1
Benedikt XVI. und die Kirchenkrise, die sich immer deutlicher als Papstkrise entpuppt.
(Rom) Viele gläubige Katholiken empfinden noch heute eine Enttäuschung wegen des Amtsverzichts von Benedikt XVI. Diese Enttäuschung wird immer neu strapaziert, wenn der vormalige Papst einen nicht unerheblichen Teil seiner wenigen Wortmeldungen auf die Rechtfertigung seines Schrittes verwendet, obwohl die Not der Kirche nach ganz anderem verlangen würde. Das gilt um so mehr, als Benedikt XVI. immer neue und kryptischere Rechtfertigungsvarianten in die Diskussion einführt, ohne Roß und Reiter beim Namen zu nennen.
Die Bild-Zeitung lieferte heute eine neue Variante, indem sie auszugsweise einen Brief Benedikts XVI. vom November 2017 an einen namentlich nicht genannten deutschen Kardinal veröffentlichte. Bergoglianer zeigen mit dem Finger auf Kardinal Walter Brandmüller. Der einst enge Vertraute von Benedikt XVI. übte tatsächlich schon öffentlich heftige Kritik an der Art, wie Benedikt XVI. seinen Amtsverzicht umsetzte. In einem persönlichen Brief formulierte der Kardinal die Sache noch deutlicher und machte aus seiner Enttäuschung über den Rücktritt kein Hehl.
Benedikt reagierte mit einem „Wut-Brief“, so die Bild-Zeitung, die ihn heute auszugsweise veröffentlichte. Benedikt schreibt darin:
https://www.katholisches.info/2016/07/ka...eit-der-kirche/
„Den tief sitzenden Schmerz, den Ihnen mit vielen anderen das Ende meines Pontifikats zugefügt hat, kann ich sehr wohl verstehen. Aber der Schmerz ist bei manchen – wie mir scheint – auch bei Ihnen zum Zorn geworden“.
Der Satz, der die Bergoglianer jubeln und diesen Brief wie eine Trophäe zur Schau tragen läßt, lautet:
„Auf diese Weise wird nun ein Pontifikat selbst entwertet und in die Trauer über die Situation der Kirche von heute eingeschmolzen.“
Zudem rechtfertigte Benedikt XVI. seinen Rücktritt auf neue Weise mit einem Verweis auf Papst Pius XII., der im Jahr 1944 Vorkehrungen traf, um durch einen Rücktritt einer Verhaftung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen.
Dazu Bild samt einer zwangsläufigen Frage:
„Pikant: Der Vergleich mit einem sich von Nazis bedroht sehenden Papst. Durch wen fühlte Benedikt sich bedroht?“
Bisher betonte, ja beharrte Benedikt XVI. darauf, aus völlig freien Stücken zurückgetreten zu sein. Der Aspekt ist in rechtlicher Hinsicht zentral: Sollte der Amtsverzicht nicht frei erfolgt sein, wäre er null und nichtig.
Was also will Benedikt XVI. damit sagen? Und warum nennt er nicht Roß und Reiter?
Franziskus und Benedikt XVI. Der von Bild zur Schau getragene Streit zwischen Benedikt XVI. und Kardinal Brandmüller demontiert tatsächlich, wie Benedikt XVI. in seinem Antwortschreiben beklagt, in gewisser Weise sein Pontifikat. Die Haupt- und Erstverantwortung dafür trägt er allerdings selbst.
Er selbst hatte am Beginn seines Pontifikats gesagt, man solle für ihn beten, damit er „nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe“. Ein Satz, der nicht wenigen Katholiken seither durch den Kopf geistert.
Heute mehr denn je, besonders seit Franziskus im vergangenen Dezember sein 80. Lebensjahr vollendete, steht aufmerksamen Katholiken und Beobachtern die Tatsache vor Augen, daß es in der Hand von Papst Benedikt XVI. lag, der Kirche ein Pontifikat Franziskus zu ersparen. Da scheint es kaum verwunderlich, daß manche nicht nur einen „tief sitzenden Schmerz“ darüber empfinden, sondern „der Schmerz bei manchen zum Zorn geworden ist“, wie Benedikt XVI. in dem heute von Bild veröffentlichten Brief beklagt.
Da trifft es sich offensichtlich „gut“, daß Kardinal Walter Brandmüller zu den vier mutigen Kardinälen gehört, die im Sommer 2016 Papst Franziskus Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia vorlegten. Die Gegenspieler gegeneinander auszuspielen erfreute noch immer jeden Strippenzieher. Auch das muß gesagt werden, wenn man die Dinge beim Namen nennt.
Bemerkenswert am Benedikt-Brief ist auch der Satz, von dem die Bild-Zeitung meint, er sei eine „scharfe“ Zurechtweisung:
„Wenn Sie einen besseren Weg wissen (als den Rücktritt, Anm. der Bild-Zeitung) und daher glauben, den von mir gewählten verurteilen zu können, so sagen Sie es mir bitte“.
Bei allem notwendigen, geschuldeten und gern entbotenen Respekt, aber diese Antwort würde vielen gläubigen Katholiken wahrscheinlich nicht schwerfallen. Der „bessere Weg“ wäre gewesen, im Amt auszuharren, denn die Wahl erfolgte auf Lebenszeit. Was die Kirche seit dem 28. Februar 2013 erlebt, ist und bleibt beispiellos in der Kirche. Daran ändern alle Rechtfertigungsversuche aus dem Kloster Ecclesia Dei nichts. Und das sagen zu müssen, tut weh.
Darum darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, daß Benedikt XVI. auch heute Gelegenheit hätte, seine Stimme zu erheben, da der amtierende Papst offensichtlich und nicht nur in einem Fall nicht imstande oder nicht willens scheint, seinen Amtspflichten nachzukommen.
https://www.katholisches.info/2016/11/vi...tal-in-den-weg/
Warum Benedikt XVI. nicht nur zurückgetreten ist, sondern sich noch selbst seinen Handlungsspielraum einengte, gehört ebenfalls zu den Rätseln rund um seinen Amtsverzicht, die sich mit den Rätseln rund um das Pontifikat Franziskus zu großen Fragen vermengen: Wie konnte es zur derzeitigen Kirchenkrise kommen, die immer deutlicher als Papstkrise erkennbar wird? Und: Was will Gott der Kirche damit sagen?
Tatsache ist jedoch, daß Benedikt XVI. an das selbstgewählte „Schweigen“, von dem er im Februar 2013 sprach, in keiner Weise gebunden ist. Es wäre wohl drängender und brennender, daß er heute zur Kirchenkrise Stellung nimmt, die in erster Linie eine Papstkrise scheint, anstatt Imagepflege rund um die umstrittene Entscheidung seines Pontifikatsendes zu versuchen. Kurienerzbischof Georg Gänswein, der vor wenigen Tagen am Sitz des Italienischen Parlaments überraschend dramatische Worte zur aktuelle Lage fand, sollte dies dem achten deutschen Papst der zweitausendjährigen Kirchengeschichte nahelegen.
Benedikt XVI. endet sein „pikantes“ Schreiben mit den Worten:
„Beten wir lieber darum, wie Sie es am Ende Ihres Briefes getan haben, dass der Herr seiner Kirche zu Hilfe kommt.“ https://www.katholisches.info/2018/09/wa...krise-stellung/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Bild/Vatican.va (Screenshots)
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