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  • 28.09.2018 12:21 - Wie krank muss die katholische Kirche noch werden?
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Der Diktatorpapst“ auf deutsch erschienen
Wie krank muss die katholische Kirche noch werden?
18. September 2018 1
Diktatorpapst


Der Diktatorpapst - heute ist die deutsche Ausgabe des Buches erschienen.

Ende November 2017 erschien das brisanteste Buch dieses Pontifikats, in italienischer Erstausgabe, unter einem Pseudonym und wie eine Samisdat-Veröffentlichung. Wenige Tage später folgte auf demselben Wege eine englische Ausgabe. Seit März 2018 wird das Buch, eine offene und schonungslose Kritik am Pontifikat von Papst Franziskus, regulär in Verlagen herausgegeben. Zugleich wurde die Identität des Autors, der Historiker Henry Sire, bekanntgegeben. Auf die italienische und englische Ausgabe folgten weitere Übersetzungen. Heute kam im Renovamen-Verlag endlich die deutsche Ausgabe auf den Markt. Zu diesem Anlaß schrieb Henry Sire eine Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung in der Kirche.

Wie krank muss die katholische Kirche noch werden?
von Marcantonio Colonna alias Henry Sire*

Am 25. August publizierte Erzbischof Carlo Maria Viganò, der ehemalige Apostolische Nuntius in den Vereinigten Staaten, ein vernichtendes Dokument. Es bezog sich auf weitreichende Enthüllungen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, die die USA in den letzten Wochen erschütterten, und beschuldigte Papst Franziskus selbst, in die umfangreiche Vertuschungsaktion verwickelt zu sein, die jüngst aufgedeckt wurde. Erzbischof Viganò zögerte nicht, Franziskus zum Rücktritt aufzufordern. Sein Brief war der krönende Abschluss der Krise, die durch die Missbrauchsenthüllungen verursacht wurde.

Tatsächlich werden die Leser meines Buches Der Diktatorpapst, das Anfang des Jahres erschienen ist, ob dieser Anschuldigungen wenig erstaunt gewesen sein. Im genannten Werk habe ich aufgezeigt, dass Franziskus es versäumt hat, seine „Null-Toleranz“-Politik gegenüber sexuellem Missbrauch umzusetzen, dass er Sexualstraftäter im Priesteramt geschützt hat und es pflegt, sich mit sittlich schwachen Menschen zu umgeben, da er sie dadurch in der Hand hat. Außerdem können diese Eigenarten durch seine Zeit als Erzbischof von Buenos Aires hinweg zurückverfolgt werden, wo er eine spürbare Gleichgültigkeit bezüglich Anschuldigungen sexueller Verfehlungen unter seinem Klerus an den Tag legte und nicht handelte, als Fälle an ihn herangetragen wurden.

Was bedeutsam an dem Aufruhr ist, für den Erzbischof Viganò gesorgt hat, ist die Art und Weise, wie er die Katholiken gespalten hat. Er hat nicht zwei etwa Parteien offenbart, einen korrupten Klerus auf der einen und diejenigen auf der anderen Seite, die eine Säuberung sehen wollen. Er hat Katholiken in das Lager der Konservativen, die Franziskus loswerden wollen, und in das Lager der Liberalen geteilt, die entsetzt sind, dass sein Image und das Programm, für das er steht, einen derartigen Schaden erlitten hat. Eine Äußerung aus Sicht der letztgenannten Auffassung findet sich in Timothy Egans Artikel The Catholic Church is Sick with Sex („Die katholische Kirche krankt am Sex“) in der gestrigen Ausgabe der New York Times. Seine Argumentation beginnt wie folgt: „Wenn man Viganòs 11-seitigen Brief komplett liest, sieht man, was ihn und seine ultrakonservative Kabale wirklich antreibt – eine Abscheu gegenüber schwulen Katholiken und der Wunsch, wieder ins finstere Mittelalter zurückzukehren.“ Dann fährt er fort, den gesamten historischen Standpunkt der kirchlichen Sexualmoral anzugreifen, einschließlich des priesterlichen Zölibats. Für Egan wie für alle anderen liberalen Katholiken, die zu Verteidigung des Papstes geeilt sind, ist Franziskus der Mann, der die kirchliche Haltung zum Sex ändert – und insbesondere erwarten sie von ihm eine Umkehr der traditionellen Verurteilung der Homosexualität.

Wir müssen uns das doktrinelle Argument hinter dieser Sichtweise anschauen, für das Egan eine charakteristische Äußerung liefert: „Die rückständigen Lehren der Kirche“, sagt er, „von nominell zölibatären und heuchlerischen Männern diktiert, haben keine Verbindung zu den Worten Jesu“, der „nie etwas darüber gesagt hat, wen man lieben kann [sein Euphemismus für ‚mit wem man sexuellen Umgang haben kann‘]. Nichts über Homosexuelle.“ Folgt man diesem Einwand, müsste die Kirche alle Elemente ihres Moralkodex verwerfen, für die sich keine aufgezeichnete Äußerung Christi finden lässt. Wenn dies das Ansinnen Jesu Christi war, könnte man darauf hinweisen, dass er es versäumt hatte, seinen Jüngern diese Tatsache klarzumachen. Die frühen Christen zeichneten sich durch eine strenge und aszetische Sexualmoral aus. In den ersten beiden Jahrhunderten exkommunizierte die Kirche Ehebrecher und Unzuchtssünder und verweigerte sogar den Büßern die Wiederzulassung zur Kommunion. Als Papst Kalixt im dritten Jahrhundert damit anfing, bußfertige Ehebrecher wieder zuzulassen, war einer seiner Presbyter, Hippolytus, aufgrund dieser Laxheit derart schockiert, dass er ein Schisma gegen ihn initiierte.

Hinsichtlich der Homosexualität hält die Kirche die Ethik des Judentums aufrecht, in der Sodomie ein Gräuel und eine der himmelschreienden Sünden war. Der heilige Paulus lehrte in sehr expliziten Worten, dass kein aktiver oder passiver Sodomit ins Himmelreich eingehen kann, und die Christen nach ihm zeichneten sich durch ihre Abscheu vor der Sodomie in einer Gesellschaft aus, die sie tolerierte.

Dies war die Grundlage des Moralkodex, dem die Christenheit in den sechzehn Jahrhunderten nach der Bekehrung des Römischen Reiches folgte, und er blieb bis vor kurzem noch die gewöhnliche Gesellschaftsnorm. Die westliche Gesellschaft nahm die Voraussetzungen an, dass Keuschheit eine Tugend, dass Selbstbeherrschung im sexuellen Umgang notwendig, dass Ehescheidung ein schwerer Schlag gegen die Heiligkeit der Familie und Perversionen wie Homosexualität ein verabscheuungswürdiges Laster war. Dieses Bild veränderte sich ab den 1960er Jahren, als das Christentum seinen Einfluss auf das säkulare Denken verlor und die sexuelle Revolution über uns kam. Keuschheit und Selbstbeherrschung verloren ihren Status als Tugenden, Sex wurde als unveräußerliches Recht begrüßt und Homosexualität als alternativer Lebensstil beworben.

Wenig überraschend war die Tendenz vieler Mitglieder der verschiedenen christlichen Konfessionen, den Versuch aufzugeben, an christlichen Prinzipien bei Dingen wie der Scheidung und Homosexualität festzuhalten und stattdessen die Standards der sie umgebenden Gesellschaft anzunehmen. In der Anglikanischen Gemeinschaft setzte sich diese Partei komplett durch. Die liberale Denkschule, für die Timothy Egans steht, ist darauf erpicht, dass die katholische Kirche denselben Pfad gehen möge. In Papst Franziskus haben sie in den letzten fünfeinhalb Jahren den Wortführer gefunden, nach dem sie gesuchten hatten.

Ohne weiter auf die relevanten Argumente einzugehen, sollte man dieses Programm zumindest mit den Erwartungen in Verbindung bringen, die die Kirche an Franziskus hatte, als er gewählt wurde. Wir könnten damit anfangen, indem wir zugeben, dass die Gruppe, die Bergoglios Anwartschaft vorwärtsgebracht hatte, vermutlich wollte, dass er eine sexuelle Revolution einleitet. Wie ich im Diktatorpapst weiter ausführe, handelte es sich dabei um die „St. Gallen-Mafia“ (dies ist die Selbstbeschreibung einer ihrer Anführer, Kardinal Danneels), eine Gruppe von Kardinälen, die sich jahrelang für das Vorhaben in St. Gallen trafen, einen liberalen Papst an die Spitze der Kirche zu hieven. Die meisten dieser Kirchenfürsten hofften tatsächlich auf eine Lockerung der Sexualethik, während Danneels selbst bloßgestellt wurde, Kindesmissbrauch durch Priester vertuscht zu haben – eine Vorgeschichte, die ihn nicht davon abhielt, eine führende Figur im Konklave von 2013 gewesen zu sein oder auf dem Balkon des Petersdoms neben dem Papst aufzutauchen, als sein Kandidat gewählt wurde.

Jedoch war das nicht der Gedanke der großen Mehrheit der Kardinäle, die für Bergoglio stimmten. Als sie 2013 zusammenkamen, bestand eine Krisensituation durch die Abdankung Benedikts XVI., und sie sahen einer Reform in drei bestimmten Bereichen entgegen: (1) Eine Reform der vatikanischen Finanzen, die seit den illegalen Aktivitäten von Erzbischof Marcinkus vor dreißig Jahren ein Sündenpfuhl waren, (2) eine Reform der römischen Kurie und (3) eine Reform in Anbetracht der Krise der sexuellen Korruption des Klerus. Was das Letzte anbelangt, wird davon ausgegangen, dass ein Geheimreport, der Papst Benedikt vier Monate vorher vorgelegt wurde, die Existenz eines homosexuellen Netzwerkes im vatikanischen Klerus offenlegte und Benedikt endgültig dazu brachte, abzudanken, damit ihn ein jüngerer und stärkerer Mann ersetzen und den Sumpf trockenlegen kann.

Wie ich in meinem Buch gezeigt habe, hat Papst Franziskus keinen einzigen der drei Reformpunkte umgesetzt, und was den letzten Punkt anbelangt, hat er sich tatsächlich vielmehr als ein großer Teil des Problems erwiesen. Erzbischof Viganò enthüllte, dass Papst Benedikt Kardinal McCarrick vor dem Jahr 2013 insgeheim suspendierte, nachdem ein ganzer Rattenschwanz von Übergriffen auf junge Männer und minderjährige Jungen aufgedeckt wurde. Als Franziskus jedoch zum Papst gewählt wurde, stellte er McCarrick wieder in Gunst und machte ihn zu seinem Hauptberater für Ernennungen innerhalb der amerikanischen Kirche, darunter diejenigen der prominenten Figuren, die jetzt als die Beschirmer von Missbrauchspriestern aufgefallen sind.

Anstelle des Wiederherstellers der Sitten, den sich die Kardinäle wähnten zu wählen, wird Papst Franziskus jetzt von Liberalen als der Mann gepriesen, der die rückständige Haltung der Kirche in Bezug auf die Sexualethik über Bord wirft. Die Situation ist so, als würde der Wachmann, der angestellt wurde, um einen Wohnblock zu schützen, sich plötzlich als Verfechter der Hausbesetzerrechte zeigen. Franziskus steht vor uns und sagt: „Reingelegt!“ Und die Antwort Timothy Egans und seiner Freunde besteht darin, in Applaus auszubrechen.

Wir müssen uns über die Natur des Kampfes im Klaren sein, der jetzt ausgefochten wird: Es geht darum, ob die Kirche die traditionelle christliche Sexuallehre aufrechterhält (wie Egan es ausdrückt, „zum finsteren Mittelalter zurückkehrt“) oder die Haltung des „alles ist möglich“ annimmt (sofern es sich nicht um die Verwendung von Klimaanlagen und Brennstoffmotoren handelt), für die sich Franziskus selbst zum Sprecher gemacht hat. Für diejenigen, die sich auf letztere Seite stellen, hat es keine Bedeutung, ob der Papst als zynischer Beschützer der sexuell Pervertierten bloßgestellt wird. Die Partei, die ihn beschuldigt, sagen sie, sind diejenigen, die „die Kirche zu einer mittelalterlichen Vorstellung von Sexualität zurückversetzen wollen.“ Wenn man sich die Enthüllungen von priesterlichem Missbrauch anschaut, die in den letzten Jahren und insbesondere in den letzten Wochen spektakulär ans Licht kamen, könnte man Egans Ansicht teilen, dass „die katholische Kirche am Sex krankt“. Was wir uns jedoch fragen, ist, wie viel kränker sie noch wird.

Text: Aus dem Englischen übertragen von Julian Voth.

*Henry Sire, der das Buch unter dem Pseudonym Marcantonio Colonna, dem päpstlichen Oberbefehlshaber in der Seeschlacht von Lepanto 1571, veröffentlichte, ist ein britischer Historiker. Der Katholik, der 2001 in den Malteserorden eintrat, über dessen Ordensgeschichte er 2016 ein Buch veröffentlichte, hielt sich für seine Archivrecherchen von 2013–2017 in Rom auf, wo er das Pontifikat von Papst Franziskus aus nächster Nähe beobachten konnte. Das war Anlaß für ihn, sein papstkritisches Buch zu schreiben. Im März 2018 ließ er über den Verlag der englischen Ausgabe seine Identität preisgeben. Darauf wurde er als Mitglied des Malteserordens suspendiert. Bereits 2015 hatte er sich im Buch „Phoenix from the Ashes: The Making, Unmaking, and Restoration of Catholic Tradition“ kritisch mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und seinen Folgen auseinandergesetzt.

Marcantonio Colonna/Henry Sire: Der Diktatorpapst. Die 2. überarbeitete und erweiterte Auflage des Bestsellers ist heute im Renovamen-Verlag erschienen, 265 Seiten, 16,00 Euro,
https://www.katholisches.info/2018/09/wi...he-noch-werden/



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