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  • 03.02.2019 00:52 - Polizei München Pornos, Gewalt, Aufklärung: Jugendbeamte schützen Bayerns Schüler
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Polizei München
Pornos, Gewalt, Aufklärung: Jugendbeamte schützen Bayerns Schüler



Die Münchner Jugendbeamtin Monika König (r.) steht mit einer Kollegin vor einem Schwabinger Nachtclub und beobachtet das Treiben.
FOCUS OnlineDie Münchner Jugendbeamtin Monika König (r.) steht mit einer Kollegin vor einem Schwabinger Nachtclub und beobachtet das

FOCUS-Online-Reporter Sebastian Lang (München)
Sonntag, 03.02.2019, 17:54
München ist die sicherste Großstadt Europas. Die Polizei führt das auch auf ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zurück. FOCUS Online hat eine Jugendbeamtin durch ihren Alltag begleitet. Bei Tag bringt sie Schülern Zivilcourage bei und warnt vor falschem Umgang mit Smartphones. Bei Nacht verhindert sie Gewalt unter Feiernden.

Eine 12-Jährige masturbiert. Sie nimmt sich dabei auf. Das Video will sie einer Person schicken, die von sich sagt, sie sei ein 18-jähriges Mädchen. Eine Mischung aus Ekel und Neugier treibt das Kind. Während des Sendevorgangs stürzt der PC der 12-Jährigen ab. Sie schickt das Video aber ihrer besten Freundin. Die hat auch eine beste Freundin. Die auch. Und so verbreitet sich das Video unter Minderjährigen an der Schule.

"Abartig", sagt die Münchner Jugendbeamtin Monika König und schüttelt den Kopf, als sie sich an den Fall erinnert. "Das war ein ganz normales Mädchen." Die Polizistin zieht sich für einen Moment in die Sitzecke eines Münchner Jugendzentrums zurück und atmet tief durch. Draußen plärrt eine Motorsäge. Drinnen rufen Jugendliche durcheinander.


Königs Kollege Markus Vollmer übt mit einer siebten Klasse gerade Zivilcourage. Die zwei Jugendbeamten geben viele solcher Kurse, in denen es um das richtige Verhalten in Notsituationen geht. Das Projekt dahinter nennt sich "zammgrauft" und läuft schon seit 2001.


Verbreitung von Pornos unter Schülern

Medien und ihre Schattenseiten sind ein neuer Baustein, dem sich die Beamten in gesonderten Schulungen widmen. Da stellen sie schon in der sechsten Klasse klar, dass es eine Straftat ist, seinen Mitschülern unanständige Filmchen auf dem Handy zu zeigen oder den Mitschüler im Gruppenchat zu beleidigen. Jugendliche müssen damit rechnen, dass die Polizei das Handy als Beweismittel über mehrere Wochen und Monate einzieht. Ist es "Tatmittel", kommt es gar nicht mehr wieder. "Für die Kids ist das die Höchststrafe", weiß König aus Erfahrung.

Beteiligten Erwachsenen droht ein sattes Bußgeld und im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.

König kann sich an eine Handvoll Fälle, in denen es um Verbreitung von Pornos ging, in ihren acht Jahren als Jugendbeamtin erinnern. Sie geht aber davon aus, dass sich auf den Touchscreens der Schüler vieles abseits der Blicke von Erwachsenen abspielt.

Die bayerische Polizei hält mit Aufklärung dagegen und schult möglichst früh die Medienkompetenz der Schüler. "Mit Kursen zu Cybermobbing könnten wir inzwischen sogar schon in der vierten Klasse ansetzen", sagt König.

Smartphones und Kinder

Für viele Viertklässler gehört ein Smartphone längst genauso zum Alltag wie Schulranzen und Federmäppchen. Das sei eben die Entwicklung, sagt König. "Der staatliche Apparat ist aber immer langsamer." Es fehlen Geld und hohe Gewichtung der Aufgabe – und dadurch die Jugendbeamten. Auch die Grundschulen müssten sich stärker auf die Polizei zubewegen.

Die Polizistin beobachtet zudem, dass Eltern ihre Kinder zu häufig mit den Smartphones alleine lassen. Über ein paar Zuckungen mit dem Zeigefinger lassen sich all die Internetseiten besuchen, die auch Papa am PC im Arbeitszimmer abrufen kann. Dass sich heikle Adressen auf den Geräten der Kinder sperren ließen, wissen viele nach Königs Erfahrungen nicht.

Und gerade, als sich Mama und Papa an WhatsApp und Facebook gewöhnt haben, nutzt die Jugend schon wieder mehrheitlich ganz andere Apps. Tinder, Jodel, Instagram, Snapchat – auch König und ihre Kollegen kommen da nicht mehr hinterher.

Medientutoren unterstützen Polizei

Darum setzen sie auf eine enge Zusammenarbeit mit den Schülern. So gibt es an einigen Münchner Schulen Medientutoren, Schüler aus Ober- und Mittelstufe.

Die Medientutoren stehen ihren jüngeren Mitschülern als Ansprechpartner für Fragen aller Art zu sozialen Netzwerken zur Verfügung. Sie lehren korrektes Verhalten, Schutz und Wert von Privatsphäre und berichten von ihren eigenen Erfahrungen. Die Polizisten übernehmen nur noch den rechtlichen Part.

Mobbing an Münchner Schulen

Lisa (Name redaktionell geändert) stützt die Hände ins Couchkissen. Ihre Beine baumeln in der Luft. Sie sucht Halt. Die Siebtklässlerin hat gerade einen zweitägigen „Zammgrauft“-Kurs hinter sich. „Ich fühle mich jetzt sicherer, wenn ich abends rausgehe. Ich weiß jetzt, was ich tun muss“, sagt sie.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde Lisa selbst Opfer von Übergriffen. Mitschüler drangsalieren sie über Wochen. Die Lage spitzt sich zu. Eines Tages umringen die anderen Lisa, stoßen sie im Kreis, schlagen zu. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft hält mit der Handykamera drauf. Lisa vermutet, dass das Video in diversen WhatsApp-Gruppen gelandet ist. Sie sucht Hilfe bei Lehrern und der Schulpsychologin. Die können kaum helfen. Denn die Übergriffe geschehen außerhalb der Schulzeit.

Lisa muss ihre Peiniger selbst darum bitten, das Video von ihr zu löschen. „Sie haben gesagt, dass sie das gemacht haben. Ich weiß nicht, ob das stimmt“, sagt Lisa. Die Schülerin erzählt all das mit einer Sachlichkeit, als würde sie von der vorangegangenen Mathestunde berichten. Mittlerweile hat Lisa die Schule gewechselt. Im neuen Umfeld gefällt es ihr nun wesentlich besser, ihre Mitschüler sind nett zu ihr. Und sie hat ein neues Hobby: Kickboxen.

So geht es den Jugendbeamten häufig. Schüler öffnen sich nach den Kursen in privaten Gesprächen und erzählen von ihren Erlebnissen – Übergriffe, häusliche Gewalt, Cybermobbing. Vielen solcher Fälle können König und ihre Kollegen bei konkreten Erzählungen dann auch nachgehen. Wenn nötig, zieht sie auch Kriminalpolizei und Jugendamt hinzu.

Polizei-Projekt lehrt Zivilcourage
Die Tür zum "Zammgrauft"-Kurs geht auf. Getuschel im Stuhlkreis. König guckt streng in die Runde. Die Schüler kuschen. Die Jugendbeamtin diskutiert mit ihrem Kollegen Markus Vollmer und zwei Dutzend Siebtklässlern über Zivilcourage und körperliche Gewalt.

Sie haben ihre liebe Mühe damit, den Jugendlichen ihre in Kinofilmen abgeschaute Wild-West-Mentalität auszureden.

Die Schüler wollen eingreifen, die Täter stellen, sie festhalten und fotografieren. "Es reicht, wenn ihr die Polizei anruft, vor Ort bleibt und als Zeuge zur Verfügung steht", wiederholt König mehrmals. "Wir brauchen Helfer, keine Helden", pflichtet ihr auch Vollmer bei.

Rollenspiele schaffen Gewaltprävention

Sich selbst nicht in Gefahr bringen, das ist das Entscheidende. Und zu körperlicher Gewalt soll es erst gar nicht kommen. Wie die Kids angespannte Situationen lösen, erarbeiten König und Vollmer in Rollenspielen. Als Bösewichte lauern sie dann einem Schüler im Tunnel auf, bedrängen ihn und warten ab, wie er unter Stress reagiert. Anschließend gibt es eine Diskussion mit der ganzen Klasse. Ein ähnliches Spiel imitiert eine Situation im Bus. Die Jugendbeamten mimen eine zwielichtige Person, die ein Kind in der letzten Sitzreihe anquatscht. Ein lautes "Nein" und Wegsetzen – das reicht.

Den Schülern bringt das viel Spaß. Die Spiele haben aber immer auch einen fordernden Charakter. Schließlich sollen die Schüler in Notsituationen wissen, wie sie sich richtig verhalten.

Was König und Vollmer den Schülern aber zum Abschluss immer wieder klarmachen: München ist die sicherste Großstadt Europas. Die Gewaltkriminalität ist in der bayerischen Landeshauptstadt in den letzten zehn Jahren rückläufig. 62 Prozent der Straftaten klärt die Münchner Polizei auf, bei Gewalttaten sind es gar 80 Prozent. Hamburg und Berlin kommen insgesamt jeweils nur auf etwa 44 Prozent aufgeklärte Fälle.



Jugendbeamte auf Nachtschicht
Zeitraffer hinein in die Abenddämmerung. Zwei Stunden später. Das Münchner Nachtleben brummt. König hat Nachtschicht in Zivil. Eine Jugendliche schmückt den Gehweg mit Mageninhalt. Ihre Beine knicken weg. Ein Freund drückt ihren Körper gegen eine Litfaßsäule, damit sie nicht zusammensackt.

Die Jugendbeamtin schreitet ein, rät der Gruppe das betrunkene Mädchen schnellstmöglich nach Hause zu bringen. Für sie ist die Party vorbei, um 21 Uhr. Mehr als das kann König nicht tun.

Die Münchner Jugendbeamte Monika König fährt mit einer Kollegin Streife im Schwabinger Bezirk.
FOCUS OnlineDie Münchner Jugendbeamte Monika König fährt mit einer Kollegin Streife im Schwabinger Bezirk.
Bei Nacht verstehen sie und ihre Kollegen sich ohnehin mehr als Beobachter denn als Eingreiftruppe. Bei ersten Anzeichen von Gewalt schlichten sie. Bei Eskalation greifen sie ein oder rufen Verstärkung. Das Publikum in München-Schwabing, Königs Bezirk, ist meist aber ganz handzahm. König vermutet auch, dass ihre bloße Präsenz schon jene abschreckt, die Stress machen wollen.

Für die Jugendbeamtin ist es zudem ein Vorteil, dass sie über frühere Kurse an den Münchner Schulen einige Gesichter kennt, die durch die Dunkelheit streunen.

So auch das eines hochgewachsenen Jungen, der König um anderthalb Köpfe überragt. Er begrüßt die Jugendbeamtin herzlich. Dunkle Flecken zieren seine cremefarbenen Sneaker.

Der Junge heißt Marius. Marius hat früher "Scheiße gebaut", wie er erzählt. Er lässt ein Fahrrad mitgehen, fliegt vom Gymnasium. Sein Elternhaus ist kaputt. Sein Umfeld muss Zuhause Schläge einstecken. Auf seiner neuen Schule sind dann nur "Idioten". Die neuen Freunde verticken Drogen. Gerade als Marius abrutscht, kommt König an seine Schule.

Vom Fahrraddieb zum Sozialpädagogen
Er habe gelernt, dass es okay ist, Scheiße zu bauen. Dass das alle schon gemacht haben in ihrer Jugend. Und dass es nun darauf ankommt, wie man selbst damit umgeht und sich da herausboxt. "Immer, wenn ich kurz davorstand, einen großen Fehler zu machen, habe ich mich an das Gespräch mit Frau König erinnert", sagt Marius. "Für mich ist sie ein Vorbild." Über seine Freunde, die sich mit Drogen und Kriminalität ihre Zukunft zerstören, kann er nur noch den Kopf schütteln.

Marius hat ganz andere Pläne. Er will später mal ein Kinderheim aufmachen, Sozialpädagogik studieren und anderen Kindern in schwieriger Lage helfen. Er weiß, wie sie sich fühlen und wo er bei ihnen ansetzen muss. Zum Abschied ein Handschlag. Dann verschwindet Marius wieder in der Menschenmenge. Dass sein Vorhaben über eine Partynacht hinausreicht, wird er noch beweisen müssen.

König guckt zufrieden. Ein Wagen fährt vor. Die Eltern einer Freundin sammeln die betrunkenen Jugendlichen ein. Der Vater reicht eine Kotztüte. Der Polizeifunk rauscht. Für die Jugendbeamtin wird es eine ruhige Nacht.

Video: Wie der Berufsalltag Polizisten zu Fremdenfeinden machen kann
https://www.focus.de/politik/deutschland...d_10065973.html

VIDEO
https://www.focus.de/politik/deutschland...d_10086617.html



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