Keine einzige größere Übernahme mehr China ist satt: Investments in Deutschland brechen um 95 Prozent ein
dpa/Karl-Josef HildenbrandChinesische Yuan-Scheine, auf denen das Porträt des ehemaligen Parteiführers der kommunistischen Partei Chinas Mao Tse-tung abgebildet ist. Montag, 12.08.2019, 11:57 In einer Schwächephase der eigenen Industrie hat China bei Firmenkäufen in Europa eine regelrechte Vollbremsung hingelegt. Der Grund: Chinesische Investoren kämpfen im Ausland zunehmend mit Misstrauen.
Chinas Firmen bremsen ihre Expansion in Europa: Im ersten Halbjahr haben Unternehmen aus der Volksrepublik nur noch 2,4 Milliarden US-Dollar (2,1 Mrd. Euro) für Firmenkäufe und -beteiligungen in Europa ausgegeben.
Das entspricht einem Rückgang von mehr als 80 Prozent im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2018, wie die Unternehmensberatung EY in der neuen Ausgabe ihrer halbjährlichen Studie zu chinesischen Investitionen errechnet hat. Zwar gab es noch 81 Übernahmen und Beteiligungen, doch handelte es sich dabei zum Großteil um kleine Deals.
Investments in Deutschland brechen um 95 Prozent ein
In Deutschland gab es demnach keine einzige größere Übernahme mehr. Laut der EY-Studie investierten chinesische Firmen hierzulande gerade einmal 505 Millionen Dollar in der Bundesrepublik. Zum Vergleich: 2018 waren es insgesamt noch mehr als 10 Milliarden gewesen. Das entspricht einem Rückgang um 95 Prozent.
Als eine Hauptursache sehen die China-Fachleute der Unternehmensberatung die Schwächephase der chinesischen Wirtschaft, die maßgeblich durch den Handelskonflikt mit den USA befördert wird. Bisheriges Rekordjahr war 2016, als chinesische Firmen mehr als 85 Milliarden Dollar für Übernahmen in Europa ausgegeben hatten.
Firmen mit Integration oder Weiterverkauf beschäftigt
Manche früher in Europa sehr aktiven chinesischen Unternehmen seien zudem „entweder mit der Integration der erworbenen Unternehmen oder mit dem Weiterverkauf beschäftigt“, erklärte Sun Yi, Leiterin der Chinasparte bei EY. Das bezieht sich unter anderem darauf, dass der als hoch verschuldet geltende HNA-Konzern seinen Anteil an der Deutschen Bank wieder reduziert hat, nach Mutmaßung vieler Beobachter auf Druck der Pekinger Führung.
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Wachsendes Misstrauen der Politik im Ausland Doch sind chinesische Investoren in Europa auch mit wachsendem Misstrauen konfrontiert. So hatte die Bundesregierung im Sommer 2018 den Einstieg des staatlichen chinesischen Netzbetreibers SGCC in die deutsche Stromversorgung blockiert.
Im Dezember verschärfte die Regierungskoalition Übernahmen deutscher Firmen. In Branchen mit Bedeutung für die nationale Sicherheit kann der Bund jetzt sein Veto einlegen, wenn ein ausländischer Investor mehr als zehn Prozent der Anteile einer deutschen Firma kaufen will.
Viele chinesische Unternehmen hoch verschuldet Viele der Übernahmen in den Vorjahren waren wohl ohnehin auf Pump finanziert. Nach Analysen des Internationalen Währungsfonds ist der Verschuldungsgrad chinesischer Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen. Abgesehen davon hat die Pekinger Führung die Kapitalkontrollen verschärft, da reiche Chinesen ihr Vermögen bevorzugt ins Ausland schaffen.
Die chinesische Kommunistische Partei verfolgt das ausdrückliche Ziel, den Westen und Japan bis 2025 technologisch einzuholen und bis 2050 zu überflügeln.
„Talsohle dürfte erreicht sein“ Die jüngsten Signale aus der chinesischen Wirtschaft sind gemischt. Die Autoverkäufe in der Volksrepublik ziehen offensichtlich wieder an, aber mehrere prominente deutsche Industrieunternehmen haben mit Auftragsrückgängen in China zu kämpfen.
Dass die chinesischen Investitionsaktivitäten in Europa aber noch weiter zurückgehen, glauben die EY-Berater nicht: „Damit dürfte die Talsohle erreicht sein“, sagte Sun.
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