Kritik an Polizei wächst Seit halbem Jahr keine Spur: Mordkommission bleiben vier Chancen, Rebecca zu finden
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Rebecca Reusch (15) verschwand am 18. Februar auf dem Weg zur Schule. Sie verließ die Wohnung ungewöhnlich früh.
Bild: PolizeiRebecca Reusch (15) verschwand am 18. Februar auf dem Weg zur Schule. Sie verließ die Wohnung ungewöhnlich früh.
FOCUS-Online-Redakteur Ulf Lüdeke Mittwoch, 14.08.2019, 16:32 Kein anderer Kriminalfall hat die Öffentlichkeit in diesem Jahr bislang so in Atem gehalten wie jener von Rebecca Reusch. Die 14-jährige Berliner Schülerin ist seit dem 18. Februar spurlos verschwunden, nachdem sie in der Wohnung ihrer ältesten Schwester und des Schwagers übernachtet hatte.
Der Fall ist aus mehreren Gründen ungewöhnlich. Vor allem, weil sich Eltern und die beiden Schwestern von Rebecca von Anfang an hinter den hauptverdächtigen Schwager Florian R. gestellt haben. Die gesamte Familie schließt aus, dass Florian R. etwas mit dem Verschwinden oder gar dem Mord an Rebecca zu tun haben könnte. Dies hat zuletzt auch Rebeccas Vater Bernd Reusch FOCUS Online in einem Gespräch bestätigt.
Mordkommission und Staatsanwaltschaft hingegen gehen davon aus, dass Rebecca tot ist und Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Sie sind bis heute fest von der Schuld des 27-Jährigen überzeugt. Der gelernte Koch war erst am frühen Morgen von Rebeccas Verschwinden von einer Betriebsparty zurückgekehrt und hatte sich bei Verhören mehrfach in Widersprüche verstrickt. Zudem war er offenbar mit Rebecca vor ihrem Verschwinden allein in seinem Haus, nachdem deren Schwester mit ihrem kleinen Kind das Haus auf dem Weg zu Krippe und Arbeit verlassen hatte.
Vergebliche Suche und gescheiterte Festnahmen Ungewöhnlich ist auch, dass die Mordkommission Florian R. in den ersten sechs Wochen zwei Mal in Gewahrsam nahm und der 27-Jährige immer wieder frei kam. Der erste Versuch Ende Februar scheiterte sofort, weil der Ermittlungsrichter den Haftantrag ablehnte. Der zweite platzte nach einem Haftprüfungsantrag nach knapp drei Wochen U-Haft Ende März. Grund: Die Ermittler konnten keine Fakten vorlegen, die den dringenden Tatverdacht erhärteten.
In den ersten zwei Monaten suchten mehrere Hundertschaften im südöstlichen Umfeld von Berlin nach Rebeccas Leiche, unterstützt von Hubschraubern, Tauchern und Spürhunden. Florian R. hatte unmittelbar nach Rebeccas Verschwinden und am Tag danach zwei Fahrten in diese Gegend unternommen, die er aus Sicht der Mordkommission bis heute nicht überzeugend erklärt hat. Neue Spuren danach scheint es trotz inzwischen mehr als 2300 Hinweisen nicht zu geben, denn seit Juni hat es keine große Suchaktion mehr gegeben.
Wie hoch stehen die reellen Chancen, dass die Mordkommission den Fall doch noch löst?
Chance 1: Heiße Spur durch Rest-Hinweise Die Staatsanwaltschaft schweigt zu den Ermittlungsmethoden, um die Ermittlung selbst nicht zu gefährden. Profiler Axel Petermann kann hingegen zumindest allgemein einschätzen, welche Möglichkeiten seinen Berliner Kollegen jetzt noch bleiben, um zu verhindern, dass Rebecca ein „Cold Case“ wird. „Theoretisch ist es möglich, dass sich aus den noch nicht abgearbeiteten Hinweisen eine neue Spur ergeben könnte, die zur Leiche von Rebecca führt. Oder zu einem Ort, an dem sie sich aufhält, sollte sie noch am Leben sein“, erklärt Petermann FOCUS Online. Dass Rebecca noch lebe, wie die Familie hoffe, hält Petermann, der inzwischen als Autor und Dozent an Hochschulen arbeitet, jedoch für eher wenig wahrscheinlich. „Mädchen in dem Alter verschwinden üblicherweise nicht einfach und freiwillig über einen so langen Zeitraum“. Schon gar nicht, wenn sie aus einer intakten Familie stammten, wie es die Familie Reusch zu sein scheint.
Doch auch die Möglichkeit, dass einer der Rest-Hinweise den Fall lösen könnte, schmilzt von Tag zu Tag. Zum einen, weil unter den noch auszuwertenden Tipps vermutlich vor allem solche seien, die von Anfang an weniger vielversprechend erscheinen. „Solche Tipps werden meist zuletzt bearbeitet.“ Zum anderen, weil die Hinweise irgendwann abgearbeitet sein werden.
Chance 2: Schwager verliert Unterstützung der Familie Schwer einzuschätzen ist, wie lange Rebeccas Familie fortfahren wird, vorbehaltlos hinter dem Schwager zu stehen. Petermann: „Das ist natürlich nachvollziehbar. Denn durch das Beharren darauf, er könne nicht der Täter sein, bewahrt sich Rebeccas Familie das positive Bild vom Schwager und Schwiegersohn. Und ganz besonders die Hoffnung, dass die Polizei sich irrt und Rebecca noch leben könnte, ganz gleich, wie realistisch das am Ende ist. Oder es gibt noch eine andere Wahrheit von der wir nicht wissen - sollen.“
Breche diese Unterstützung jedoch irgendwann weg, könne sich die Lage schlagartig ändern. „Durchaus denkbar, dass die Familie bisher einfach ein paar Details gegenüber der Mordkommission weggelassen hat, weil sie den Eindruck hatte, sie würden den Schwager unnötig belasten. Wenn diese Sachen dann hochkommen, könnte das unter Umständen schnell Sicherheit über das tragische Schicksal von Rebecca bringen“, so der Profiler.
Chance 3: Hoffen auf Zufallsfund Die Wahrscheinlichkeit, dass Rebeccas Leiche durch Zufall entdeckt werden könnte, hängt unter anderem davon ab, wo und wie ein Täter versucht hat, sie verschwinden zu lassen. „Das einzuschätzen, ist wirklich sehr schwer, denn es hängt ja auch davon ab, wie aufwändig der Täter sein Opfer versteckte und einen Ort suchte, der zu ihm keinen Bezug besitzt. Aber im Prinzip kann das jeden Augenblick passieren - oder auch nie“, sagt Petermann.
Chance 4: Der Hauptverdächtige macht einen Fehler Eine gefundene Leiche bedeutet für einen Täter in jedem Fall ein enorm gestiegenes Risiko, überführt zu werden. „Das weiß natürlich auch ein Täter, der einen Mord begangen hat. Und genau aus diesem Grund kehrt er meistens auch irgendwann an den Ort zurück, an dem er die Leiche verschwinden ließ.“ Petermann geht deshalb davon aus, dass die Mordkommission den Hauptverdächtigen, der sich seit seiner Entlassung aus der U-Haft Ende März völlig frei bewegen kann, ganz genau beobachten wird.
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Wie lange und komplett diese Überwachung laufe, sei jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich. „Die Versuchung, sich zu vergewissern, dass die Leiche nicht irgendwann wieder auftaucht, ist logischerweise hoch. Manche Täter haben vielleicht Glück dabei, andere nicht.“
„Vorschnell auf Hauptverdächtigen eingeschossen“ Für die Mordkommission wächst in jedem Fall der Druck – nicht zuletzt deswegen, weil sie von Anfang an in die Kritik steht, sehr spät richtig aktiv geworden zu sein. So schickte sie die Spurensicherung erst fast zwei volle Wochen nach dem Verschwinden von Rebecca zum Haus von Florian R. und Rebeccas Schwester, um Wohnung, Grundstück und das Familienauto auf Spuren zu untersuchen.
Profiler Petermann nennt es eine „sehr missliche Situation“ aus Sicht der Polizei, dass im Haus keine Spuren gefunden wurden, die ein Verbrechen untermauern und auch die Haare und Faserteile einer mit der Schülerin verschwundenen Decke, die im Auto gefunden wurden, letztlich als Beweismittel nicht anerkannt wurden. „Den Vorwurf, sich vorschnell - insbesondere öffentlich - auf einen Hauptverdächtigen eingeschossen zu haben, müssen sich die Ermittler schon gefallen lassen.“
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Live im TV: Rebeccas Schwester spricht über Stunden nach dem Verschwinden + Mittlerweile sind mehr als drei Monate vergangen, seit Rebecca Reusch verschwunden ist. Das 15 Jahre alte Mädchen aus Berlin wird seit Mitte Februar vermisst. Die Polizei ermittelt wegen Mordverdacht, die Familie hofft immer noch auf ein Wunder.
Rebeccas Schwester Vivien hat im ZDF-Talk von Markus Lanz Einblicke in ihr Seelenleben gegeben. Die Situation sei „ein Alptraum. Man denkt sich: Wann hört das endlich auf“. Der Moderator fragte sie auch, wie sie persönlich den Tag von Rebeccas Verschwinden erlebt habe. Vivien Reusch berichtete, dass ihre Mutter eine Stunde nach dem Schulschluss von Rebecca misstrauisch geworden sei. Denn eigentlich habe sie gedacht, dass Rebecca zu ihrer anderen Schwester Jessica zurückkehren wollte, um dort ihre Übernachtungssachen abzuholen. Die Familie habe gedacht, dass Rebecca in der Schule noch mit Freunden quatsche.
Rebecca kam nie in der Schule an Die Mutter habe dann in der Schule angerufen. Dort sei sie darüber informiert worden, dass Rebecca nie in der Schule angekommen sei. Rebecca Reusch hatte die Nacht vor ihrem Verschwinden bei ihrer älteren Schwester Jessica verbracht. Diese hatte am Morgen des 18. Februar das Haus verlassen. Rebecca war dann alleine mit dem Ehemann von Jessica. Der Schwager von Rebecca ist für die Polizei der Hauptverdächtige. Er saß zweimal in Untersuchungshaft, doch die Ermittler konnten ihm keine Straftat nachweisen. Die Familie von Rebecca hat stets zu dem Mann gehalten.
Auch im Video - „Hey Rezo, du ...“: Bei Lanz verrät CDU-Mann Amthor ersten Satz des Antwort-Videos +++ Mittlerweile sind mehr als drei Monate vergangen, seit Rebecca Reusch verschwunden ist. Das 15 Jahre alte Mädchen aus Berlin wird seit Mitte Februar vermisst. Die Polizei ermittelt wegen Mordverdacht, die Familie hofft immer noch auf ein Wunder.
Rebeccas Schwester Vivien hat im ZDF-Talk von Markus Lanz Einblicke in ihr Seelenleben gegeben. Die Situation sei „ein Alptraum. Man denkt sich: Wann hört das endlich auf“. Der Moderator fragte sie auch, wie sie persönlich den Tag von Rebeccas Verschwinden erlebt habe. Vivien Reusch berichtete, dass ihre Mutter eine Stunde nach dem Schulschluss von Rebecca misstrauisch geworden sei. Denn eigentlich habe sie gedacht, dass Rebecca zu ihrer anderen Schwester Jessica zurückkehren wollte, um dort ihre Übernachtungssachen abzuholen. Die Familie habe gedacht, dass Rebecca in der Schule noch mit Freunden quatsche.
Rebecca kam nie in der Schule an Die Mutter habe dann in der Schule angerufen. Dort sei sie darüber informiert worden, dass Rebecca nie in der Schule angekommen sei. Rebecca Reusch hatte die Nacht vor ihrem Verschwinden bei ihrer älteren Schwester Jessica verbracht. Diese hatte am Morgen des 18. Februar das Haus verlassen. Rebecca war dann alleine mit dem Ehemann von Jessica. Der Schwager von Rebecca ist für die Polizei der Hauptverdächtige. Er saß zweimal in Untersuchungshaft, doch die Ermittler konnten ihm keine Straftat nachweisen. Die Familie von Rebecca hat stets zu dem Mann gehalten.
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