Kardinal Müller: Nicht Klerikalismus, sondern Homosexualität schuld am Mißbrauch PAPST SOLLE ERZBISCHOF VIGANÒ TREFFEN UND DESSEN FRAGEN BEANTWORTEN 5. Oktober 2018
Kardinal Gerhard Müller im Gespräch mit Raymond Arroyo (EWTN): „Nicht der Klerikalismus, sondern die Homosexualität ist verantwortlich für den sexuellen Mißbrauchskandal in der Kirche“. (Rom) Kardinal Gerhard Müller, der von Papst Franziskus abgesetzte Präfekt der römischen Glaubenskongregation sagte in einem EWTN-Interview, der Papst sollte sich mit Erzbischof Carlo Maria Viganò treffen, sich mit ihm versöhnen und auf die Fragen antworten, die vom ehemaligen Nuntius in seinem Dossier gestellt wurden.
Kardinal Müller Kardinal Müller: Papst hat Ermittlungen gestoppt. Raymond Arroyo führte ein ausführliches Interview mit dem deutschen Purpurträger und stellte ihm dabei auch eine Frage zum ehemaligen vatikanischen Spitzendiplomaten, der am 26. August ein Dossier vorlegte, in dem schwerwiegenden Anschuldigungen gegen Papst Franziskus erhoben und sein Rücktritt verlangt wird.
Die Antwort des ehemaligen Glaubenspräfekten:
Kardinal Müller: Ich war über seine Anschuldigungen nicht überrascht, möchte aber dem Heiligen Vater vorschlagen, mit ihm zu sprechen, versuchen, die Versöhnung mit ihm zu suchen, und Antworten auf jene Anschuldigungen oder Fragen für das Volk Gottes zu geben, das ein Recht darauf hat, zu wissen. Es ist immer möglich, daß es zum einen oder anderen Fehler kommt oder etwas falsch gehandhabt wird. Wir können aus unseren Fehlern lernen und müssen besser werden im Umgang mit dem Mißbrauch. Nicht die Kirche in Gruppen unterteilen. Der Heilige Vater hat die Aufgabe der Einheit, er hat das Symbol der Einheit zu sein, wir müssen mit er Hilfe des Heiligen Vaters die Spaltung zwischen Konservativen und Liberalen überwinden. Wir wollen eine einige Kirche.
Arroyo fragte dann, ob es stimme, daß er im Juni 2013 während er die Heilige Messe zelebrierte, vom Papst gezwungen wurde, die Messe zu unterbrechen und ans Telefon zu kommen, um ihm den Befehl zu erteilen, die Ermittlungen gegen Kardinal Murphy O’Connor einzustellen. Der Kardinal bestätigte indirekt, aber deutlich.
Kardinal Müller: Ich kann nicht ins Detail gehen, weil ich an die päpstliche Schweigepflicht gebunden bin. Ich kann aber sagen, daß jeder Prozeß an der Kongregation gegen Bischöfe oder Kardinäle der Erlaubnis des Papstes bedarf. Das ist das Problem. Diesen Punkt sollten wir ändern. Die Kongregation muß ihre Untersuchung beginnen, und es darf keine Einmischung durch den Papst geben oder von Freunden des Papstes, die sagen, die Glaubenskongregation sei „dogmatisch“, das seien „Hardliner“, der Müller ist „ein Deutscher“, er ist „zu hart“. Das alles muß draußen bleiben. Es muß ein normaler Prozeß stattfinden, und erst am Ende sollte der Papst informiert werden müssen und die letzte Entscheidung haben. Wir können aber nicht im Verfahren behindert werden. Wir brauchen im kanonischen Verfahren Unabhängigkeit von den kirchlichen Höfen.
Der Kardinal wurde noch deutlicher:
Kardinal Müller: Das große Problem dieses Pontifikats sind die sogenannten Freunde. Und wir, seine wirklichen Freunde, werden von den Medien Feinde des Papstes genannt. Aber die Kategorien Freundschaft oder Feindseligkeit sind in diesem Fall nicht nützlich. Es braucht eine korrekte Behandlung der Glaubensfragen, der Disziplin und der Moral, und nicht dieses System persönlicher Beziehungen. Jedesmal, wenn eine Gruppe von Kardinälen sich mit dem Papst trifft, geschieht alles, weil irgendeiner von ihnen den Papst persönlich fragt: Ich möchte diesen und jenen aus persönlichen, politischen Gründen als Bischof, und nicht weil er die geeignetste Person ist. Und so wird die Bischofskongregation übergangen. Für die Bischöfe und Kardinäle brauchen wir eine ausdrückliche Erlaubnis des Papstes. Und ohne diese Erlaubnis können wir nicht weitermachen. Mein Vorschlag ist, die Glaubenskongregation unabhängiger zu machen. Es ist nicht gut, wenn der Papst diese Macht gebraucht, um notwendige Ermittlungen zu stoppen. Die Verantwortlichen zu laisieren, ist der einzige Weg, aus der Krise herauszukommen. Wir befinden uns in dieser Krise, weil die Bischöfe so naiv sind. Sie wissen nicht genug von den schrecklichen Folgen für die Opfer. Das alte System im Strafrecht war besser.
Der Kardinal widersprach in seinen Aussagen Papst Franziskus auch noch einem anderen Punkt. Ursache für das Mißbrauchsproblem in der Kirche sei nicht der „Klerikalismus“, den Papst Franziskus wiederholt verantwortlich machte, zuletzt in seiner Rede zur Eröffnung der Jugendsynode vor zwei Tagen. Ursache ist auch nicht die Pädophilie, von der die Medien und Homo-Verbände gerne reden. „Ursache ist die aggressive Homosexualität“, wie der Vatikanist Marco Tosatti die Worte von Kardinal Müller zusammenfaßte.
Kardinal Müller: Die große Mehrheit der Mißbrauchsopfer von Klerikern sind nicht Kinder, sondern Jugendliche oder junge Erwachsene. Jeder Angriff gegen das Sechste Gebot ist eine Todsünde. 80 Prozent und mehr der Opfer sind männlich, der größte Teil von 14 Jahren aufwärts. Das sind homosexuelle Angriffe, nicht pädophile. Das sind keine Kinder, sondern Jugendliche und noch älter.
Der Kardinal zum Fall des Ex-Kardinals Theodore McCarrick.
Kardinal Müller: Seminaristen betreffen nicht unsere Kongregation, die sich nur mit Mißbrauchsfällen bis zum Alter von 18 Jahren befaßt. Hier haben wir einen Mangel in der Rechtsordnung. Früher befaßte sich die Kongregation mit allen Mißbrauchsfällen, jetzt nur mehr bis 18 Jahre. Der Mißbrauch von Seminaristen ist eine Todsünde und inakzeptabel. Wir müssen alles tun gegen diese homosexuellen Angriffe.
Zum Vorwurf, der Mißbrauch habe mit Klerikalismus zu tun:
Kardinal Müller: 90 Prozent aller Mißbrauchsfälle erfolgt durch Personen, die nichts mit Priestern zu tun haben. Der Grund für den sexuellen Mißbrauch ist die Mißachtung des Sechsten Gebots.
Arroyo wollte schließlich wissen, ob Müllers Entlassung als Glaubenspräfekt, und ein halbes Jahr zuvor schon die Entlassung von drei seiner Mitarbeiter an der Glaubenskongregation, mit „zu großer Härte gegen Mißbrauchstäter“ zu tun habe.
Kardinal Müller: Der Papst hat nie einen Grund für die Entlassung der drei Mitarbeiter oder meiner eigenen genannt. Ich muß aber sagen, daß diese Personen und auch ich immer den Prozeduren gefolgt sind, die eindeutig und klar sind. Wir sind nie Kompromisse eingegangen mit Priestern, die Männer, Frauen oder Kinder mißbraucht haben. Sie hatten nicht an den Altar zurückzukehren. Sie mußten in den Laienstand zurückversetzt werden. Diese Politik wurde von einigen Kardinälen und Bischöfen an der Römischen Kurie nicht immer gerne gesehen. Einige haben ein falsches Verständnis von Barmherzigkeit. Die Barmherzigkeit muß den Opfern gelten, und nicht den Tätern. Und mein Verständnis ist, daß ein Priester, der eine schwere Straftat begangen hat, nicht mehr zum Altar zurückkehren darf, weil er das Ebenbild Jesu Christi zu sein hat, und Jesus ist der Gute Hirte, der seiner Herde Gutes tut und nicht die Kinder oder andere Menschen ruiniert.
Generell zum Mißbrauchsskandal beharrte der Kardinal auf ordentliche, kanonische Verfahren. Es dürfe nichts intransparent geschehen oder vertuscht werden: