Zwei Ergänzungsgebete zum Rosenkranz: Fatima-Zusatz oder das „Salve Regina“? Veröffentlicht: 25. September 2019 | Autor: Felizitas Küble | Abgelegt unter: FATIMA und Thema SONNENWUNDER, Maria in Dogma und Kirche | Tags: Antiphon, Elend, Fatima-Zusatz, Frühmittelalter, Gottesmutter, Hermann der Lahme, Jesus, Reichenau, Salve Regina, Sei gegrüßt, Stundengebet, Tal der Tränen, Tradition, verbannte Kinder Evas
Von Felizitas Küble In dem oberschwäbischen Bauerndorf, in dem ich aufgewachsen bin, war es am Sonntag nach dem Mittagessen üblich, daß wir um 13 Uhr zum Rosenkranzgebet in die Kapelle gingen, wo meist über ein dutzend Gläubige versammelt waren.
Nach dem Rosenkranz beteten wir gemeinsam noch das Salve Regina (Sei gegrüßt, o Königin) als Abschluß.
Es hat mich trotz – oder wegen? – seiner etwas altertümelnden Sprache berührt, faszinierend und bewegt.
Dabei wußte ich damals nicht, daß es sich um ein ganz altehrwürdiges Marienlob handelt, das schon 1000 Jahre auf dem Buckel hat. Manche führen es sogar auf den berühmten und gelehrten Benediktiner-Mönch Hermann von Reichenau („Hermann, der Lahme“) zurück.
Es wurde jedenfalls schon im frühen Mittelalter gebetet – welch eine beeindruckende Überlieferung!
Hingegen ist der Fatima-Zusatz – der in manchen Kreisen auch zwischen den „Gesätzchen“ gebetet wird – gerade einmal 100 Jahre alt, also kein Vergleich mit dem Salve Regina.
Soll man nun sagen: Je älter, desto besser?
Nicht unbedingt von vornherein, obwohl ein höherer Alter natürlich das Traditionsargument auf seiner Seite hat.
Aber das ist es ja nicht alleine:
Das „Salve Regina“ ist nicht irgendein Privat-Gebet, sondern längst kirchenamtlich und liturgisch grundgelegt. In der Zeit nach Pfingsten bis zum 1. Advent ist es sogar die Schluß-Antiphon (= Hymnen-Gesang) im Stundengebet der Kirche.
Vielfach ist es üblich, das Salve Regina beim Begräbnis eines Priesters oder einer Ordensangehörigen zu singen.
Das kirchliche Bonifatiuswerk zählt es zu den „Grundgebeten“ der Kirche: https://beten-online.de/de/zentrale-gebe...gebet.5740.html
Somit hat das Salve Regina einen offiziellen Charakter – der Fatima-Zusatz hingegen nicht, er gehört auch nicht zur amtlichen Fassung des Rosenkranzes.
Papst Johannes Paul II. war gewiß ein Fatima-Anhänger (mehr als alle Päpste vor ihm), aber auch er hat – wenn er jahrelang am 1. Samstag im Monat den Rosenkranz über Radio Vatikan vorbetete – nicht ein einziges Mal die Fatima-Anrufung hinzugefügt.
Hier folgt nun der Text des „Salve Regina“ (so lautet der Titel auf lateinisch):
Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne, unsere Hoffnung, sei gegrüßt! Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas; zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tale der Tränen. Wohlan denn, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen uns zu, und nach diesem Elende zeige uns JESUS, die gebenedeite Frucht deines Leibes. O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria. Amen.
Der Einwand mancher moderner Theologen, dieses Gebet sei zu düster und pessimistisch („Tal der Tränen, Elend, verbannte Kinder Evas, trauernd und weinend“) ist oberflächlich und weltfremd.
Gerade die Tatsache, daß diese Anrufung unsere Nöte und Probleme so offen anspricht, daß es nichts schönredet, sondern auf jeden Kitsch verzichtet, aber trotzdem hoffnungsvoll und zuversichtlich hinweist auf JESUS, die gebenedeite (=gesegnete) Frucht aus dem Schoß Mariens, ist doch tröstlich, stärkend und ermutigend, auch weil sie den Blick in die Ewigkeit öffnet.
Ja, Maria ist die „Mutter der Barmherzigkeit“, denn Christus ist das menschgewordene Erbarmen Gottes – und Maria ist daher Gottesgebärerin.
Kurzum: Im Unterschied zum Fatima-Zusatz ist das Salve Regina ein uraltes, im Volke weit verbreitetes und kirchenamtliches Gebet.
Es gibt zudem weitere inhaltlich-theologische Gründe, warum sich der Fatima-Zusatz nicht für den Rosenkranz eignet. (Siehe hier: https://charismatismus.wordpress.com/201...nzgebet-gehort/)
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