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  • 06.01.2020 00:56 - Papst Franziskus mit Kardinal Marx: Wer hat welche Rolle im derzeitigen Pontifikat? Wer treibt, wer ist Getriebener?
von esther10 in Kategorie Allgemein.




Papst Franziskus mit Kardinal Marx: Wer hat welche Rolle im derzeitigen Pontifikat? Wer treibt, wer ist Getriebener?
(Rom) Papst Franziskus kündigte für 2020 den nächsten, revolutionären „Vorsatz“ an: das Verhältnis der katholischen Kirche zur Homosexualität zu „normalisieren“. Auch in diesem Punkt scheint er ein willfähriger Getriebener der Kirche in Deutschland.

Papst Franziskus gab am 16. Dezember, dem Tag seines 83. Geburtstages, zu verstehen, daß für das Jahr 2020 die „Normalisierung“ der Homosexualität auf seinem Programm steht. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München-Freising, folgte sogleich und verkündete die Revolution noch als vorgezogenes „Weihnachtsgeschenk“ 2019:

„Die Homosexualität ist normal“.

Die Abfolge bestätigt, was Insider schon lange sagen: Das Pontifikat von Papst Franziskus ist kein argentinisches Pontifikat, sondern ein deutsches – allerdings ein ganz anderes „deutsches“, als das seines Vorgängers Benedikt XVI.

Bestätigt wird diese Verknüpfung durch eine Vielzahl von „Kleinigkeiten“, auch solchen, wie der sofortigen Berichterstattung über die Marx’sche Ankündigung in Argentiniens führenden Pro-Bergoglio-Medien.

Die Frage, wer genau in welchem Ausmaß Treiber und wer Getriebener ist, wie genau also die Positionen zwischen diesen beiden Polen verteilt sind, läßt sich nicht exakt beantworten, ließe sich aber anhand zahlreicher Hinweise einigermaßen rekonstruieren. Bereits so folgt, daß es eine grundsätzliche Interessensübereinstimmung zwischen Papst Franziskus und dem tonangebenden Teil des deutschen Episkopats gibt. Trotz bleibender Unklarheiten im Detail läßt sich sagen: Papst Franziskus mag ein Getriebener sein, ein Opfer der Mehrheitsfronde der deutschen Bischöfe ist er aber nicht.

Die wichtigste argentinische Tageszeitung, Clarin, titelte in ihrer Ausgabe vom Vierten Adventssonntag:

„Die deutsche Kirche revolutioniert den Katholizismus und verkündet: ‚Die Homosexualität ist normal‘.

Der Artikel ist verziert durch ein großformatiges Bild des gewichtigen Kardinals Reinhard Marx, der nicht nur das entscheidende Wort in der Deutschen Bischofskonferenz spricht, sondern durch päpstliche Berufung auch Europa im derweil geschrumpften C9-Kardinalsrat vertritt. Die Schrumpfung dieses Beratergremiums erhöht das Gewicht der Verbliebenen.

Freilich: Auch im Fall von Kardinal Marx gilt wie etwa bei Kardinal Tagle, daß dessen Karriere von Papst Benedikt XVI. geebnet wurde. Dieser machte ihn 2008 zum Erzbischof von München-Freising und kreierte ihn 2010 zum Kardinal. Unter Benedikt XVI. waren – anders als nun unter Franziskus – Kardinalserhebungen noch absehbar, da mit bestimmten Bischofsstühlen verbunden. Dabei ist der Faktor der Simulation nicht zu unterschätzen, da manche Bischöfe sich unter Benedikt XVI. noch anders gaben als nun unter Franziskus. 2011, als ein Amtsverzicht von Benedikt XVI. noch nicht absehbar war, sprach Kardinal Marx in Mannheim von Homosexuellen noch als „gescheiterten und zerbrochenen Menschen“.

Der „synodale Weg“
Clarin schildert den „synodalen Weg“, den Kardinal Marx und seine Adlaten der „deutschen Kirche“ verordnen wollen. Ziel ist es, die Kirche zu revolutionieren. Die Agenda steht fest. Der Weg über die Synode ist lediglich unter Franziskus das bevorzugte Instrumentarium der Revolutionäre.
Franziskus verkündete bald am Beginn seines Pontifikats eine „Dezentralisierung“. Anfangs wußte man nicht recht, was er damit meinen könnte. Inzwischen weiß man es: die Bischofskonferenzen entscheiden, ob sie am überlieferten Verständnis des Ehesakraments festhalten oder nicht, den Bischofskonferenzen übertrug Franziskus Zuständigkeiten im Bereich der Liturgie und sogar der Glaubensdoktrin.

Kardinal Marx und andere deutsche Bischöfe, nicht zuletzt jene, die Franziskus ernannte, folgen dabei einer präzisen Vorgehensweise. Die Absprachen zwischen Berlin – München und Rom sind zwar in ihren Verästelungen nicht bekannt, doch der weitgehende Gleichklang ist offensichtlich, seit Papst Franziskus am 17. März 2013, beim ersten Angelus seiner Amtszeit, etwas bis dahin nicht Dagewesenes tat: Er lobte einen Kardinal und sprach über dessen Buch. Bei diesem Kardinal handelt es sich um Walter Kasper, den ehemaligen Vorsitzenden des Päpstlichen Einheitsrates, also des vatikanischen Ministers für die Ökumene und die Juden. Wesentlich wichtiger ist, daß Kasper zur innerkirchlichen Geheimgruppe von Sankt Gallen, genannt „die Mafia“, gehörte, die Jorge Mario Bergoglio als ihren Kandidaten auserkor, und daß Kasper Mitglied des vierköpfigen Teams Bergoglio (Austen Ivereigh) war, das beim Konklave 2013 die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst organisierte. Kasper ist inzwischen der einzige noch lebende Vertreter der innerkirchlichen „Viererbande“. Kardinal Murphy-O’Connor verstarb 2017, Kardinal Lehmann 2018 und Kardinal Danneels, der 2015 in einem euphorischen Moment die Selbstbezeichnung der Geheimgruppe von Sankt Gallen als „Mafia“ enthüllte, verstarb im März 2019.

Das präzedenzlose Lob, nur wenige Tage nach seiner Wahl, bezog sich formal zwar auf Kaspers Buch über die „Barmherzigkeit“, ein Stichwort, das zentrale Bedeutung im neuen Pontifikat erhalten sollte, doch in Wirklichkeit darf man darin einen Dank für seine Wahl zum Papst erkennen und auch schon eine Vorwegnahme der Ausrichtung dieses Pontifikats – an dem Deutschen Kasper.

Die „deutsche Agenda“
Seither arbeitet Franziskus eine „deutsche Agenda“ ab, vom saloppen, von manchen als despektierlich empfundenen Umgang mit kirchlichen Gewohnheiten, über den ersten großen, im Sommer 2013 verkündeten Programmpunkt der Anerkennung light von Scheidung und Zweitehe (Drittehe usw.) bis zur Interkommunion, der Abschaffung des priesterlichen Zölibats und – ja und – bis zum ersten, aufsehenerregenden Schritt zur „Normalisierung“ der Homosexualität durch seinen berühmt-berüchtigten Satz „Wer bin ich, um zu urteilen?“ auf dem Rückflug vom Weltjugendtag Ende Juli 2013.



Kardinal Marx, Papst Franziskus: Wer umarmt wen?
Wie genau also Zusammenwirken und Wechselwirkung zwischen der Mehrheitsfronde der deutschen Bischöfe und Franziskus auch funktionieren mag, erkennbar ist eine öffentliche Vorgehensweise:

das Programm stammt aus dem deutschen Sprachraum und ist meist schon einige Jahrzehnte alt, weshalb die Bezeichnung als kirchliche 68er-Agenda durchaus zutreffend ist;
hinter den Kulissen erfolgt starkes Lobbying in Rom, während im deutschen Sprachraum die öffentliche Meinung präpariert wird; Umwege, beispielsweise über den Amazonas, sind dabei inklusive;
den ersten, sichtbaren Schritt zur Umsetzung der „deutschen Agenda“ setzt allerdings Papst Franziskus;
die deutschen Bischöfe, ob kollektiv, gruppenweise oder einzeln, preschen sofort nach, sobald grünes Licht aus Rom kommt, und bilden damit den offenen Rammbock für den Weltepiskopat.
Kleine Abweichungen wie jene, daß die Richtlinien der Bischöfe der Kirchenprovinz Buenos Aires von Franziskus für wegweisend bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten erklärt wurden, bestätigen die Regel. Franziskus war es beispielsweise, der Ende 2015 den ersten Schritt bei der Zulassung protestantischer Ehegatten zur Kommunion setzte mit seiner gewundenen, kryptischen Nein-Jein-Ja-Antwort bei seinem Besuch der lutherischen Kirche von Rom. Die Mehrheit der Deutschen Bischofskonferenz stieß Anfang 2018 mit einer „Handreichung“ nach. Kardinal Ladaria Ferrer SJ, Präfekt der Glaubenskongregation, begehrte zwar dagegen auf, wurde aber von seinem Ordensmitbruder Franziskus zurückgepfiffen – natürlich ganz inoffiziell.

Bischof Jung von Würzburg, gerade erst von Franziskus ernannt, preschte im Juli 2018 vor und schuf Fakten, weitere deutsche Bischöfe folgten.

Deutsche Bischöfe als „progressive Avantgarde“
Clarin stellt es so dar, daß die deutsche Kirche in der Weltkirche als „progressive Avantgarde“ agitiert mit dem Ziel, den „Weltkatholizismus zu revolutionieren“. Das „verschärfe für Franziskus, der als Papst „Garant der Einheit von 1.200 Millionen der Getauften“ ist, den Konflikt mit den „konservativsten und traditionalistischen Sektoren“ der Kirche.

Wörtlich:

„’Die Homosexualität ist normal‘, erklärt die Mehrheit der Bischöfe von Deutschland, die ein Ende der Verbote verlangt und eine Grundsatzänderung fordert.“

Und weiter:

„Die deutschen Bischöfe wollen einen ‚verbindlichen synodalen Weg‘ und haben das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in den Prozeß eingebunden, die wichtigste Vereinigung der Laien, deren Vorsitzender Professor Thomas Sternberg ist. Die Laien fordern die Zulassung der Frauen zum Priestertum, darunter die 14.000 Ordensfrauen, das Ende des verpflichtenden Zölibats für die 13.285 Priester und die Segnung der Homo-Ehe in den 10.045 Pfarreien.“

Darauf folgt in der argentinischen Tageszeitung ein Opfer-Narrativ. „Im Vatikan“ versuche man, gegen diese Bestrebungen „Barrikaden“ zu errichten, „aber es wird schwierig“, denn die „rund 30 deutschen Bischöfe“ verlangen „schon seit langem“ Änderungen.

Erstaunlicherweise erwähnt die Zeitung, daß sich „die Protestanten“, womit die Landeskirchen gemeint sind, „im Land Luthers“ noch „drastischer“ verringern als die Katholiken. Dieser Verweltlichungsprozeß in den historischen Gemeinschaften der Reformation ist seit langem zu beobachten, ohne bisher aber eine abschreckende Wirkung auf modernistische Kreise in der katholischen Kirche zu entfalten.

Clarin bestätigt die erwähnte Strategie:

„Die Synoden sind Instrumente für die Reformen.“

Das Problem Schisma
Es gebe dazu nur ein Problem:

„Das Problem ist, wie weit vorrücken, ohne Brüche zu verursachen.“

Das sei der konkrete (und offenbar einzige) Einwand von Franziskus gegen den „deutschen Weg“, laut der argentinischen Tageszeitung. Gemeint ist die Gefahr von Spaltungen. Das Wort Schisma wird im Artikel zwar nicht erwähnt, doch Papst Franziskus tat dies bereits zweimal ganz konkret. Zunächst schloß er vor drei Jahren nicht aus, als Papst in die Geschichte einzugehen, unter dem es zu einem Schisma gekommen sein wird. Im vergangenen September erklärte er, ein Schisma natürlich nicht anzustreben, aber auch nicht zu fürchten.



Das zweite, das „andere“ deutsche Pontifikat des 21. Jahrhunderts
Einige Kommentatoren sahen darin eine Warnung an die unduldsame Fronde um Kardinal Marx. Was ein klein wenig auch zutreffen mag, insoweit Franziskus die Kontrolle über die von ihm angestoßenen „irreversiblen Prozesse“ behalten will. Wahrscheinlich, sehr viel wahrscheinlicher sogar, richtete sich die Warnung an die „konservativsten und traditionalistischsten Sektoren“ in der Kirche, wie Clarin sie nennt. Auch deutsche Medien finden für diese „Sektoren“ meist nur abschätzige Adjektive. Auch bei diesen Ausgrenzungsversuchen, die mediale Betitelung beabsichtigt nichts anderes, gibt es viel Übereinstimmung zwischen Kreisen inner- und außerhalb der Kirche. Auf dem Spiel steht nicht nur das Kirchenverständnis, sondern nichts weniger als die Kontrolle über die Kirche.

Als „Anführer der Opposition“ gegen den „mächtigen“ Kardinal Marx nennt Clarin Kardinal Gerhard Müller, den von Benedikt XVI. ernannten und von Franziskus abgesetzten Präfekten der Glaubenskongregation. Diesen deutsch-deutschen Konflikt bezieht die argentinische Tageszeitung nicht nur auf die „deutsche Kirche“, sondern auf die Weltkirche. Die Amazonassynode machte das deutsche Gewicht im vergangenen Oktober deutlich: Hinter der exotischen Regenwaldsynode standen von Anfang an kirchliche Kreise des deutschen Sprachraumes. Der Umweg über den Amazonas war nur ein taktisches Manöver zur Verschleierung. So verwechselte der österreichische Pastoraltheologe Paul Zulehner vor wenigen Tagen nicht zufällig das niederösterreichische Waldviertel mit dem Amazonas. Die geographischen Kenntnisse stimmen schon. Die Amazonasindios werden von diesen Kirchenkreisen lediglich mißbraucht, um gegen den priesterlichen Zölibat vorzugehen. Die demonstrativen Antikolonialisten sind in Wirklichkeit Neokolonisten. Ein Hang, der sich auch bei Franziskus erkennen läßt.

Wie groß ist die Gefahr aber wirklich, daß es 500 Jahre nach Luther zu einem neuen deutschen Schisma kommt? Ziemlich, allerdings nur unter Bedingungen, und dazu gehört die Garantie der deutschen Politik, an der Kirchensteuer nicht zu rütteln, denn sonst ist der schismatische Spuk schnell vorbei. Ziemlich auch deshalb, weil im Gegensatz zu 1520 – es lohnt immer ein Blick in die Geschichte – im Jahr 2020 kein kirchentreuer Kaiser mehr die deutschen Bischöfe davon abhält, schismatisch zu werden.

Zudem gibt es noch die Ironie der Geschichte: Eine solche wäre es, wenn nach dem Luther-Jahr 2017 die Lutheraner ihren Gründervater politisch korrekt entsorgen, was de facto schon geschehen ist, und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Mehrheit der katholischen, deutschen Bischöfe zu Schismatikern und wohl auch Häretikern werden.

https://katholisches.info/2019/12/23/nac...omo-revolution/

Text: Giuseppe Nardi
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https://www.corrispondenzaromana.it/noti...e-lui-la-vuole/

Bild: VaticanNews/Vatican.va (Screenshot)



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